Zuletzt war Klaus Toppmöller zwischen 2006 und 2008 als Nationaltrainer von Georgien aktiv
Zuletzt war Klaus Toppmöller zwischen 2006 und 2008 als Nationaltrainer von Georgien aktiv

"HSV wird sich retten"

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München - Am kommenden Samstag kann im Abstiegskampf der Bundesliga schon die erste Vorentscheidung fallen. Gewinnt der 1. FC Kaiserslautern sein Heimspiel gegen den Mitkonkurrenten Hamburger SV nicht (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio), könnte der Rückstand auf Platz 16 bereits auf neun Punkte ansteigen.

Vor dem Duell der beiden Traditionsvereine sprach bundesliga.de exklusiv mit der ehemaligen Pfälzer Sturmlegende Klaus Toppmöller, der später auch den Hamburger SV coachte.

bundesliga.de: Herr Toppmöller. Sie waren Spieler beim 1. FC Kaiserslautern und Trainer des Hamburger SV. Am Samstag treffen die beiden Vereine mitten im Abstiegskampf aufeinander. Wem fühlen Sie sich emotional mehr verbunden?

Klaus Toppmöller: Ganz klar dem 1. FC Kaiserslautern. Der FCK ist schon immer mein Verein gewesen, seit 30 Jahren bin ich Mitglied. Ich habe in Kaiserslautern meine schönste Zeit als Profi erlebt und denke immer gerne daran zurück. Im Moment mache ich mir ganz große Sorgen um den FCK.

bundesliga.de: Kann der FCK den Klassenerhalt noch packen?

Toppmöller: Nein, ich glaube leider nicht mehr daran. Das habe ich schon vor dem Freiburg-Spiel, das mit 0:2 verloren wurde, gesagt und für meine ehrliche Meinung viel Kritik einstecken müssen. Das Problem ist der Angriff. Ich weiß nicht, wer beim FCK die Tore schießen soll. 17 Tore nach 27 Spielen sind viel zu wenig, die habe ich ja früher alleine geschossen.

bundesliga.de: Ist die schwache Offensive das Hauptproblem?

Toppmöller: Die Qualität reicht insgesamt nicht. Die Abgänge von Spielern wie Srdjan Lakic oder Ivo Ilicevic konnten nicht kompensiert werden. Weder die Verpflichtungen im Sommer noch die Wintereinkäufe haben den FCK richtig weitergebracht. Die Personalpolitik ist bei den kleineren Vereinen das Wichtigste überhaupt. Das Schicksal von Clubs wie Kaiserslautern oder Freiburg ist, dass ihre besten Spieler immer wieder zu den großen Vereinen wechseln werden, die ihnen das Doppelte bezahlen können. Man muss dann ein gutes Händchen und das nötige Glück haben, um adäquaten Ersatz zu finden. Gelingt das nicht, kommen die Probleme.

bundesliga.de: Der HSV steht auch nicht viel besser da als der FCK.

Toppmöller: Die Mannschaft befindet sich ebenfalls im Umbruch, verfügt aber über mehr Qualität, besonders in der Offensive. Deshalb bin ich mir sicher, dass sich der HSV retten wird. Dass die Hanseaten noch einmal unten reingerutscht sind, liegt sicherlich daran, dass man sich nach den ersten Erfolgen in der Rückrunde zu sicher gefühlt hat. Aber bei einer Mannschaft im Umbruch muss man immer mit Höhen und Tiefen rechnen und damit auch, dass man einmal sechs oder sieben Spiele in Folge nicht gewinnt. Nicht förderlich war zudem auch, dass zwischendurch auf einmal wieder von einer möglichen Europapcup-Teilnahme geredet wurde. Das war utopisch.

bundesliga.de: Was muss in Hamburg besser werden?

Toppmöller: Ich glaube, dass der HSV, wenn er die Klasse hält, im kommenden Jahr wieder in ruhiges Fahrwasser gelangen wird. Auch hier wird die Personalpolitik entscheidend sein. Ich denke, dass der HSV-Sportdirektor Frank Arnesen die Bundesliga etwas unterschätzt hat und dachte, dass fünf gute Nachwuchsspieler aus Chelsea reichen würden. In der kommenden Saison muss der Kader qualitativ verbessert werden. Das müssen nicht einmal mehrere Spieler auf einmal sein, manchmal reicht auch ein richtig guter Spieler, der der Mannschaft weiterhilft.

bundesliga.de: Kommen wir abschließend kurz auf die Tabellenspitze zu sprechen. Wer ist Ihr Meisterschaftsfavorit?

Toppmöller: Ich bleibe dabei, dass Bayern München Meister wird. Ich bin mir sicher, dass die Bayern das Topspiel in Dortmund gewinnen werden und der BVB danach auch gegen Schalke verliert. Aber erst einmal müssen die Münchener natürlich das Derby in Nürnberg gewinnen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski