Olaf Thon spielte in seiner Zeit als Profi zwischen 1983 und 2002 für Schalke 04 und Bayern München
Olaf Thon spielte in seiner Zeit als Profi zwischen 1983 und 2002 für Schalke 04 und Bayern München

"Hätte nichts gegen ein 6:6"

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München - Zum 87. Mal treffen im alten Klassiker der FC Schalke 04 und der FC Bayern München am Samstag in der Bundesliga aufeinander. In seiner erfolgreichen, 19 Jahre dauernden Profi-Karriere hat Olaf Thon, Weltmeister von 1990, nur für diese beiden Clubs gespielt. Mit den Bayern wurde er drei Mal Meister, mit Schalke holte er den Pokal und den UEFA-Cup.

Unvergessen sind seine drei Tore für Schalke, die er beim legendären 6:6 im Halbfinale des DFB-Pokals 1984 als 18-Jähriger gegen die Bayern erzielte. Beide Teams hält der heute 46-Jährige für Titelkandidaten, wie er im Gespräch mit bundesliga.de verriet.

bundesliga.de: Herr Thon, die ersten drei Spieltag in der Bundesliga sind gespielt. Ihre beiden Ex-Vereine Schalke 04 und Bayern, die am Samstag im Topspiel aufeinander treffen, haben sich noch keine Blöße gegeben. Wie bewerten Sie den Start?

Olaf Thon: Wenn man die Ergebnisse der ersten Spieltage Revue passieren lässt, kommt man zu dem Schluss, dass die Bundesliga von den drei Spitzenmannschaften würdig in der Champions League vertreten wird. Die Schalker haben im Moment einen positiven Lauf. Sie sind sehr gut in die Bundesliga ebenso gestartet wie im Pokal und der Champions League. In Hannover hatte Schalke beim Unentschieden etwas Pech, die anderen Spiele haben sie ungefährdet gewonnen. Und vor allem der Auftritt in Piräus (Huntelaar im Interview) war beeindruckend. Da hätten sie auch höher gewinnen können.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie die Chancen der "Königsblauen" gegen die Bayern ein?

Thon: Schalke ist keinesfalls chancenlos, im Gegenteil. Zwar sind auch die Bayern in einer beachtlichen Frühform. Doch die "Knappen" sind eingespielt und haben vor dem Spiel am Wochenende einen Tag mehr für die Regeneration. Zudem waren bei den Bayern zuletzt wichtige Spieler wie Arjen Robben oder Franck Ribery angeschlagen. Das spricht ein bisschen für Schalke. Die Erfahrung der letzten Jahre lässt ein ausgeglichenes Spiel erwarten. Ich tippe auf ein 1:1, hätte aber auch gegen ein 6:6 nichts einzuwenden. Aber auch ein knapper Schalker Sieg würde mich nicht überraschen.

bundesliga.de: Was für ein Spiel erwarten Sie?

Thon: Das ist schwer zu sagen. Ich bin gespannt, ob beide Teams wie an den ersten Spieltagen auf die Offensive setzen, wo beide ihre Stärken haben. Oder wird es ein von der Taktik geprägtes Spiel? Die Bayern legen meiner Meinung nach inzwischen mehr Wert auf die Defensive. Im vergangenen Jahr haben sie mit der Verpflichtung von Manuel Neuer den Anfang gemacht, in diesem Jahr Dante und das Juwel Javier Martinez geholt. Sie wirken auf mich jetzt gefestigter als im Vorjahr. In der Offensive gefallen mir Xherdan Shaqiri und vor allem Mario Mandzukic, den ich neben Robert Lewandowski für den komplettesten Stürmer der Bundesliga halte. Aber auch ein Klaas-Jan Huntelaar muss sich dahinter nicht verstecken. Vom Personal ist der FC Bayern dennoch auf dem Papier leichter Favorit.

bundesliga.de: Sind die Schalker schon stark genug, konstant oben mitzuspielen?

Thon: Ich denke schon. Wenn man bei Schalke ein Haar in der Suppe suchen will, könnte das höchstens die Torwartposition betreffen. In den anderen Mannschaftsteilen ist der Kader gut aufgestellt. Im Angriff ist Ciprian Marica eine Alternative, im Mittelfeld kann man bedenkenlos Tranquilo Barnetta bringen und in der Defensive Atsuto Uchida. Nur bei den Torhütern bin ich mir nicht ganz sicher, obwohl dort im Moment keine Probleme auftauchen und es funktioniert. Lars Unnerstall verrät ab und zu noch eine gewisse Unerfahrenheit. Das war schon im letzten Jahr manchmal ein Problem. Ich bin gespannt, wie er sich weiter entwickelt.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass die Top 3 des Vorjahres - Borussia Dortmund, Bayerrn München und Schalke 04 - den Titel ausmachen?

Thon: Davon gehe ich aus. Alles andere wäre für mich eine große Überraschung. Ich freue mich, dass Eintracht Frankfurt mit drei verdienten Siegen so gut gestartet ist und mag die ironischen Sprüche von Heribert Bruchhagen. Aber selbst wenn die Eintracht auch die nächsten acht Spiele gewinnt, kommt sie für mich nicht als Titelkandidat in Frage. Aber die Hessen wirken auf mich gefestigt, die Neuzugänge passen und auf einen Alex Meier war auch immer Verlass.

bundesliga.de: Und die anderen etablierten Vereine wie Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart oder Borussia Mönchengladbach?

Thon: Den Mannschaften traue ich keine Überraschung zu. Der VfB hat in München klar 1:6 verloren, Leverkusen hatte null Chancen in Dortmund. Am ehesten könnte vielleicht Hannover 96 ganz oben mitspielen. Aber eigentlich glaube ich auch daran nicht.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski



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