In der Ortschaft Teunom in Indonesien hat Hertha mit Spenden seiner Fans eine Schule für 340 Schüler aufgebaut (Foto: HERTHA BSC).
In der Ortschaft Teunom in Indonesien hat Hertha mit Spenden seiner Fans eine Schule für 340 Schüler aufgebaut (Foto: HERTHA BSC).

Hertha-Schule in Indonesien eingeweiht

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Der Mann heißt Fuad Fuaddin und ist Direktor der Senior High School SMAN 1 in Indonesien. Die Schule steht gut 10000 Kilometer von Berlin entfernt, und sie würde ohne Hertha BSC Berlin gar nicht existieren. "Bei uns ist Hertha BSC seit zwei Jahren ein Dauerthema, und das wird auch so bleiben. Der Verein ist hier bekannter und beliebter als die Mannschaften aus der englischen Liga", sagt Fuaddin.

In der Ortschaft Teunom, im Nordwesten der Insel Sumatra, hat Hertha nach dem tödlichen Tsunami vom 26. Dezember 2004 mit Spenden seiner Fans eine Schule für 340 Schüler aufgebaut und damit einer ganzen Region Hoffnung gegeben.

Hier, so Fuaddin, "ist ein Traum wahr geworden. Mit der Hilfe aus Berlin haben unsere Schüler wieder eine Perspektive für ihr Leben. In unseren Herzen heißt dieses Geschenk längst Hertha-Schule".

Einweihung Anfang Oktober

Die Einweihung Anfang Oktober war in Teunom und Umgebung ein Großereignis. Am Schultor flatterten Hertha-Fahnen im sanften Wind, hunderte Schülerinnen und Schüler drängten sich um den Eingang, Mädchen in gelben und roten Kostüm boten zu asiatischen Klängen traditionelle Tänze. Mit besonderer Ehrfurcht wurde der Bupati begrüßt, ein hochrangiger Offizieller, der die Regierung vertrat.

"Wir danken Hertha und ganz Berlin für diese großartige Hilfe", sagte Azhar Abdurrahman, der zusammen mit Peter Bohmbach, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, und dem Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Berlin, Andreas Bode, ein buntes Band durchschnitt und damit die Schule eröffnete.

"Froh, dass ich wieder lernen kann"

Unter grünem Baldachin genoss der Bupati Azhar Abdurrahman, der Gouverneur der Region Banda Aceh, mit seinen Berliner Gästen die fast dreistündige Feier im Innenbereich der Schule. Lychees und Sternenfrüchte wurden gereicht, die Schüler erhielten Wasser und Tee.

Einer von ihnen war Ikhsan Fahmi. Der 16-Jährige hatte den Tsunami knapp überlebt. "Ich hatte ein Grollen gehört und bin auf einen Hügel gerannt", berichtete er. Dieser Instinkt rettete ihm das Leben. Heute ist Fahmi "froh, dass ich wieder lernen kann. Ich möchte gerne einmal eine Universität besuchen."

Hoeneß: "Wir müssen etwas tun"

Vor vier Jahren war hier an solche Wünsche nicht zu denken. Teunom war einer der am schlimmsten von der Katastrophe betroffenen Orte. Nur wenige Kilometer von dem Fischerort entfernt lag das Epizentrum eines gewaltigen Seebebens der Stärke 9,1, das den Tsunami auslöste. In Teunom waren die Auswirkungen verheerend. Als das Wasser wieder abzog, waren praktisch sämtliche Gebäude und Straßen zerstört. Von den ehemals 18000 Einwohnern waren 8000 tot.

In Berlin sah Hertha-Manager Dieter Hoeneß die erschütternden Bilder von der Katastrophe. Für ihn stand fest: "Da müssen wir etwas tun." Schnell entstand die Idee, kleine blaue Armbänder mit der Aufschrift "Berlin hilft" herzustellen. Der damalige Hertha-Mitarbeiter Kai Lerby hatte die Idee, Jörg Lange setzte sie im Merchandising um und Peter Bohmbach übernahm die Organisation und Koordination des Projektes bis erfolgreichen Ende im Oktober.

Berlin hilft

Die Idee war einfach, jeder konnte seinen eigenen Baustein mittels des Bandes erwerben: Fans konnten fünf Euro für die Tsunami-Opfer spenden und erhielten dafür ein Armband. Aus diesem Projekt wurde die erfolgreichste Berliner Hilfsaktion, die auch der Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit, ausdrücklich immer wieder "als beispielhaft" würdigte.

Insgesamt nahm Hertha BSC nahezu 300 000 Euro ein. Zusammen mit dem Berliner DRK wählte der Bundesligist aus mehreren möglichen Projekten den Aufbau der Schule in Teunom aus. "Es geht um Bildung und Zukunftschancen für die Opfer, und es geht darum, jungen Menschen die richtigen Werte zu vermitteln", erklärt Hoeneß.

Er sieht in der Aktion auch ein Vorbild für den eigenen Nachwuchs: "Menschen in Not zu helfen, ist ein Wert an sich. Bei allem Erfolgsstreben nicht den Blick für andere zu verlieren ist eine positive Haltung, die wir fördern."

Blau-Weißer Fußball in Indonesien

Für die Kinder, die bisher in behelfsmäßigen Barracken unterrichtet wurden, war diese Entscheidung ein Segen. Sie können wieder in richtigen Klassenräumen lernen. Dass diese Hilfe auch das Image des Vereins stärkt, war in Teunom nicht zu übersehen. Während sich die Offiziellen nach der Feier zu einem Festmahl zurückzogen, ging es auf dem Sportplatz bereits rund.

Zwei Trikotsätze und einige Dutzend Fussbälle, die Hertha-Vertreter Bohmbach mitgebracht hatte, kamen sofort zum Einsatz. "Hertha Blauweiß" gegen "Hertha Schwarz" wurde ein offensives Spiel mit vielen Toren und Lattenschüssen.
Als der Tag endete, erzählte Schüler Ikhsan Fahmi noch von seinem geheimen Traum: Er möchte Mediziner werden und später anderen Menschen helfen. Und, so Ikhsan, "dann später vielleicht einmal Berlin und Hertha BSC besuchen".