Manuel Neuers Parade gegen Harvard Nordtveit war der Schlusspunkt eines packenden Halbfinals
Manuel Neuers Parade gegen Harvard Nordtveit war der Schlusspunkt eines packenden Halbfinals

"Ich hatte keinen Zettel"

xwhatsappmailcopy-link

Mönchengladbach - Der FC Bayern München hat durch einen 4:2-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach nach zuvor 120 torlosen Minuten das Pokalendspiel erreicht, in dem am 12. Mai Borussia Dortmund der Gegner sein wird.

Bayern-Torhüter Manuel Neuer avancierte dabei im Borussia-Park zum Matchwinner. Erst parierte er zwei hundertprozentige Torchancen vom Marco Reus, dann behielt er im Elfmeterschießen die Nerven. Nach dem Krimi war der Nationalkeeper natürlich ein gefragter Mann.

Frage: Manuel Neuer, herzlichen Glückwunsch zum Einzug ins Pokalfinale. Wie haben Sie das entscheidende Elfmeterschießen erlebt?

Manuel Neuer: Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir das Spiel schon vor dem Elfmeterschießen entschieden hätten. Das war dann Glückssache. Wir hatten vorher gute Torchancen, die Gladbacher aber auch. Deshalb kann man nicht sagen, dass eine Mannschaft den Sieg verdient hatte. Wir sind froh, dass wir es am Ende geschafft haben und dass wir so gute Schützen haben. Für mich und die gesamte Mannschaft stand fest, dass wir weiterkommen wollen. Wir wollten ins Finale nach Berlin. Das haben wir geschafft.

Frage: Wie hatten Sie sich vorher auf ein mögliches Elfmeterschießen vorbereitet?

Neuer: Den einen oder anderen Tipp habe ich von Toni Tapalovic (Torwart-Trainer des FC Bayern, Anm. d. Red.) bekommen. Ich hatte mir schon vorher die Gladbacher Elfmeter angeschaut. Bei den ersten Schützen wie Daems weiß man, wo die hinschießen. Normalerweise schießt Daems flach, diesmal aber hat er etwas höher gezielt. Deshalb konnte ich ihn nicht halten. Aber ich war schon dran. Vom Nordtveit wussten wir nichts, weil der noch keinen Elfmeter geschossen hatte. Da musste ich mich auf mein Gefühl verlassen. Ich habe gesehen, dass der ter Stegen einen Zettel hatte, aber ich hatte keinen. Ich habe mit Toni Tapalovic kommuniziert.

Frage: 7:1, 7:0, 6:0 und jetzt im Pokalfinale. Die Bayern scheinen wieder auf einem richtig guten Weg zu sein.

Neuer: Das stimmt. Wir sind auf einem guten Weg, aber wir müssen aufpassen und dürfen jetzt nicht nachlassen. Wir haben uns gegenüber unserem Auftritt im Januar hier (1:3 zum Rückrundenauftakt, Anm. d. Red.) deutlich gesteigert. Das waren zwei verschiedene Mannschaften. Gladbach ist eine starke Mannschaft und schwer zu spielen. Wir können glücklich und zufrieden sein, dass wir das Finale erreicht haben.

Frage: Im Finale geht es gegen Borussia Dortmund. Ist das für Sie ein besonderes Spiel?

Neuer: Ein Finale in Berlin ist immer ein besonderes Spiel. Da treffen die beiden derzeit besten Mannschaften in Deutschland aufeinander. Es wird ein richtiger Kracher.

Frage: Wie sind Sie nach Ihrer Vorgeschichte und den beiden Patzern gegen die Borussia in das Spiel gegangen. Standen Sie unter besonderer Anspannung?

Neuer: Deswegen nicht. Wir standen im Pokalhalbfinale und wollten unbedingt nach Berlin. Ich habe nicht an die Situationen aus denen Spielen davor gedacht. Es waren damals einfach Situationen, die unglücklicherweise passiert sind und die ich nicht extra gemacht habe. Es ist doppelt schön, dass wir diesmal gewonnen haben.

Frage: Sind Sie ein bisschen zum Helden geworden?

Neuer: Nein, das glaube ich nicht. Die ganze Mannschaft ist der Held. Wir sind ins Pokalfinale eingezogen, da muss kein einzelner Spieler hervorgehoben werden.

Frage: War das Ihr bestes Spiel im Bayern-Dress?

Neuer: Das weiß ich nicht. Ich habe auch schon in anderen Spielen gute Bälle gehalten.

Frage: Sind Sie jetzt endlich richtig in München angekommen?

Neuer: Nein, das war ich vorher schon. Ich bin voll akzeptiert und fühle mich in der Mannschaft wohl.

Frage: Was macht den Motivator Jupp Heynckes aus?

Neuer: Wir wussten, worum es geht. Er ist erfahren genug und weiß, worauf es in solchen Spielen ankommt. Dementsprechend hält er die Besprechungen und Spielvorbereitungen ab. Wir wissen genau, woran wir sind.

Frage: Wie geht es nun gegen Hannover und Marseille weiter?

Neuer: Das werden wir sehen. Fest steht auf jeden Fall: Wir dürfen uns nicht ausruhen. Wir müssen dran bleiben und dürfen nicht glauben, dass es von alleine so weitergeht. Das haben wir schon in der Hinrunde ein bisschen zum Ende hin verpasst, weil uns vielleicht die vielen klaren Erfolge ein bisschen geblendet haben.

Frage: Wie groß ist der Glaube an drei Titel?

Neuer: Der Glaube an einen ist größer geworden.

Frage: Und an drei?

Neuer: Der ist dadurch gestiegen, dass wir in Berlin angekommen sind.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski