Hannover konnte gegen den FC Bayern 25 Minuten gut mithalten. Doch dann nutzte Thomas Müller (r.) die erste Chance für die Münchner eiskalt
Hannover konnte gegen den FC Bayern 25 Minuten gut mithalten. Doch dann nutzte Thomas Müller (r.) die erste Chance für die Münchner eiskalt

FCB weiter auf Rekordjagd

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Hannover - "Um die Meisterschaft geht es den Bayern doch schon nicht mehr. Das ist nur noch Fein-Tuning für die Champions League, um da noch besser zu sein als letzte Saison", reagierte Rudi Völler auf die Frage, ob sein Verein Bayer Leverkusen als Tabellen-Zweiter trotz 19 Punkten Rückstand noch Bayern-Verfolger Nummer eins sei.

Guardiola: "Ich bewundere meine Mannschaft"

Diese Feinabstimmung funktionierte beim klaren 4:0 in Hannover schon sehr gut. 71 Prozent Ballbesitz spiegeln die Philosophie von Pep Guardiola wider, und im Abschluss bescheinigte ihnen Lars Stindl "gnadenlos effizient" zu sein. Thomas Müller (25., 59. Min.), Thiago (34.) und Mario Mandzukic (66.) zeigten sich vor dem Tor eiskalt. Seit nunmehr 47 Liga-Spielen wartet die Konkurrenz auf eine Niederlage des Rekodmeisters.

Für den Bayern-Coach ist der erfolgreiche Saisonverlauf alles andere als eine Selbstverständlichkeit. "Es ist nicht normal, dass eine Mannschaft nach einer Saison wie der letzten wieder so erfolgreich spielt und Woche für Woche alles gibt", so Guardiola, der sich als Fan outet und dem Team beinah noch eine Liebeserklärung zukommen lässt. "Ich bewundere meine Mannschaft."

Hannovers Protagonisten erkannten die Überlegenheit der Gäste dann auch neidlos an. "Die Bayern haben eine brutale Qualität - als Mannschaft wie auch individuell", schwärmte 96-Coach Tayfun Korkut. Und für Stindl machte es keinen Unterschied, dass Guardiola seine Startaufstellung im Vergleich zum 2:0 in der Champions League bei Arsenal London auf vier Positionen veränderte. "Die Bayern haben immer eine Top-Qualität, egal wer auf dem Feld steht", so der 96-Kapitän.

Erneut ein Liga-Rekord

Was aber bleibt, wenn Siege zur Normalität werden? Rekorde! Denn obwohl der FC Bayern wöchentlich eigene Bestmarken in die Höhe schraubt, so gibt es noch einige, die er noch nicht hält, auch wenn die natürlich von Spiel zu Spiel weniger werden. Einen neuen Eintrag ins Rekordbuch der Liga gab es auch nach der Partie in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu vermelden: Die Münchner erzielten im 14. Liga-Spiel in Folge mindestens zwei Treffer und zogen mit Borussia Dortmund gleich, das das gleiche Kunststück 1995 vollbrachte.

Dass Manuel Neuer wegen seiner Reservistenrolle in Hannover einen persönlichen Spitzenwert verpasste, interessierte den Bayern-Keeper wenig. "Rekorde interessieren uns nicht. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, dann kommen die von ganz allein", sagte der Nationaltorwart. 

Schweinsteiger-Scherz bei Auswechslung

Neben Neuer mussten auch der in London hoch gelobte Toni Kroos, Dante und Arjen Robben auf der Bank Platz nehmen. Dafür spielte Bastian Schweinsteiger vier Monate nach seiner Sprungelenkverletzung erstmals wieder von Beginn an - und irritierte bei seiner Auswechlung nach 72 Minuten (für ihn kam Claudio Pizarro) seinen Trainer. Der Nationalspieler deutete einen Handschuh-Wurf an und warf scheinbar verärgert eine Trainingsjacke zu Boden. "Er hat mir aber sofort gesagt, dass es ein Witz war", verriet Guardiola darauf angesprochen den Medienvertretern.

Schweinsteiger bejubelte gegen Hannover seinen 200. Sieg in der Bundesliga. Und auch zwei Mitspieler feierten ein Jubiläum: Die "Super-Mario-Brothers" Götze und Mandzukic bestritten das jeweils 100. Spiel in Deutschlands Elite-Liga.

Es dürften nicht die letzten Gründe für Feierlichkeiten in den Reihen des von Rekord zu Rekord eilenden Rekordmeisters sein. "Ich wüsste nicht, wer die im Moment schlagen soll", war Ron-Robert Zieler ratlos. Wie für Völler ist auch für den Torwart von Hannover 96 "die Meisterschaft gelaufen. Und das doch nicht erst seit heute."

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs