Horst Heldt: "Wir haben gegen die Verletzungen eine ganze Reihe Maßnahmen ergriffen"
Horst Heldt: "Wir haben gegen die Verletzungen eine ganze Reihe Maßnahmen ergriffen"

Heldt: "Mix aus Jungen und Erfahrenen muss stimmen"

xwhatsappmailcopy-link

Gelsenkirchen - Der FC Schalke 04 erstaunt nicht nur die eigenen Fans immer wieder. Mal sorgen die Königsblauen für eine böse Überraschung, wie bei der bitteren Derby-Pleite gegen den BVB, mal spielt man groß auf wie beim Triumph in Madrid. Vor dem Kracher gegen Bayer Leverkusen (Samstag ab 18:00 Uhr im Liveticker) spricht Sportdirektor Horst Heldt im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de über die ungewöhnlich harten Ausschläge in der Leistungskurve, über große Verletzungsprobleme und über die hervorragende Nachwuchsarbeit des Clubs.

"Konstanz lässt sich durchaus feststellen"

bundesliga.de: Herr Heldt, "Schalkes Zukunft" titelte in dieser Woche eine große Sport-Zeitschrift; haben Sie sich dort schon informiert, wie es mit Schalke weitergeht?

Horst Heldt: Ich habe diesen Artikel noch nicht gelesen, weiß aber, dass in diesem Magazin noch in jeder Woche etwas über Schalke steht. Und seien Sie versichert, dass ich grundsätzlich immer eine Vorstellung davon habe, wie Schalkes Zukunft aussehen sollte, auch ohne in einer Zeitschrift nachzuschauen (lacht).

bundesliga.de: Ganz leicht fällt Außenstehenden eine Einschätzung dieser Schalker Mannschaft aber nicht. Geht  Ihnen das ähnlich oder haben Sie sich an den Wechsel zwischen positiven und negativen Überraschungen mittlerweile gewöhnt?

Heldt: Jein. Daran gewöhnen kann und will ich mich nicht. Ich kann nachvollziehen, dass man Schalke angesichts der Ergebnisse etwa der vergangenen Wochen durchaus als Wundertüte wahrnimmt. Fakt ist aber auch, dass wir intern ganz andere Möglichkeiten haben, um eine entsprechende Bewertung vorzunehmen. Deshalb ist für uns die eine oder andere schwache Leistung durchaus erklärbar - was einen Aussetzer wie im Derby beim BVB aber keineswegs beinhaltet. Und wenn die Mannschaft 14 Tage später bei Real Madrid 4:3 gewinnt, bleiben auch für uns einige Fragen offen.

bundesliga.de: Und doch spielt Schalke um die Champions League-Plätze mit...

Heldt: Wie in den Jahren zuvor auch. Deshalb lässt sich bei der Gesamtbetrachtung durchaus eine Konstanz feststellen. Wie sonst hätte man sich drei Jahre in Folge für das Achtelfinale der Champions League qualifizieren sollen?!

bundesliga.de: Es ehrt Sie, dass Sie Schalkes große Verletzungssorgen nicht als Entschuldigung anführen...

"Ein Nationalspieler auf dem Markt sollte grundsätzlich ein Thema sein"

Heldt: Wir haben die jungen Spieler in den vergangenen Jahren mit Langzeitverträgen ausgestattet, um uns diese Zukunft zu sichern. Und wir arbeiten Hand in Hand mit allen Abteilungen und können so eine exzellente Ausbildung anbieten. In erster Linie, wenn sicher auch nicht allein verantwortlich für diesen Erfolg zu nennen, ist Norbert Elgert. Er ist der Schlüssel. Was auch beinhaltet, dass man sich für einen jungen Torhüter wie Timon Wellenreuther entscheidet. Das ist keine Entscheidung gegen Christian Wetklo, sondern einzig und allein der Philosophie geschuldet, die dieser Verein seit Jahren verkörpert.

bundesliga.de: Wie schwierig ist es, diese Jungs wie Leroy Sané jetzt auf dem Boden zu halten?

Heldt: Da spielen mehrere Säulen eine Rolle. Die erste ist der Verein. Die Verantwortlichen begleiten die persönliche Entwicklung, leben Demut und Respekt vor, und kennen die typischen Gefahren, die lauern können. Die zweite Säule ist das Elternhaus, das Hand in Hand gehen muss mit dem Verein. Man muss sich austauschen und auch Signale setzen, wenn mal etwas nicht rund läuft. Die dritte Säule sind die Berater, die die Spieler bereits in jungen Jahren begleiten. Auch die müssen bereit zur Zusammenarbeit mit dem Verein sein. Und nicht zuletzt spielt selbstverständlich die Persönlichkeit des Jungen eine Rolle.

bundesliga.de: Ist das der Weg, den Schalke konsequent gehen muss, wenn man nicht mittelfristig zurückfallen will hinter Klubs wie Leverkusen, Wolfsburg, Dortmund, von den Bayern gar nicht zu sprechen?

Heldt: Das ist unser Weg der Vergangenheit und das muss unser Weg der Zukunft sein. Nichtsdestotrotz muss man sensibel mit der Situation umgehen. Es wäre falsch, den jungen Spielern alles aufzubürden. Wir stehen seit mehreren Jahren in der Mehrfachbelastung, immer auf allerhöchstem Niveau. Die körperlichen Anstrengungen, vor allem aber auch die psychischen Drucksituationen, die das mit sich bringt, wird man nicht bewältigen können, wenn man nur auf junge, talentierte Spieler setzt. So kann man sich dauerhaft nicht ganz oben halten. Der Mix muss stimmen zwischen jungen Spielern aus der eigenen Jugend und erfahrenen Kräften.

bundesliga.de: Also kommt im Sommer Sami Khedira?

Heldt: Sehr clever, wirklich sehr clever. Aber ich bin hellwach (lacht)! Nein, das beinhaltet es nicht. Aber selbstverständlich gehört es zu unseren Aufgaben zu überprüfen, wer auf dem Markt ist und das Profil erfüllt, das uns weiterhelfen könnte. Ein deutscher Nationalspieler und Weltmeister, der die Liga kennt, ist sicher erst einmal ein Thema, mit dem sich Schalke 04 auseinandersetzen sollte. Das große Problem ist dabei nur, dass wir mit unseren Wünschen nicht alleine auf der Welt sind.

Das Gespräch führte Andreas Kötter