Die Passverteilung von Hertha BSC gegen Hamburg. Deutlich zu sehen ist das Loch in der offensiven Zentrale
Die Passverteilung von Hertha BSC gegen Hamburg. Deutlich zu sehen ist das Loch in der offensiven Zentrale

Hoch und weit? - Die Taktik der Teams im Abstiegskampf

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Köln - Hoch und weit bringt Sicherheit - diese alte Fußballweisheit soll vornehmlich für die Teams in der unteren Tabellenhälfte gelten. Doch die Taktiken der Mannschaften im Abstiegskampf gehen weit über reines Mauern und lange Bälle hinaus.

1. FSV Mainz 05 - Rückkehr zu alten Tugenden

Hinweis: Die erwähnten Platzierungen beziehen sich auf den Rang in der Bundesliga in der angesprochenen Statistik.

1. FC Köln - Konter durchs Zentrum

Vor dem Trainerwechsel ging beim 1. FSV Mainz 05 der zu große Fokus auf das Kurzpassspiel zu Lasten des Kampfes, der die 05er stark macht. Seit Martin Schmidt das Zepter schwingt, sind die Mainzer wieder zu ihrem laufintensiven (118 km/Spiel, Platz 5, 2,75 Sprints/Minute) Spiel zurückgekehrt. Mit 6053 Zweikämpfen in dieser Saison belegen sie Platz zehn.

Der Spielaufbau erfolgt meist über die Außenverteidiger, die den Ball zu den Sechsern Johannes Geis und Julian Baumgartlinger spielen. Dort wird dann der Weg nach vorne gesucht. Nur ca. 10 Prozent der Pässe in den letzten drei Spielen waren lange Bälle, von denen wiederum ungefähr ein Viertel von Torhüter Loris Karius gespielt werden. Vorsichtig müssen die Gegner auch ganz besonders bei Ballverlusten sein. Der FSV ist mit acht Kontertoren Dritter in der Verwertung von Ballgewinnen.

Hertha BSC - Klassischer Abstiegskampf

Der 1. FC Köln ist die grundsätzlich am defensivsten spielende Mannschaft der Bundesliga. Im Schnitt steht der letzte Verteidiger der Kölner 31,2 Meter vor dem eigenen Tor, das ist der niedrigste Wert der Liga. Zu Hause spielt der FC höher (32,4 Meter), als auswärts (29,9 Meter). Daraus zu schließen, dass die Domstädter nur auf Konter setzen, ist aber falsch. Mit 36 Torschüssen nach Gegenangriffen liegt Köln auf Platz sieben in dieser Kategorie.

Den Ballbesitz überlassen die Kölner (44% im Schnitt) dem Gegner, spielen dann aber ohne Hast durchs Zentrum ihre Stürmer an. Von dort fallen mit über 60 Prozent der Tore auch die meisten Treffer. Seit der Verpflichtung von Deyverson ist Köln dort variabler. Über Flanken passiert beim FC relativ wenig. Die Außenverteidiger sind mit 34 Torschüssen im Ligavergleich zwar top. Die meisten dieser Abschlüsse sind jedoch Weitschüsse - angesichts von Platz 3 bei den Weitschusstoren insgesamt (sechs) nicht weiter erstaunlich.

Hamburger SV - Was macht Knäbel?

Der SC Freiburg hat meist eine sehr ausgeklügelte Taktik mit vielen durchdachten Automatismen. In dieser Saison sitzen diese nicht so, wie es in vergangenen Spielzeiten oft der Fall war. Dennoch erkennt man einige Muster. Das Spiel wird häufig vom ballgewandten Keeper Roman Bürki eröffnet. Die Innenverteidiger machen das Spiel breit, der Sechser fällt zwischen die beiden und soll den Ball bekommen. Geht das nicht, spielt Bürki auf die Innenverteidiger. Sind auch sie zugestellt, hat er die Fähigkeit, den Ball selbst zum eigentlichen Ziel, den Halbräumen zu spielen.

Dort rückt der offensive Außenspieler hin, lässt ins Zentrum prallen und versucht sich danach auf dem Flügel freizulaufen. Oft funktioniert das mit Doppelpässen oder Spielverlagerungen recht gut. Was dann nicht klappt, ist der letzte Pass zum Abschluss (277 Torschüsse, Platz 16). In der Defensive zieht der SCF zwei Viererketten auf, die vordere spielt dabei mehr gegen den Mann als im Raum. Gehen die Freiburger in Führung verzichten sie auf den sonst angestrebten Ballbesitz und machen es für den Gegner enorm eng.

SC Paderborn - Probleme in der Offensive

Wie die beiden neuen Coaches Peter Knäbel und sein Co Peter Hermann den Hamburger SV taktisch einstellen werden, ist noch nicht abzusehen. Bisher konnte man häufig beobachten, dass sich der zweite Sechser - neben Valon Behrami, der kaum am Spielaufbau beteiligt ist - fallen lässt und das Spiel aufbaut. Dann werden die Flügel gesucht, wobei ein Stürmer den Außenspieler unterstützt.

Dieses Überladen des Flügels soll einen Verteidiger herauslocken, damit entweder der Stürmer mit Ball nach innen zieht, oder der andere Stürmer Raum hat um den Ball zu bekommen. Dieser Plan ist aber fast schon der einzige, die meisten Gegner haben sich schnell darauf eingestellt. In der Defensive spielt der HSV ein an sich gutes Mittelfeldpressing und sucht die Zweikämpfe (3317 in der Defensive, Platz 3). Problem hierbei sind nur Spieler, die nicht voll mitziehen und dadurch Lücken öffnen. Möglicherweise ändert sich hier aber unter dem neuen Gespann noch das ein oder andere.

VfB Stuttgart - Maxim als Schlüssel

Beim SC Paderborn ist der Wurm drin. Vor allem in der Offensive ist der Aufsteiger in den letzten Wochen im Prinzip nicht vorhanden. Dabei hat der SCP durchaus einen Plan. Die Ostwestfalen pressen ihre Gegner sehr hoch, laufen dabei häufig auch die Innenverteidiger an. Meist klappt das eine Zeit lang sehr gut, Paderborn erobert Bälle im Angriffsdrittel und erarbeitet sich Gelegenheiten. Allerdings stellen sich die meisten gegnerischen Teams nach einer Zeit darauf ein, stellen ihren Spielaufbau um und den SCP damit vor Probleme.

Im Angriff operiert Paderborn viel über Außen. Leider ohne großen Erfolg. 273 Flanken aus dem Spiel (Platz 5) brachten genau einen Treffer. Offensiv beraubt sich Paderborn immer wieder der eigenen Möglichkeiten, weil sich die Spieler im Zentrum nach Außen orientieren um die Angriffe mitzugestalten. Das Nachrücken in die Zentrale ist oft nicht ausreichend, so dass den Spielern auf Außen keine andere Möglichkeit bleibt, als zu flanken. Viel wird darauf ankommen, wie Srdjan Lakic in den letzten Partien mit diesen Hereingaben umgeht.