Dani Schahin (l.) ist mit vier Saisontoren der bislang beste Düsseldorfer Schütze
Dani Schahin (l.) ist mit vier Saisontoren der bislang beste Düsseldorfer Schütze

"Hätte den Moment gerne in die Länge gezogen"

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Düsseldorf - Bereits zum zweiten Mal in dieser noch jungen Saison wurde Fortuna Düsseldorfs Dani Schahin zum Matchwinner für seinen Club.

Dem Doppelpack beim 2:0-Auftaktsieg des Aufsteigers in Augsburg ließ der Fortuna-Stürmer einen weiteren folgen. Nach dem Spiel stellte sich der 23-Jährige zum Interview.

Frage: Herr Schahin, wie fühlt es sich an, mit einem Tor eine ganze Stadt glücklich zu machen?

Dani Schahin: Super. Ich bin sehr, sehr glücklich, dass wir in so einem Spiel noch einmal zurückgekommen sind. Das war jetzt nicht irgendein Gegner, sondern einer der Top 3 der Bundesliga. Mit der ersten Halbzeit können wir natürlich nicht zufrieden sein. Und danach hätte sicher auch niemand vorhergesagt, dass wir noch einmal zurückkommen. Im Gegenteil. Aber wir haben als Team zusammengehalten und an uns geglaubt. Und dann hatte ich das eine Mal Glück mit dem Schienbein. Das andere Mal habe ich eine Superflanke vom Tobi (Levels, Anm. d. Red.) bekommen. Wir sind elf Mann auf dem Platz die sehr viel laufen und kämpfen und ackern. Hinten haben wir den Fabi (Torwart Giefer, Anm. d. Red.), den Riesen, der auch zwei, drei Dinger rettet. Kompliment an jeden Einzelnen.

Frage: Es war ein Gänsehauterlebnis bei Ihrem Tor zum 2:2. Das ganze Stadion ist explodiert.

Schahin: Das war unglaublich. Ich hätte den Moment gerne in die Länge gezogen, aber das ging leider nicht. Der Schiedsrichter hat wieder angepfiffen. Aber es war super. Schon das Einlaufen war super. Jeder hat sich gefreut, dass wir gegen Schalke vor vollem Haus spielen durften. Die Stadt steht hinter uns, die Fans sind unglaublich. Es ist der Wahnsinn.

Frage: In der zweiten Halbzeit hat die Fortuna eine unglaubliche Mannschaftsleistung gezeigt und Schalke regelrecht niedergekämpft.

Schahin: Ja, wir können spielerisch vielleicht nicht auf dem Niveau wie Schalke sein, aber auch wir können Fußball spielen, kämpfen und laufen. Wir haben einen klaren Plan vor Augen, jeder weiß, was er machen muss. Es hat alles gepasst. Wir hatten sicherlich auch hinten Glück, dass der Huntelaar nicht noch ein Tor gemacht hat. Aber das gehört dazu. Ich glaube, das Unentschieden ist verdient.

Frage: Zur Pause schien die Partie bei einem 0:2-Rückstand schon entschieden zu sein. Wie war die Ansprache von Trainer Norbert Meier?

Schahin: Der Trainer hat in der Pause gesagt, dass wir mutig nach vorne spielen sollen, weil es egal wäre, ob wir das dritte oder vierte Gegentor kassieren würden. Wir könnten aber auch herankommen, so wie es passiert ist. Wir haben sicherlich auch einige Chancen der Schalker zugelassen, die die nicht konsequent zu Ende gespielt haben. Auch der Fabi hat super gehalten. Die Fans waren unser 12. Mann.

Frage: Was war ausschlaggebend?

Schahin: Wir hatten den Vorteil, dass wir direkt nach der Pause den Anschlusstreffer geschossen haben und nicht erst in der 85. Minute. Wir hatten genug Zeit, den einen noch fehlenden Treffer zu machen und das Unentschieden zu holen. Nach dem Anschlusstreffer hat man gemerkt, dass das Stadion bebt und die Lautstärke da war. Vielleicht hat das die Schalker auch eingeschüchtert, ich weiß es nicht. Wir waren dadurch hochmotiviert und wurden noch einmal zusätzlich gepusht. Es hat geklappt.

Frage: Wie haben Sie es denn geschafft, Ihr Talent so lange in der 2. Bundesliga zu verstecken?

Schahin: Keine Ahnung. Das ist manchmal so. Mal läuft es, mal nicht. Es spielten gewisse Faktoren eine Rolle. Aber das ist Vergangenheit und spielt keine Rolle mehr. Ich bin jetzt bei der Fortuna, ich freue mich, dass ich spielen darf, ich Tore mache und der Trainer mir vertraut. Ich bin sehr glücklich.

Frage: Erleben Sie gerade die beste Phase Ihrer Karriere?

Schahin: Auf jeden Fall.

Frage: Hätten Sie sich erhofft und erträumt, dass es so gut laufen würde?

Schahin: Erhofft und erträumt, beides. Ich habe schon in der Vorbereitung Gas gegeben, viel an mir gearbeitet. Ich habe auf Sachen wie Ernährung und Gewicht geachtet. Ich versuche, die Fehler, die ich vielleicht in der Vergangenheit begangen habe, nicht zu machen. Und ich merke, dass es mir hilft und mich weiterbringt. Diesen Weg will ich weiter gehen. Man darf sich nie ausruhen. Auch wenn es jetzt bei uns vernünftig läuft, müssen wir weiter Gas geben. Nächste Woche steht schon wieder das nächste Spiel an.

Frage: Welche Umstände haben dazu geführt, dass Sie manche Sachen jetzt anders und besser machen?

Schahin: Ich habe in Fürth nicht so viel gespielt und war nicht so erfolgreich. Ich war mit der Situation nicht zufrieden. Es kamen viele Sachen zusammen. Bei manchen Spielern läuft es in Vereinen, bei anderen nicht. Ich bin froh, dass ich die Chance bei Fortuna bekommen habe und einen Trainer habe, der mir das Vertrauen schenkt. Ich versuche, das zurückzuzahlen.

Frage: Und jetzt wollen Sie in dieser Saison die Torjägerkanone holen?

Schahin:(lacht) Nein. Das ist nicht mein Ziel. Ich versuche, möglichst viel für die Mannschaft zu tun. Wenn das eine oder andere Tor dabei herausspringt, hätte ich aber sicher auch nichts dagegen.

Frage: Glauben Sie, dass die Fortuna inzwischen in der Bundesliga richtig ernst genommen wird?

Schahin: Wir haben jetzt schon den 6. Spieltag. Man hat gemerkt, dass wir eine klare Linie verfolgen und versuchen hinten sicher zu stehen. Diese Serie ist jetzt gerissen. Aber das ist nicht so schlimm. Wir haben auch etwas drauf und versuchen unser Bestes.

Aus Düsseldorf berichtet Tobias Gonscherowski