Änis Ben-Hatira (r.) erzielte den Führungstreffer beim 3:1-Sieg der Berliner in Mainz
Änis Ben-Hatira (r.) erzielte den Führungstreffer beim 3:1-Sieg der Berliner in Mainz

Hertha hofft wieder

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Mainz - Ein Sieg verändert alles, die Außenwahrnehmung und auch das eigene Befinden. Am Samstag hat Otto Rehhagel einen Satz gesagt, den er vor einer Woche nicht gesagt hätte. "Ich habe gegen Bayern München auch schon 6:0 gewonnen, aber da waren sie noch gar nicht geboren", beschied der Trainer von Hertha BSC Berlin einem Reporter mit dem Selbstbewusstsein seiner 73 Jahre und einem 3:1-Auswärtssieg beim FSV Mainz 05.

"Manchmal muss man Diktator sein"

Letzte Woche hatten die Berliner noch 0:6 gegen den FC Bayern verloren und der Abstieg des Clubs aus der Hauptstadt mit der Trainerlegende Rehhagel schien unabwendbar. Nun ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt wieder da und Rehhagel sagt: "Wir haben den Anschluss gehalten und es jetzt noch selbst in der Hand. Dieser Sieg war enorm wichtig."



Rehhagel war stolz - auf sich und "seine Jungs", wie er sagte. Nach einigen taktischen Missgriffen im Bayern-Spiel war Rehhagel letzte Woche noch von den Kritikern verspottet worden. In der abgelaufenen Trainingswoche habe dann ein "offener Austausch" zwischen Trainer und Spielern stattgefunden, erzählte Herthas Rechtsverteidiger Christian Lell. "Wir haben den Gegner kompakt angelaufen und uns auf die Prinzipien konzentriert, die uns in der Hinrunde stark gemacht haben", so Lell.

Rehhagel sagte dazu alt bekannte Sätze. "Ich rede immer mit allen. Ich bin immer Demokrat, aber manchmal muss man Diktator sein, wenn man nach vorne kommen will." Mit reichlich Glück überstanden die Berliner die wie immer stürmische Anfangsphase der Mainzer: Deren Angreifer Nicolai Müller drosch schon in der dritten Minute den Ball freistehend aus acht Metern am Tor vorbei. Und auch in der 61. Minute vergab Müller nur drei Minuten nach dem Anschlusstreffer von Eric Choupo-Moting die riesige Chance zum 2:2 für Mainz - wieder traf er aus drei Metern freistehend das Tor nicht.

Entschieden war die Partie dann in der 69. Minute, als Adrian Ramos einen kapitalen Fehler des Mainzer Innenverteidigertalents Jan Kirchhoff zu seinem zweiten Tor nutzte. Der Kolumbianer baute in der 52. Minute nach einem tollen Konter die 1:0 Führung durch Änis Ben-Hatira (41.) aus. Es waren die beiden ersten Tore von Ramos seit dem 17. Dezember.

Ramos und Raffael machen den Unterschied



Und natürlich, so dozierte Rehhagel später, habe er Ramos vor dem Spiel daran erinnert, dass dieser es schon besser gemacht habe als zuletzt mit dem Toreschießen. Ramos werde in Mainz seine Chancen bekommen und solle dann mit seinem Partner Raffael schön Fußball spielen: "So ist es ja dann auch gekommen", fügte Rehhagel hinzu.

Es war trotz manch glücklicher Momente eine für eine Mannschaft in dieser Situation und nach der Bayern-Pleite im vorangegangenen Spiel eine starke Leistung der Berliner. In Raffael oder Ramos hat der Tabellenvorletzte Spieler mit einer überdurchschnittlichen Klasse in seinen Reihen. Der Hamburger SV ist auf Relegationsrang 16 nur noch einen Zähler von den Berlinern (26 Punkte) entfernt. Und die Mainzer befinden sich nach der zweiten Niederlage gegen einen Abstiegskandidaten hintereinander (in der Vorwoche 1:2 in Augsburg) nun plötzlich mit 30 Punkten wieder im Tabellenkeller.

Otto Rehhagel und die Berliner treffen nächste Woche im Heimspiel auf den VfL Wolfsburg. Und Otto Rehhagel weiß: "Es gibt nur eine Wahrheit: Der Ball muss rein."

Tobias Schächter