Am 26. Juni bittet Pep Guardiola die Bayern-Stars zum ersten Mal zu einer Trainingseinheit
Am 26. Juni bittet Pep Guardiola die Bayern-Stars zum ersten Mal zu einer Trainingseinheit

Guardiolas große Aufgabe: Kann man die Über-Bayern noch verbessern?

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München - Am 24. Juni 2013 wird die Fußballwelt ihr Auge auf München richten, denn dann beginnt beim FC Bayern München die Ära Guardiola. Am 26. Juni wird Josep "Pep" Guardiola i Sala erstmals das Münchner Training leiten. Und die Hoffnungen bei den Bayern sind groß, dass ihre Erfolgsgeschichte nach dem Triple auch unter der Leitung des Spaniers weitergeht.

Barca-Philosophie beim FC Bayern?

Pep Guardioda gilt als Visionär, als akribischer Arbeiter, der eine genaue Vorstellung von dem Fußball hat, den er spielen lassen will. Von Zlatan Ibrahimovic wurde er einst sogar als "Philosoph" bezeichnet. Der ehemalige Trainer des FC Barcelona, mit dem er in seiner vierjährigen Amtsperiode sage und schreibe 14 Titel gewann, steht für modernen, ballbesitzorientierten und dominanten Tempofußball, der während seiner Zeit bei den Katalanen als das Non plus Ultra im Weltfußball galt. 2009, zum Zeitpunkt des ersten Titels in der "Königsklasse", war Guardiola erst 38 Jahre alt und ist so der jüngste Trainer aller Zeiten, der eine Mannschaft zum Champions-League-Sieg führte.



Der FC Bayern hat in der Saison 2012/2013 mit dem Triple nicht nur Fußballgeschichte geschrieben, sondern mit ihrer dominanten und spektakulären Spielweise die Massen begeistert. Die Frage ist nun, kann Guardiola den FC Bayern noch weiter entwickeln, spielerisch noch einmal auf ein neues Level bringen? Immerhin sagte nicht zuletzt Ex-Trainer Jupp Heynckes, dass er Guardiola die beste Mannschaft der Welt übergibt.

Mit dem FC Barcelona hat Guardiola vier Jahre lang mit seinem so oft zitierten "Tiki-Taka" die europäische Fußballbühne fast nach Belieben dominiert, zwei Mal den Titel in der "Königsklasse" gewonnen. Ob es jedoch sinnvoll ist, diesen Spielstil komplett auf Bastian Schweinsteiger und Co. zu projizieren, ist eher zweifelhaft. Zudem gilt das stetige Hin- und Hergeschiebe des Balles bei vielen Fans sogar als unansehnlich und langweilig und passt - aufgrund des vorhandenen Spielermaterials - auch nicht zu hundert Prozent zum FC Bayern. Denkbar wäre aber, nur Teile des Barca-Konzepts auf das bajuwarische Spiel zu übertragen.

4-3-3 vs. 4-2-3-1



Guardiola ließ Barca grundsätzlich in der Grundordnung 4-3-3 auflaufen, agierte also nur mit einem defensiven Mittelfeldspieler und verzichtete zudem teilweise auf einen "klassischen" Mittelstürmer. Der FC Bayern setzte in den letzten Jahren hingegen auf ein 4-2-3-1, sicherte im Mittelfeld also mit zwei Spielern nach hinten ab und forcierte das Spiel über die Außen, um ihren Mann im Sturmzentrum mit Flanken zu füttern.

Die unterschiedlichen Grundausrichtungen, die während eins Spiels natürlich nicht strikt eingehalten werden, sind bei beiden Mannschaften auch vom vorhandenen Spielermaterial abhängig. Barcelona verfügt in der Offensive über Spieler, denen die barcelonesque Spielphilosophie schon in der Ausbildung in La Masia Tag für Tag vorgelebt wurde. Xavi, Iniesta und Messi sind Musterbeispiele für den typisch quirligen, ball- und passicheren Barca-Spieler, auf den das Tiki-Taka optimal zugeschnitten ist. Selbst in der Champions League spielte Barcelona unter Guardiola beispielsweise 70 Prozent Ballbesitz und mehr durch schnelle Kurzpasskombinationen heraus.

Über derartige Spielertypen verfügt - wenn auch nicht in dieser Breite - auch Bayern, nicht zuletzt verstärkt auch Dortmunds Offensiv-Juwel Mario Götze den Kader. Der FCB ist mit seinen zentralen Angreifern Mario Mandzukic und Mario Gomez im Spiel nach vorne jedoch deutlich variantenreicher, gerade was die Lufthoheit im gegnerischen Strafraum angeht. Auch defensiv stehen die Bayern - schon allein aufgrund der personellen Überzahl - klar kompakter als die Spanier.

Die eigene Linie in Nuancen verbessern



Der FC Bayern hat in der vergangenen Triple-Saison eine Spielweise an den Tag gelegt hat, mit der er Barcelona zwei Mal deutlich besiegt hat. Man hat in der Champions League jedoch auch gesehen, wie gut Barca dem Gegner ihr von Guardiola geprägtes Kurzpassspiel aufdrängen kann. Nachzufragen beim AC Mailand, der nach 2:0 im Hinspiel in Camp Nou mit 4:0 zerlegt wurde.

Pep Guardiola muss einen Weg finden, sein eigenes Spielkonzept mit dem der Münchner zu vereinen und optimal aufeinander abzustimmen. Gelingt ihm das, steht der FC Bayern vor glorreichen Jahren, in denen er sich mit Sicherheit mit weiteren Titeln dekorieren kann. Vielleicht gelingt mit Guardiola im nächsten Jahr sogar die Titelverteidigung in der Champions League, was bekanntlich noch keinem Team gelang. Wie man den Henkelpott gewinnt, weiß der Spanier ja.

Sebastian Dirschl


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