Bitter: Dortmund fehlt Mats Hummels wochenlang. Kann der BVB das kompensieren?
Bitter: Dortmund fehlt Mats Hummels wochenlang. Kann der BVB das kompensieren?

Hummels' Ausfall wiegt schwer

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München - Borussia Dortmund erreichte einen Tag nach der Derbyniederlage gegen den FC Schalke 04 die nächste Hiobsbotschaft. BVB-Mannschaftsarzt Dr. Markus Braun diagnostizierte bei Mats Hummels einen Teilriss des Außenbandes und Sehnenansatzes im rechten Sprunggelenk. Damit wird der 24-jährige mehrere Wochen ausfallen.

Viertelfinale kommt definitiv zu früh

Der Nationalspieler knickte in Gelsenkirchen unglücklich mit seinem rechten Knöchel um, spielte jedoch weiter. Erst zur Halbzeit blieb Hummels in der Kabine. Das wiederum brachte seinen Trainer Jürgen Klopp in Rage. Mit dem Hinweis, dass sein Abwehrchef sich bei Verletzungen besser auf den Allerwertesten setzen und auf einen Arzt warten solle, machte der Übungsleiter nach der Diagnose seinem Unmut Luft. Klopp wollte das allerdings nicht als Kritik, sondern als Ratschlag an Hummels gemeint wissen.



Um den Unmut Klopps zu verstehen, muss man die Kadersituation beim amtierenden Deutschen Meister kennen. Dortmund hat mit Felipe Santana nur noch einen etatmäßigen Innenverteidiger im Kader, zudem beginnen jetzt die wichtigen Spiele in der Champions League. Das Viertelfinale in diesem Wettbewerb wird Hummels auf keinen Fall bestreiten können, dafür wäre es nach überstandener Reha-Zeit zu früh.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Klopp werden in dieser Saison nicht müde zu betonen, dass sie im europäischen Wettbewerb "Großes vorhaben". In der Champions League zeigte das Team überragende Auftritte, in der Meisterschaft hinkt es den Bayern mit 20 Punkten Rückstand hinterher: Es gibt es in dieser Saison eine Prioritätenverschiebung beim BVB.

Wechselhafte Saison



Worauf muss der Doublesieger verzichten? Nicht nur in der Spieleröffnung und beim Antizipieren von langen Bällen wird Dortmunds Nummer 15 fehlen. Gerade bei Freistößen und Eckbällen ist Hummels eine Waffe. So erzielte er auch im Achtelfinale in Donetsk nach einem Eckball per Kopf das 2:2 und hat zudem mit 24 Torschüssen die meisten aller Abwehrspieler ligaweit abgegeben.

Jedoch ist der gebürtige Bayer in dieser Saison nicht so souverän und abgeklärt wie in den vergangenen beiden Meistersaisons. Er gewann nur 62 Prozent seiner Zweikämpfe und agierte in der Bundesliga in diesem Jahr sehr wechselhaft. Überragende Spiele wechselten sich mit schwächeren Partien und Fehlern im Aufbauspiel ab.

Dass er seine Rolle als verkappter Spielmacher so nicht mehr ausführen kann, wie gewünscht, hat allerdings auch seinen Grund: Hummels wird von gegnerischen Stürmern zugestellt - Neven Subotic weist deshalb deutlich mehr Ballkontakte auf. Oft operiert Hummels mit langen Bällen und versucht damit seine Offensivspieler in Szene zu setzen.

Hoffnung macht jedoch, dass der BVB auch ohne Hummels erfolgreich ist. In den neun Bundesliga-Spielen, die der 24-jährige seit Sommer 2009 verpasste, holte der BVB sechs Siege und zwei Unentschieden. Erst ein Spiel ohne Hummels wurde verloren.

Santana übernimmt



Fehlen Subotic oder Hummels, ist Ersatzmann Felipe Santana gefordert, der im Rückspiel gegen Donetsk ebenfalls per Kopf traf. Der Brasilianer erwies sich in den letzten Jahren als starke Alternative. Der 1,95 Meter-Schlaks, der am Sonntag seinen 27. Geburtstag feiert, ist zweikampfstärkster Dortmunder mit einer Quote von überragenden 70 Prozent.

Dennoch: Santana, der meist ohne Spielpraxis ins kalte Wasser geworfen wird, hat noch einige Wackler in seinem Spiel. Auch zuletzt gegen Hannover war er für den Ausgleich von Mohammed Abdellaoue mitverantwortlich.

Mut macht jedoch sein couragierter Auftritt im Rückspiel gegen Shakhtar Donetsk. Dort agierte der Reservierst souverän und abgeklärt. Dafür belohnte er sich zudem mit dem Treffer zur 1:0-Führung selbst - und besser als Santana gegen Donetsk kann man Hummels nicht ersetzen.

Markus Wittbusch