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Kraftvoller Jubel: Aaron Hunt feiert seinen Siegtreffer gegen Mainz vor der Fankurve
Kraftvoller Jubel: Aaron Hunt feiert seinen Siegtreffer gegen Mainz vor der Fankurve

Hunt voraus!

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Bremen - Endlich konnte es Aaron Hunt herauslassen. Er spurtete vor die Ostkurve, dorthin, wo die emotionalsten Bremer Anhänger stehen, und vollführte einen explosiven Jubelhüpfer mit eingesprungener Siegerfaust.

"Wussten immer, welches Potenzial er hat"

Und Aaron Hunt brüllte dabei seine Erleichterung so laut hinaus, dass man meinen konnte, es wäre selbst durch das mächtige Getose der Werder-Fans hindurch noch im ganzen Weserstadion hörbar gewesen. Sie hörten nicht auf, seinen Namen zu rufen, und Aaron Hunt genoss diesen Moment der Anerkennung. Er hatte lange darauf gewartet. Und es war sicherlich kein Zufall, dass er nach seinem erlösenden 2:1-Treffer gegen den 1. FSV Mainz 05 () zur Ostkurve rannte. Denn es ist noch nicht lange her, da waren Aaron Hunt ganz andere Töne von dort entgegengeschlagen.



Ausgepfiffen, gar ausgebuht wurde Hunt noch in der letzten Saison bei jeder Aktion, die ihm daneben ging. Und das von den eigenen Leuten. Viele nahmen Hunt übel, dass er unter seinen Möglichkeiten spielte und keine Verantwortung in der Mannschaft übernahm. So lange schon spielte Hunt mit der Raute auf der Brust, seit 2005 bereits, und damit länger als jeder andere Bremer derzeit. Doch der Offensiv-Wirbler hatte nur selten gezeigt, was in ihm steckt. Besonders dann nicht, wenn es drauf ankam. "Er verschwand immer wieder in der zweiten Reihe", meinte sein Trainer Thomas Schaaf, der manchmal schier an ihm verzweifelte. Hunt fühlte sich im Hintergrund wohler, und öffentlich reden mochte er auch nicht so gerne.

Doch im Umbruchjahr bei Werder gibt es nun keine Ausflüchte mehr. "Wir haben so viele junge Spieler, da bin ich schon einer der ältesten", sagt Hunt mit seinen 26 Jahren, "da muss ich einfach auf und neben dem Platz Verantwortung übernehmen." Er tut es endlich, und Hunt wird mit jedem Spieltag sicherer und selbstbewusster. Die Kapitänsbinde, die er vom verletzten Clemens Fritz übernommen hat, scheint ihn zusätzlich zu beflügeln. Wie gegen Mainz. "Wir wussten immer, welches Potenzial er hat", freute sich Schaaf, "jetzt stellt er sich endlich den Aufgaben, die wir ihm zugedacht haben. Man kann ihm nur gratulieren." Laufstark, einsatzfreudig, technisch versiert, einfach gereift - das ist "Aaron Hunt reloaded". Beide Bremer Treffer erzielte er, war zudem Antreiber und Organisator im Mittelfeld und traute sich, nach einem schwierigen Spiel kurz vor Schluss den Freistoß direkt aufs Mainzer Tor zu ziehen.

Mainz hadert mit den verpassten Chancen



"Den hätte Christian halten können", murrte FSV-Coach Thomas Tuchel hinterher und meinte seinen Keeper Christian Wetklo. Es war ein bitterer Abend für die Mainzer gewesen, die sich wacker verkauft hatten mit den jüngsten Erfolgen im Rücken und sich etliche Chancen herausspielten. Doch auch wenn Adam Szalai ein Mal Torhüter Sebastian Mielitz überwand, so blieb es für den mit Bayerns Mario Mandzukic derzeit besten Torjäger der Liga eben bei diesem einen Treffer. "Das ist extrem nervig", ärgerte sich der Ungar, "da ist mir auch die Torjägerliste egal - wir haben wieder den Sieg auf dem Fuß gehabt und machen es nicht." Auch Andreas Ivanschitz war mit der Niederlage nach zuletzt zehn Punkten aus vier Spielen bedient: "Ich bin einfach nur enttäuscht, dass wir für unsere gute Leistung nichts bekommen haben." Der Österreicher hatte fünf Mal aufs Tor geschossen, genauso oft wie Hunt.

Und so sprach man im Lager der Bremer dann hinterher auch viel von Glück. Aber von Glück, das sie sich erarbeitet hatten. Allen voran ihr starker Kapitän. "Das war ein glücklicher Sieg, für den wir uns nicht schämen müssen", sagte Werder-Chef Klaus Allofs. Gegen Dortmund und Hannover hatten die Hanseaten noch zu wenig aus ihren Möglichkeiten gemacht, sich ebenso von Augsburg und Fürth düpieren lassen. Doch dank des geglückten Sieges machten die Bremer einen enormen Sprung in der Tabelle von Rang 12 auf 7. "Europapokal, Europapokal" schallte es aus der Ostkurve. Wenn sich sogar ein Aaron Hunt noch ändern kann, dann hält man in Bremen wieder alles für möglich.

Aus Bremen berichtet Petra Philippsen