Hertha BSC überrascht in der Bundesliga weiterhin. Die "Alte Dame"...
Hertha BSC überrascht in der Bundesliga weiterhin. Die "Alte Dame"...

Hertha spielerisch überzeugend

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Nürnberg - Jos Luhukay ist von Natur aus eher ein sachlicher Zeitgenosse. Doch am Sonntagnachmittag, nach dem , schaute er noch ernster drein als gewöhnlich: "Es ist bitter, wenn man auswärts so überlegen ist und gewinnt dann nicht", fand der Berliner Coach, der mit dem Rest seines Statements allerdings unbestreitbar den Nagel auf den Kopf traf: "Wir haben gezeigt, dass wir in der Bundesliga mithalten können. Die Art und Weise wie wir Fußball gespielt haben, stimmt mich zuversichtlich."

Hertha mit reiferer Spielanlage

Das war nachvollziehbar, denn im Vergleich zu einer Nürnberger Mannschaft, die im ersten Durchgang feldüberlegen war, legte die Hertha die deutlich höhere spielerische Qualität an den Tag. Dabei musste Luhukay vor dem Spiel fast seine komplette Abwehr umformieren. Peter Pekarik, Fabian Holland und Christoph Janker bildeten zusammen mit Sebastian Langkamp die Viererkette. Lediglich Letzter hatte immerhin schon beim berauschenden 6:1-Sieg gegen Frankfurt in der Startformation gestanden.

Doch die Umstellungen brachten die Hertha nicht aus dem Gleichgewicht. Besonders Änis Ben-Hatira erwischte einen starken Tag und stellte die Nürnberger Verteidigung immer wieder vor Probleme. (10./33./36.). Doch die letzte Entschlossenheit fehlte, weshalb Offensivmann Sami Allagui zurecht davon sprach, man habe "sich schwergetan in der ersten Hälfte – trotz einiger Kontermöglichkeiten."



Im zweiten Durchgang agierten die Berliner dann allerdings tatsächlich zielstrebiger, kamen zu klareren Torgelegenheiten und erarbeitete sich das nötige Glück beim Abschluss. Einen Schuss von Sami Allagui ("Der wäre vielleicht auch so reingegangen, ich hatte eine gute Schussposition") fälschte Nürnbergs Berkay Dabanli unglücklich ab. Berlin hatte ausgeglichen (61.). Und das völlig verdientermaßen, denn längst war der Aufsteiger nicht nur feldüberlegen, sondern auch die spielerisch reifere Mannschaft.

Der Endstand von 2:2 - nach einem umstrittenen, aber von Ronny sicher verwandelten Foulelfmeter (78.) glich Hiroshi Kiyotake per Freistoß aus - war unter dem Strich ein verdientes Resultat zweier gleichwertiger Mannschaften, die dennoch sehr unterschiedliche Qualitäten haben. Während der FCN besonders in der ersten Halbzeit mehr Zweikämpfe gewann, überzeugte die Hertha durch die reifere Spielanlage.

Ärger über "Sonntagsschuss"



Auch deshalb fand es Allagui "ärgerlich, dass dann kurz vor Schluss noch so ein Sonntagsschuss reingeht." Dass er selbst beim Ausgleich ebenfalls im Glück war, wollte er aber nicht in Abrede stellen: Der war nicht abgefälscht, ich habe den Abwehrspieler nur sauber ausgeguckt", sagte er augenzwinkernd. Auch Alexander Baumjohann, der den Elfmeter nach Ansicht seines Coaches "gut forciert hatte", haderte mit dem Last-Minute-Ausgleich: "Vor dem Spiel wären wir mit einem Unentschieden auf jeden Fall zufrieden gewesen", sagte der Neuzugang vom 1. FC Kaiserslautern. "Aber nach dem Spielverlauf überwiegt jetzt die Enttäuschung."

Tröstende Worte fand dann schließlich Baumjohanns Coach, der nach der ersten Enttäuschung das Große und Ganze im Blick behielt: "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mithalten kann. Die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, stimmt mich zuversichtlich."

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf