Trainer Holger Stanislawski versucht in seiner ersten Saison bei Hoffenheim alles um den Abwärtstrend zu stoppen
Trainer Holger Stanislawski versucht in seiner ersten Saison bei Hoffenheim alles um den Abwärtstrend zu stoppen

Hoffenheim rutscht weiter ab

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Leverkusen - Die sportliche Talfahrt von 1899 Hoffenheim hält weiter an. Nach der 0:2-Niederlage in Leverkusen sind die Kraichgauer nun seit fünf Bundesliga-Spielen sieglos. Die letzten fünf Auswärtspartien wurden zudem bei 1:11-Toren allesamt glatt verloren. Doch noch will vom drohenden Abstiegskampf niemand etwas wissen.

Es war in Leverkusen wie bei den vergangenen Auswärtsspielen auch. 1899 Hoffenheim spielte brav mit, kombinierte zeitweise recht gefällig und hatte auch die eine oder andere Torchance. Doch dann gab es individuelle Patzer, wie jenen von Torhüter Tom Starke, der einen aus großer Distanz von Andre Schürrle zentral aufs Tor geschossenen Freistoß nicht festhalten konnte. Bayer-Stürmer Eren Derdiyok konnte problemlos einnicken, Hoffenheim war wieder auf der Verliererstraße.

Nur gegen Top-Teams erfolgreich

Wie beim 0:2 in Köln, beim 0:2 in Stuttgart, beim 1:3 auf Schalke oder beim 0:2 in Hamburg. Hoffenheim fehlt nicht viel, zumindest zu einem Teilerfolg, aber es reicht im Moment auch nicht. Vergessen sind die ersten erfreulichen Wochen der Saison, als Hoffenheim schön und erfolgreich spielte, den beinahe schon obligatorischen Sieg gegen Borussia Dortmund (1:0) feierte, den Bayern beim 0:0 einen großen Kampf lieferte oder später auch Mönchengladbach bezwang (1:0).

Gegen die derzeit besten drei Mannschaften der Bundesliga blieb Hoffenheim in drei Topspielen ohne Gegentor und holte sieben Punkte. Seitdem läuft nicht mehr viel zusammen. Vor allem in der Offensive. In den vergangenen neun Spielen gelangen der TSG nur noch vier Tore. Von Platz 4 ging es runter bis auf Rang 10.

"Wir blicken in beide Richtungen"

Die Zahlen sind alarmierend. "Wir blicken in der Tabelle in beide Richtungen", sagt Hoffenheims Sportchef Ernst Tanner. "Sowohl nach oben als auch nach unten. Uns fehlt das Erfolgserlebnis. Das braucht die Mannschaft dringend, damit der Glaube an das, was wir tun, gestärkt wird."

Damit meint Tanner den Umbruch, den der Verein in dieser Saison vollzogen hat. Finanziell müssen im Kraichgau Einsparungen vorgenommen werden. Der Verein backt kleinere Brötchen, spektakuläre Transfers blieben aus. "Wir haben mit relativ wenig finanziellen Mitteln Transfers getätigt, mit denen wir zufrieden sind", beteuert der Sportchef.

Ungewohnte Situation

Neu sind kritische Phasen und fehlender sportlicher Erfolg in Hoffenheim nicht. Nur sind sie in den bisherigen ersten drei Bundesliga-Jahren erst nach der Winterpause aufgetreten, als die TSG bereits ein stattliches Punktepolster auf dem Konto hatte. In dieser Saison kriselt es aber bereits vor Weihnachten. Und das ist ungewohnt.

Immerhin sind die Abstiegsränge noch relativ weit entfernt. "Der Mannschaft fehlt das Selbstbewusstsein, das Verständnis und die gewisse Leichtigkeit", hat Kapitän Andreas Beck richtig erkannt. "Wir brauchen einen Brustlöser, vielleicht einmal mit einem dreckigen Sieg."

"Vorne fehlt uns der Killerinstinkt"

Panik kommt beim stets freundlichen Blondschopf nicht auf. "Wir hatten einen Superstart hingelegt, jetzt dieser Abfall. Wir sind sensibilisiert für die Situation", sagt der 24-Jährige. "Wir kennen aus den letzten Jahren, dass es immer einmal wieder einen Knick gab. Daraus müssen wir uns herauskämpfen."

Der Trainer wirkt ein wenig ratlos. "Zwischen den Sechzehnern spielen wir recht gut. Aber in der Defensive schenken wir zu leicht die Tore weg, vorne fehlt uns der Killerinstinkt", meint Holger Stanislawski. "Es gilt jetzt, den Kopf oben zu behalten, weiter zu machen."

"Vom Abstiegskampf ist noch keine Rede"

Am kommenden Wochenende tritt Hoffenheim gegen den 1. FC Nürnberg an. Vermutlich sind dann auch wieder die gegen Leverkusen aus dem Kader verbannten Angreifer Roberto Firmino und Chinedu Obasi wieder mit von der Partie. "Wir müssen das nächste Spiel abwarten, vom Abstiegskampf ist noch keine Rede", sagt Verteidiger Fabian Johnson.

"Nürnberg ist keine Mannschaft, die in den letzten Wochen vom Erfolg verwöhnt war. Es wird eine schwere Aufgabe, aber es ist an der Zeit, wieder einmal drei Punkte zu holen", fordert Hoffenheims Mittelfeldakteur Daniel Williams. "Wir müssen als Mannschaft so auftreten wie in Leverkusen, vorne die Tore machen und hinten blöde vermeiden." Wenn Fußball doch nur so einfach wäre.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski