Überragend: Joshua Kimmich, der in der kommenden Saison für den FC Bayern spielen wird - © © gettyimages
Überragend: Joshua Kimmich, der in der kommenden Saison für den FC Bayern spielen wird - © © gettyimages

Hrubeschs goldenes Händchen

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Prag - Die deutsche U21-Nationalmannschaft ist zwar noch nicht im Paradies, hat im Prager Stadtteil Eden aber einen Schritt dorthin gemacht. Das Team von Trainer Horst Hrubesch gewann bei der Europameisterschaft am Samstag sein zweites Vorrundenspiel gegen Dänemark überraschend souverän mit 3:0 (1:0) und hat damit in der Gruppe A die Tabellenführung übernommen.

Angriff über die Außen

Nach den Toren von Kevin Volland (32. und 49.) sowie Matthias Ginter (54.) reicht dem Flaggschiff des DFB-Nachwuchses am Dienstag (20.45 Uhr) an gleicher Stätte gegen Gastgeber Tschechien bereits ein Unentschieden, um den Einzug ins Halbfinale und gleichzeitig auch die Qualifikation zu den olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro perfekt zu machen. "Heute haben die Jungs das gemacht, was sie die 18 Monate zuvor immer getan hatten. Sie haben guten Fußball gespielt", sagte Hrubesch.

Dies war auch ein Verdienst von Hrubesch selbst. Der 64-Jährige hatte sein Team nach dem 1:1 gegen Serbien, das Tschechien 0:4 unterlag, auf vier Positionen verändert. Waren die Abwehr-Wechsel von Nico Schulz für den gesperrten Christian Günter und Dominique Heintz für den erkrankten Robin Knoche noch erzwungen, so reagierte Hrubesch mit zwei weiteren Personalien auf Leistung und Gegner. Für den schwachen Moritz Leitner kam im defensiven Mittelfeld Joshua Kimmich und Stoßstürmer Philipp Hofmann musste dem offensiven Außenbahnspieler Leonardo Bittencourt weichen.

Hrubesch änderte damit sein 4-2-3-1-System auf ein 4-4-2 und reagierte so auf die beiden dänischen Innenverteidiger Jannik Vestergaard und Andreas Christensen. "Wir hatten analysiert, dass die Dänen im Zentrum zwei große Spieler haben und wollten daher verstärkt über außen angreifen", sagte Amin Younes.

Younes: Man of the Match

Ein taktisch genialer Schachzug. Younes und Kimmich waren die beiden besten deutschen Akteure, Younes wurde von der Uefa sogar zum Mann des Spiels gekürt. Ein Geschenk gab es dafür allerdings nicht, doch das war dem 22-Jährigen auch völlig egal. "So etwas brauche ich nicht. Das einzige, was ich will, ist Europameister werden", sagte Younes. Schon gegen Serbien konnte der gebürtige Düsseldorfer mit libanesischen Wurzeln gefallen. Eine Tatsache, die Mönchengladbachs Manager Max Eberl durchaus dazu bewegen könnte, den von der Borussia an den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ausgeliehenen Dribbler schon in diesem Sommer zurück zu beordern.

Trotzdem droht auch die Heimreise

Joshua Kimmich hingegen weiß bereits sicher, wo er nächste Saison spielt. Der 20-Jährige geht von RB Leipzig zu Bayern München und wer ihn gegen Dänemark erlebt hat, der weiß warum der Rekordmeister ihn unbedingt haben will. Kimmich lief unermüdlich in jeden offenen Raum und stopfte so Löcher noch bevor sie sich ergeben konnten. Dazu nahm er Yussuf Poulsen beinahe komplett aus dem Spiel. Ausgerechnet Poulsen, mit dem er in Leipzig gemeinsam auf dem Platz stand. "Das war ein komisches Gefühl, schließlich haben wir zwei Jahre lang zusammen trainiert und gespielt. Bis auf eine Chance haben wir gegen ihn heute nichts zugelassen", sagte Kimmich.

Das soll und muss auch gegen Tschechien so sein, denn trotz des klaren Sieges droht durchaus noch die vorzeitige Heimreise. Im Falle einer Niederlage sowie im Parallelspiel entweder einem dänischen Erfolg oder einem hohen Sieg der Serben wäre die deutsche U21 ausgeschieden. Doppel-Torschütze Kevin Volland sieht diese Gefahr nicht. "Wir haben uns bislang von Halbzeit zu Halbzeit gesteigert und dazu immer mehr Leidenschaft gezeigt", sagte der Hoffenheimer und freut sich wie alle anderen auf ein emotionsgeladenes drittes Gruppenspiel.

"Wir haben hier im vergangenen Herbst in einem Test 1:1 gespielt und wissen, was auf uns zukommt. Ein guter Gegner und ein volles Stadion", sagte Horst Hrubesch und ergänzte: "Ich möchte dieses Spiel schon gewinnen, denn ich würde gerne als Gruppensieger für das Halbfinale in Prag bleiben können." Und dem Paradies erneut ein Stück näher kommen.

Aus Prag berichtet Thomas Schulz