Der Hamburger SV um Kapitän Rafael van der Vaart (M.) klammert sich vor dem Rückspiel der Relegation bei der SpVgg Greuther Fürth an den letzten Strohhalm
Der Hamburger SV um Kapitän Rafael van der Vaart (M.) klammert sich vor dem Rückspiel der Relegation bei der SpVgg Greuther Fürth an den letzten Strohhalm

Die Hoffnung stirbt zuletzt - HSV weiter ohne Adler

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Hamburg - Das Nervenkostüm der Fans des Hamburger SV wurde in den vergangenen Jahren fast dauerhaft auf die Zerreißprobe gestellt. Die sportliche Talfahrt setzte allen zu. Doch standhaft wie die Deiche im hohen Norden hielten die Anhänger der Rothosen diese Belastungen aus. Nach dem aus ihrer Sicht enttäuschendem 0:0 im Relegationshinspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth am Donnerstag (Spielbericht) bröckelt die Festung des positiven Glaubens aber zusehends.

"Auf Drobny ist immer Verlass"

Kaum einer in der Hansestadt hat noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt, auch wenn Vereinsikone Uwe Seeler immer noch davon überzeugt ist, dass "wir gegen Fürth die Oberhand behalten".

Ein Blick auf die Statistik malt jedoch ein düsteres Bild. Neun Spiele in Serie hat der HSV auswärts verloren, Trainer Mirko Slomka ist auf fremden Platz sogar seit 15 Bundesliga-Begegnungen ohne Punktgewinn. Elf Tore kassierten die Hamburger in den letzten vier Spielen in der Fremde, mit 75 Gegentreffern in der gesamten Saison sind sie die Schießbude im deutschen Profifußball.

Dass der zuletzt nicht immer konstant haltende Rene Adler wie schon im Hinspiel nun auch am Sonntag in Fürth (ab 16:30 Uhr im Live-Ticker) mit einem Bandscheibenvorfall ausfällt (Meldung), könnte sich dabei jedoch als positiv herausstellen. Denn Ersatztorwart Jaroslav Drobny hielt in der Imtech Arena das torlose Remis fest und überzeugte auf ganzer Linie. "Auf Drobny ist immer Verlass. Er hat von hinten viel Dampf gemacht. Das war sensationell", lobte Spielmacher Hakan Calhanoglu den Tschechen.

Diesen Dampf hatte man eigentlich auch von Calhanoglu erwartet, doch der türkische Nationalspieler erwischte gegen die Kleeblättler nicht den besten Tag. Vor allem das Zusammenspiel mit Torjäger Pierre-Michel Lasogga klappte nicht wie gewohnt. Vielleicht lag es daran, dass der Stoßstürmer vornehmlich auswärts knipst - zehn seiner 13 Saisontore erzielte er auf Reisen.

Auswärtstor als Etappenziel

Mit nur einem Treffer würden die Chancen der Hamburger, weiterhin als einziger Verein seit der Gründung der Bundesliga erstklassig zu sein, um ein Vielfaches steigen. Denn dann müsste Fürth wegen der Auswärtstore-Regel schon gewinnen.

Gut, dass zumindest die Spieler weiterhin fest an den Klassenerhalt glauben. Der von Hertha BSC ausgeliehene Lasogga, der wohl ein letztes Mal das Trikot mit der Raute auf der Brust tragen wird, ist sich sicher: "Wenn wir unsere Leistung abrufen, wird sich die Qualität durchsetzen." Die HSV-Fans haben diese Parolen in letzter Zeit zu häufig gehört. Vielleicht treffen sie im großen Abstiegsfinale ja endlich mal zu.

Michael Reis