Nadiem Amiri erfüllt die Erwartungen bei der TSG 1899 Hoffenheim und will an seine starke Leistung anknüpfen - © © gettyimages / Matthias Hangst
Nadiem Amiri erfüllt die Erwartungen bei der TSG 1899 Hoffenheim und will an seine starke Leistung anknüpfen - © © gettyimages / Matthias Hangst

Hoffenheims Amiri: "Den Schweinehund überwinden"

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Sinsheim - Natürlich war Nadiem Amiri zufrieden. Er hatte sein erstes Bundesligator geschossen und die zwei anderen der TSG 1899 Hoffenheim beim 3:3 gegen Borussia Mönchengladbach vorbereitet. Dass dieser 19 Jahre junge Offensivspieler ein großes Talent ist, steht außer Zweifel.

Auch Markus Gisdol, der vor vier Spieltagen von Huub Stevens als Trainer der TSG abgelöst worden war, hielt große Stücke auf den technisch starken Amiri. Der 1996 in Ludwigshafen geborene deutsche U 20-Nationalspieler mit afghanischen Wurzeln lernt schnell. Vor dreieinhalb Jahren lotste ihn der heutige TSG-Sportdirektor Alexander Rosen vom SV Waldhof Mannheim nach Hoffenheim. Nach dem Weggang von Roberto Firmino im Sommer zum FC Liverpool trauten die Hoffenheimer Verantwortlichen dem auch mit Antreiberqualitäten ausgestatteten Rechtsfuß zu, mittelfristig die Lücke auf der Zehnerposition zu schließen, die der brasilianische Nationalspieler hinterlassen hat.

"Wir sollen mit Herz und Leidenschaft spielen"

Frage: Trotzdem: 3:3 nach einer 3:1-Führung fühlt sich für die Mannschaft jetzt eher an wie ein Niederschlag, oder?

Amiri: Ja, das ist natürlich bitter, die Führung zuhause noch abgegeben zu haben. Aber ich denke, im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein. Auf diese Leistung können wir aufbauen, so kommen wir unten raus.

Frage: Was haben Sie gefühlt beim 3:3-Ausgleich?

Amiri: Das war ganz bitter für mich. Ich bin auch gleich auf den Boden gefallen, ich konnte es nicht glauben. Das passt aber zu unserer Situation.

Frage: Wie haben Sie sich das Vertrauen von Trainer Stevens erarbeitet?

Amiri: Ich gebe in jedem Training und in jedem Spiel, in dem ich spielen darf, richtig Gas. Ich denke, dass dass ich das in in den letzten Wochen auch gemacht habe, was der Trainer wollte. Umso glücklicher bin ich, dass ich wieder spielen durfte und es ihm zurückzahlen konnte.

Frage: Was hat der Trainer denn von Ihnen verlangt?

Amiri: Er meint immer, ich soll frech sein, ich hätte nichts zu verlieren, ich sei jung. Er sagt, ich darf Fehler machen, ich soll mir etwas zutrauen.

Frage: War das bisher das beste Saisonspiel der TSG?

Amiri: Ich denke schon, Gladbach ist eine Champions-League-Mannschaft in einer momentan überragenden Verfassung. Wir hatten sie aber am Rande einer Niederlage und darauf können wir aufbauen.

"Die Mannschaft gibt mir das Vertrauen"

Frage: Wie arbeitet Huub Stevens mit Ihnen?

Amiri: Herr Stevens hat natürlich wahnsinnig viel Erfahrung. Ich spüre das Vertrauen von ihm, er verlangt immer alles, auch im Training. Er will, dass wir mit Herz und Leidenschaft spielen.

Frage: Sie waren schon in der vergangenen Rückrunde nah dran an der ersten Elf. Glauben Sie, die Leistung gegen Gladbach war so etwas wie ein Durchbruch für Sie?

Amiri: Ich hoffe es. Aber wenn ich nächste Woche auf der Bank sitze, ist das auch nicht schlimm. Ich bin jung, ich muss immer lernen, immer weitermachen und mit Rückschlägen umgehen können.

Frage: Der Punkt hilft der TSG in der Tabelle nicht weiter. Wie bewerten Sie das Restprogramm mit den Spielen in Ingolstadt, gegen Hannover und in Schalke?

Amiri: Jeder Gegner ist zu schlagen. Ingolstadt spielt eine super Saison, ist ein ekliger Gegner. Aber ich denke, wenn wir wieder mit derselben Leidenschaft spielen wie gegen Gladbach, werden wir auch dort was mitnehmen.

Frage: Der Trainer sagt, Sie sollen frech spielen. Was sagen die Mitspieler?

Amiri: Die Mannschaft gibt mir im Training das Vertrauen, das spüre ich. Sie sagen ich soll mir etwas zutrauen, kann Fehler machen. Aber im Spiel denke ich darüber nicht so nach, ich probiere es einfach. Ich muss der Mannschaft danken, ohne sie hätte ich eine solche Leistung nicht bringen können.

Frage: Sie waren mit 11, 1 Kilometer der Spieler, der am meisten gelaufen ist gegen Gladbach. Kraftprobleme in der Bundesliga kennen Sie wohl nicht, oder?

Amiri (lacht):Nein, also laufen kann ich. Aber ich hatte Probleme schon vor dem Spiel Probleme in der Wade, deshalb bin ich in der Halbzeit akupunktiert worden. Man muss den inneren Schweinehund überwinden können.

Das Interview wurde aufgezeichnet von Tobias Schächter