Am 1. Spieltag scheiterte Vedad Ibisevic in der 88. Minute als Gefoulter per Strafstoß an Diego Benaglio
Am 1. Spieltag scheiterte Vedad Ibisevic in der 88. Minute als Gefoulter per Strafstoß an Diego Benaglio

Ibisevic, Robben & Co.: Der Gefoulte und der Strafstoß

xwhatsappmailcopy-link

München - Vedad Ibisevic wird im Strafraum gefoult. Ein Pfiff: Elfmeter! Und jetzt? "Als Gefoulter soll man nicht selbt schießen", geht so manchem der über 17.000 Zuschauern in Fürth durch den Kopf. Doch der etatmäßige Stuttgarter Schütze Ibisevic pfeift drauf.

"Immer besser, wenn man nicht selbst antritt"

Ibisevic schnappt sich den Ball und donnert in die Mitte - und Wolfgang Hesl im Tor der Fürther pariert den Schuss. "Der Elfmeter war eine klare Sache, aber leider hat sich der Torhüter wohl zu gute Infos über mich eingeholt", sagte Ibisevic. Immerhin verwertete Shinji Okazaki den Abpraller zum 1:0-Siegtreffer. Dennoch bleibt für Ibisevic der Makel des verschossenen Elfmeters, schon sein zweiter in dieser Spielzeit. Am 1. Spieltag scheiterte er am Wolfsburger Schlussmann Diego Benaglio und setzte den Nachschuss neben das Tor, auch damals trat der Bosnier als Gefoulter selbst an.



"Ich bin selbst gefoult worden. Dann ist es immer besser, wenn man nicht selbst antritt." In Dortmund, wo Kuba jüngst für Robert Lewandowski überließ, ist die alte Fußballer-Regel noch etwas wert - Lewandowski verwandelte. Und auch Stuttgarts Ibisevic scheint ein Beleg dafür zu sein, dass ein Körnchen Wahrheit in dieser Weisheit steckt. Neben seinen zwei Fehlschüssen kann der Bosnier auch zwei verwandelte Elfmeter in dieser Saison vorweisen - beide Male war zuvor ein Mitspieler elfmeterwürdig gefoult worden.

Den zwei Fehlschüssen Ibisevic' stehen in dieser Saison zwei verwandelte Strafstöße von Freiburgs Daniel Caligiuri und Diego gegenüber. Die Quote der Elferstützen, die nichts auf die Regel gaben, steht also bei 50 Prozent. Für den Wolfsburger Diego ist es jedoch keine Selbstverständlichkeit, als Gefoulter den anschließenden Strafstoß in die Maschen zu dreschen.

Wiederholungstäter Diego



Schon drei Mal vergab der Brasilianer in der jüngeren Vergangenheit auf diese Weise vom Punkt. Im Februar vergangenen Jahres donnerte er in Hannover den Ball an den Querbalken. "Jeder kann Elfmeter verschießen, damit habe ich kein Problem", sagte sein damaliger Trainer Steve McClaren. Allerdings habe sich Diego eigenmächtig die Kugel geschnappt und statt des eigentlich vorgesehenen Schützen Patrick Helmes den Strafstoß ausgeführt. Darüber hinaus scheiterte er für Bremen gegen seinen jetzigen Club 2006 ebenfalls am Aluminium, zwei Jahre später parierte Robert Enke in Bremen gegen den brasilianischen "Selbstschützen".

In den Spielzeiten 2006/07 und 2007/08 zeichneten sich die zu Fall gebrachten Spieler durch besondere Erfolglosigkeit beim anschließenden Strafstoß aus: Mit 25 beziehungsweise 40 Prozent war in besagten Spielzeiten die Quote äußerst gering - im Vergleich zu den vergangenen zwölf Jahren ist diese Bilanz eher die Ausnahme, als die Regel. Von 00/01 bis 12/13 haben die "Selbstschützen" mit 68,75 eine überdurchschnittliche Erfolgsquote aufzuweisen. 2004/05 waren es bei acht Schützen sogar 100 Prozent.

Ein Fehlschuss, der in Erinnerung bleibt



In den zurückliegenden beiden Spielzeiten widerlegten die Strafstoß-Schützen eindrucksvoll die These, dass der Gefoulte niemals selbst antreten dürfe, noch eindrucksvoller: 82,35 Prozent der Elfmeter landeten im Netz - neben Diego verschossen einzig Srdjan Lakic und Arjen Robben.

Jedoch bleibt ein Fehlschuss, wie der des Niederländers in Dortmund am 11. April dieses Jahres, besonders im Gedächtnis. Robbens vergebene Chance zum 1:1-Ausgleich war eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft. "Es tut mir wirklich leid, für die Mannschaft und für die Fans", sagte Robben, für den es nur ein schwacher Trost sein dürfte, dass er statistisch gesehen nur eine Ausnahme darstellt.

Maximilian Lotz