Viele Mitglieder des 2005 gegründeten Fanclubs "HSV Jungs" sind schon in den achtziger Jahren zu 96 gegangen
Viele Mitglieder des 2005 gegründeten Fanclubs "HSV Jungs" sind schon in den achtziger Jahren zu 96 gegangen

Hannover heißt jetzt Bundesliga

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Köln - Die Mannschaft steht im Achtelfinale der Europa League; gemeinsam mit Manchester United, dem FC Valencia oder Sporting Lissabon. In der Bundesliga hat Hannover 96 aktuell als Tabellensiebter gute Chancen, sich erneut für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Die jüngsten sportlichen Erfolge könnten leicht darüber hinwegtäuschen, dass 96 schon ganz andere Zeiten erlebt hat.

Lars Fischer kann viel davon erzählen. Der 40-Jährige ist Mitgründer des offiziellen Fanclubs "HSV Jungs" - schließlich wird der Hannoversche Sportverein (HSV) von 1896 e. V. in der Landeshauptstadt Niedersachsens ebenso gängig abgekürzt wie der Hamburger SV.

"Wir gehen da mal hin und gucken mal"

"Für mich war 96 immer ein Zweitligist. Die ersten zehn Jahre Bundesliga habe ich ja nicht selbst erlebt. In den achtziger und neunziger Jahren ist man als Hannoveraner nach dem Motto ins Stadion gekommen: Wir gehen da mal hin und gucken mal. Wenn wir selbst vorher noch Fußball spielen mussten, schafften wir es sowieso nur zur 2. Halbzeit."

Ausgerechnet der Tiefpunkt sollte die Wende bringen. Im Jubiläumsjahr 1996 stiegen die "Roten" nicht etwa wie erhofft auf in die Bundesliga, sondern ab in die Regionalliga. "Dieser Abstieg hat viele in Hannover aufgeweckt. Es kamen oft mehr Zuschauer als in der 2. Liga, auch weil wir schon mal 10:1 gewannen. Und natürlich lief dann mit dem Einstieg von Martin Kind alles viel professioneller", erinnert sich Fischer.

"Fast schon ein kleines Märchen"

Ohne den heutigen Vorstandsvorsitzenden Kind wäre der Bundesliga-Aufstieg 2002 wohl kaum möglich gewesen. Laut Fischer weiß die Fanszene in Hannover zu schätzen, was sie an Kind hat und was ihm der Verein zu verdanken hat. "Seit 2002 sind wir jetzt Bundesligist, das alleine finde ich schon sehr bemerkenswert. Und was sich in den letzten beiden Jahren entwickelt hat, ist fast schon ein kleines Märchen."

Und wieder war es ein großer Tiefpunkt, der die Entwicklung des zweimaligen Deutschen Meisters positiv beeinflussen sollte. Der Freitod von Torhüter Robert Enke im November 2009 habe Mannschaft, Fans und Verein stark zusammenwachsen lassen, meint Fischer. "Zum entscheidenden letzten Spiel der Saison 2009/10 sind rund 13.000 96-Fans nach Bochum gefahren und wir haben dort zusammen den Klassenerhalt klar gemacht. Danach haben wir später noch in Hannover im Stadion zusammen gefeiert, da ist wirklich eine Menge Gutes passiert, das sollte man nicht unterschätzen."

10.000 Fans der "Roten" in Kopenhagen

Heute erleben die etwa 50 Mitglieder der "HSV Jungs" Zeiten, von denen die meisten früher nur träumen konnten. Viele Heimspiele in der Bundesliga sind ausverkauft, selbst Auswärtspartien in der Europa League werden schon mal zum Heimspiel. So fuhren etwa 10.000 Fans der "Roten" im November 2011 nach Dänemark und feierten geschlossen noch weit nach Abpfiff gemeinsam im Stadion den 2:1-Sieg beim FC Kopenhagen in der Gruppenphase der Europa League.

"Das sind Momente, die wir alle so richtig genießen können, weil wir ja auch ganz andere Zeiten mitgemacht haben", sagt Fischer. Und wer weiß? Vielleicht sind für 96 auch bald wieder Titel drin. Den letzten Titelgewinn haben Fischer und einige der – damals noch nicht offiziell gegründeten – "HSV Jungs" live im Berliner Olympiastadion miterlebt. 1992 holte 96 den DFB-Pokal im Endspiel gegen Borussia Mönchengladbach - als Zweitligist.