Kapitän David Jarolim (hinten) gehörte gegen Gladbach wieder einmal zu den Aktivposten seiner Mannschaft
Kapitän David Jarolim (hinten) gehörte gegen Gladbach wieder einmal zu den Aktivposten seiner Mannschaft

Humpelnd die weiße Weste verspielt

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Dass der Hamburger SV irgendwann seine weiße Weste verlieren würde, davon war auszugehen. Dass die "Rothosen" die erste Saisonniederlage im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach kassieren würden, damit hatte aber wohl kaum jemand gerechnet. Mit 3:2 entführten die "Fohlen" drei Punkte aus der HSH Nordbank Arena.

"Wir haben Gladbach nie so im Griff gehabt, als dass wir hätten sagen können: 'Das wird ein ruhiger Tag für uns'", erklärte Hamburgs Marcell Jansen nach der Pleite gegenüber bundesliga.de.

Jansen glaubt aber nicht, dass die Niederlage gegen seinen Ex-Club den HSV aus der Bahn werfen wird. "Es ist der erste Rückschlag in der Liga und schon am Donnerstag können wir zeigen, dass wir es besser können", so Jansen in Anspielung auf das anstehende Europa-League-Duell gegen Celtic Glasgow.

Boateng schleppt sich durch

Doch vor dem Rückspiel gegen die Schotten gibt es mal wieder neue Verletzungssorgen zu beklagen. Dabei platzt das Krankenlazarett schon jetzt aus allen Nähten. Denn mit Silva, Guerrero, Petric, Reinhardt, Castelen und Benjamin fallen gleich sechs Spieler wohl mindestens bis zum Beginn der Rückrunde aus.

Jerome Boateng prellte sich nach einem Zweikampf mit Gladbachs Stürmer Raul Bobadilla den Knöchel, spielte aber bis zu seiner Auswechslung noch 32 Minuten weiter. Ein Fehler. Da waren sich viele Experten einig, denn der Jung-Nationalspieler lief nicht mehr rund, wirkte verunsichert und wurde auch nur noch im Notfall angespielt.

Keine Alternativen

Trainer Bruno Labbadia erklärte die Situation auf der Pressekonferenz: "Wir haben ihn nicht ausgewechselt, weil wir keinen Verteidiger mehr auf der Bank hatten. Der Doc meinte, es wäre nur eine Prellung, die Schmerzen verursacht. Und Jerome hat mir nicht signalisiert, dass es nicht mehr geht."

Boateng hatte zwar ehrenvolle Absichten, gestand sich eine Mitschuld aber ein: "Ich habe an unsere Situation gedacht, daran, dass wir keine Abwehrspieler mehr auf der Bank haben. Deshalb wollte ich auf die Zähne beißen. Das ist leider schiefgegangen." Im Gegensatz zu den vielen Langzeitverletzten wird er gegen Celtic aber wohl schon wieder spielen können.

Zé Roberto sieht das Positive

Bei aller Enttäuschung nahm der Trainer die erste Saisonniederlage in der Liga jedoch recht gelassen. "Natürlich sind wir enttäuscht. Wir müssen die Fehler jetzt sachlich analysieren. Bislang hatten wir eine Menge Freude, das darf man nicht vergessen. Aber klar ist auch, dass wir ein Stück weit etwas ändern müssen. Denn einige Dinge liefen von Anfang an nicht wie geplant", erläuterte Labbadia.

Vorstandsboss Bernd Hoffmann fand da schon kritischere Worte. "Solche Spiele kann es in der Saison immer mal geben. Aber nach einer 2:1-Führung darf uns so etwas nicht passieren", sagte er im "DSF".

Routinier Zé Roberto konnte der ersten Saisonpleite am 11. Spieltag beim "ZDF" aber dennoch etwas Positives abgewinnen. "Die Niederlage haben wir nicht erwartet. Aber zum Glück haben die anderen Teams an der Spitze auch nicht gewonnen." Und damit hatten wiederum die Hamburger nicht gerechnet.

Aus Hamburg berichtet Michael Reis