Timm Klose (r.) und seine Nebenleute bekamen Wolfsburgs Matchwinner Mario Mandzukic (l.) nicht in den Griff
Timm Klose (r.) und seine Nebenleute bekamen Wolfsburgs Matchwinner Mario Mandzukic (l.) nicht in den Griff

Im Soll, aber unzufrieden

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Wolfsburg - Vor der Saison 2010/11 hatte wohl jeder Experte den 1. FC Nürnberg auf der Liste seiner Abstiegskandidaten. Am Ende schrammte der "Club" nur knapp an einem Europapokalplatz vorbei.

Nach dem Aderlass mit den Abgängen der Leistungsträger Julian Schieber, Ilkay Gündogan, Mehmet Ekici, Andreas Wolf und Publikumsliebling Marek Mintal im Sommer wurde die "Fahrstuhlmannschaft" (Rekordabsteiger mit sieben Abstiegen in der Bundesliga-Geschichte) auch im dritten Jahr nach dem letzten Wiederaufstieg wieder als Abstiegskandidat gehandelt.

"Ziel ist der Klassenerhalt"

Höhere Ambitionen haben auch die Verantwortlichen trotz Platz 6 in der Vorsaison nicht. "Wir müssen unsere Erwartungshaltung an diese junge Truppe etwas zurücknehmen. Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Dafür wollen wir so schnell wie möglich 40 Punkte", stellte Trainer Dieter Hecking vor der Partie beim VfL Wolfsburg klar.

Gegen den Tabellen-Nachbarn fielen im Defensivbereich neben Torwart Raphael Schäfer auch noch die erfahrenen Abwehrrecken Javier Pinola und Per Nilsson aus. Hecking, der seit er im Dezember 2009 die Mannschaft übernahm, 14 Spielern zwischen 18 und 23 Jahren zum Bundesliga-Debüt verholfen hat, sah sich gezwungen, vor Ersatztorwart Alexander Stephan die wohl jüngste Viererkette der Bundesliga-Historie aufzubieten.

Mit "Kinderriegel" gegen Wolfsburg

Philipp Wollscheid, Marvin Plattenhardt, Timothy Chandler und Timm Klose bringen es im Schnitt gerade mal auf ein Durchschnittsalter von 21,8 Jahren. Treffend wurde im "ZDF-sportstudio" von einem "Kinderriegel" gesprochen.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mit 23 Jahren mal der älteste Spieler in der Abwehrkette sein würde", wunderte sich Timm Klose. Die Nürnberger haben nach einem Viertel der Saison elf Punkte auf dem Konto - sind also voll im Soll.

Trotzdem ist Klose mit dem Saisonauftakt nicht zufrieden. "Wir haben schon zu viele Punkte unnötig liegen lassen. Gegen Mainz haben wir eine Zwei-Tore-Führung verspielt und auch gegen Bremen war mehr drin", ärgerte sich der Schweizer Nationalspieler in einem Gespräch mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Klose, die Zuschauer haben zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. Wie beurteilen Sie die Partie?

Timm Klose: Wir sind in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel gekommen. Der Trainer hat die Fehler in der Pause angesprochen, und dann lief es ja auch besser. Da hatte Wolfsburg doch bis auf den Elfmeter keine Torchance mehr. Wir haben hinten gut gestanden und nur noch Weitschüse zugelassen.

bundesliga.de: Und doch noch durch einen Elfmeter 1:2 verloren...

Klose: Richtig. Das war Wolfsburgs einzige Chance nach der Pause. Aber trotzdem hatten wir genug Chancen, das Spiel zu gewinnen. Als Alexander Esswein allein auf Diego Benaglio zulief, hatte ich mich schon über das Tor gefreut. Mein Kopfball hätte ein wenig platzierter kommen müssen... Und wir hatten noch weitere Großchancen. Aber man muss auch anerkennen, dass Diego einen saustarken Tag erwischt hat. Es ist bitter, dass wir heute mit leeren Händen dastehen. Wir hätten hier heute mehr als einen Punkt mitnehmen können.

bundesliga.de: Ist die junge Mannschaft eventuell noch zu unerfahren?

Klose: Wir müssen sicherlich lernen, in einigen Situationen abgezockter werden. Aber das kommt sicher noch.

bundesliga.de: Der "Club" spielte mit einer Vierer-Abwehrkette, die im Schnitt 21,8 Jahre jung war, vielleicht die jüngste der Bundesliga-Geschichte...

Klose(lacht): Daran hätte ich auch nie gedacht, dass ich mit 23 Jahren mal der älteste Spieler in der Abwehrkette sein würde. Aber dafür haben wir insgesamt doch recht gut gestanden.

bundesliga.de: 40 Punkte sind das erklärte Ziel. Nach einem Viertel der Saison hat Nürnberg elf Punkte, ist also voll im Soll. Kann man von einem positiven Saisonauftakt sprechen?

Klose: Nein, dafür haben wir schon zu viele Punkte unnötig liegen lassen. Gegen Mainz haben wir eine Zwei-Tore-Führung verspielt und auch gegen Bremen war mehr drin.

bundesliga.de: Was muss denn besser werden?

Klose: Wir müssen weiter hart arbeiten und wieder dahin kommen, wo wir zu Saisonbeginn waren. In der zweiten Halbzeit haben wir an die Leistung der ersten sechs Spiele angeknüpft. Darauf müssen wir aufbauen und das wieder über 90 Minuten schaffen. Am besten schon am nächsten Wochenende gegen Stuttgart.

Das Gespräch führte Jürgen Blöhs