Lässt sich ein gemeinsamer Stil erkennen? Die ehemaligen VfB-Jugendtrainer Thomas Tuchel (l./ © Imago), Markus Gisdol (o.M.), Tayfun Korkut (r.o./ © Imago), Thomas Schneider (u.M./© Imago) und Jens Keller (r.u.)
Lässt sich ein gemeinsamer Stil erkennen? Die ehemaligen VfB-Jugendtrainer Thomas Tuchel (l./ © Imago), Markus Gisdol (o.M.), Tayfun Korkut (r.o./ © Imago), Thomas Schneider (u.M./© Imago) und Jens Keller (r.u.)

Die Stuttgarter Schule

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München - Zwei Spiele, vier Teams - und vier Trainer mit einer Vergangenheit im Jugendbereich des VfB Stuttgart. Wenn am 21. Spieltag Mainz auf Hannover trifft und Hoffenheim den VfB empfängt, treffen sich vier der fünf Bundesliga-Coaches, die einst Stuttgarts Youngster betreuten, im direkten Duell. Neben Mainz' Thomas Tuchel, Hannovers neuem Übungsleiter Tayfun Korkut, Hoffenheims Markus Gisdol und dem aktuellen VfB-Trainer Thomas Schneider war auch Schalkes Jens Keller einst in der Juniorenabteilung der Schwaben tätig.

Von der VfB-Jugend zum Bundesliga-Cheftrainer - ein "traditioneller" Weg

"Das freut uns", sagt Ralf Becker, Leiter Junioren und Scouting beim VfB gegenüber bundesliga.de, "weil man sieht, dass wir schon seit Jahren gute Rahmenbedingungen im Verein bieten, wo sich dann auch junge Trainer gut entwickeln können."

Der neueste Ex-Stuttgarter in dieser Riege der Cheftrainer ist Korkut, den Hannover im Winter verpflichtete. Er überzeugte 96-Sportdirektor Dirk Dufner: "Wir wollten einen jungen Trainer mit klaren Vorstellungen, der konzeptionell arbeiten kann. Er hat uns mit seiner Persönlichkeit und Vita voll überzeugt." Und Stuttgarts Sportdirektor Jochen Schneider lobte: "Tayfun ist ein top ausgebildeter Trainer, der unsere Jugendphilosophie hervorragend umgesetzt hat. Er ist eine ganz exzellente Wahl."

Korkut (39), Tuchel (40), Thomas Schneider (41), Keller (43) und Gisdol (44) - die Bundesliga-Clubs setzen statt auf Erfahrung zunehmend auf junge, "unverbrauchte" Übungsleiter - und scheinbar mit Vorliebe auf ehemalige Stuttgarter Jugendtrainer. Das Quintett arbeitete zu unterschiedlichen Zeiten mit der U15, der U17 und der U19 des VfB und führten letztere unter anderem zu drei A-Jugend-Meisterschaften. Nun sind sie in der Bundesliga für sportlichen Erfolg verantwortlich.

"Das ist schon etwas Besonderes, wenn von 18 Bundesliga-Trainern fünf einmal beim VfB in der Jugend gearbeitet haben", so Becker, der die Ursache für diese Entwicklung darin sieht, dass man "beim VfB traditionell schon immer viel Wert auf die Jugendarbeit gelegt" habe und sich Trainer daher im Ländle anscheinend besonders gut entwickeln könnten.

Nur Schneider wählt den direkten Weg

So auch Thomas Schneider. Der ehemalige Abwehrspieler lief 133 in der Bundesliga für Stuttgart auf und startete nach seinem Karrierende seine Trainerlaufbahn am Neckar. Zunächst hospitierte Schneider beim VfB und übernahm dann die U17 des Clubs, die er zweimal in Folge ins Endspiel der B-Junioren-Meisterschaft führte, beim zweiten Versuch 2013 sicherten sich seine Jungs den Titel. Seit August 2013 steht er bei den Profis des VfB in der Verantwortung. Als einziger der fünf schaffte er es direkt aus der Stuttgarter Jugendabteilung zu den VfB-Profis.

Der gebürtige Stuttgarter Korkut trainierte 2011/12 die U19 des VfB, allerdings nur ein halbes Jahr lang. Danach nahm er ein Angebot als Co-Trainer der türkischen Nationalelf an. "Wir hätten ihn gern länger behalten, aber der Lockruf aus der Türkei war zu groß", sagte Sportdirektor Jochen Schneider damals. Nachdem Korkut beim neue Nationalcoach Fatih Terim keinen Posten mehr bekam, nahm er im Winter das Angebot von 96 an.

Gisdol trainierte die U17 der Stuttgarter von 2005 bis 2007 und fand über die unterklassigen Vereine SG Sonnenhof Großaspach, SSV Ulm und Co-Trainer-Stationen bei Hoffenheim und Schalke den Weg zu einem Cheftrainerposten in der Bundesliga.

Tuchel und Keller beginnen Trainerkarriere in der VfB-Jugend

Die U15 des VfB war von 2000 bis 2004 Tuchels erste Trainerstation, ehe er mit der U19 des Vereins als Co-Trainer 2005 die A-Jugend-Meisterschaft holte. Über die U19 des FC Augsburg, dessen zweiter Mannschaft und schließlich die U19 von Mainz 05 schaffte er es auf die Profi-Trainerbank der Nullfünfer.

Auch Keller, der ebenfalls in Stuttgart geboren wurde und 49 Bundesliga-Spiele für den VfB bestritt, begann seine Trainerkarriere beim Team mit dem roten Brustring. Von 2008 bis zum Winter 2009 war er für die U19 verantwortlich, ehe er zuerst 2009 als Co-Trainer, dann 2010 als Chefcoach die Profis betreute und nach seiner Beurluabung als Scout weiter für den VfB tätig war. Seine ehemaligen Schützlinge aus der U19 wurden 2009 ohne ihn noch Meister der Süd/Südwest-Gruppe der A-Jugend-Bundesliga. Über Schalkes U17 sicherte sich Keller dann seinen aktuellen Arbeitsplatz als Knappen-Coach.

Erfolgsmodell Jugendcoach?

Keine VfB-Vergangenheit, aber Erfahrung als Jugendcoach haben auch andere aktuelle Cheftrainer der Bundesliga. Torsten Lieberknecht beispielsweise begann seine Trainerlaufbahn bei der U19 von Eintracht Braunschweig, ehe er die Profis ab 2008 zuerst zur Qualifikation zur 3. Liga und später bis in die Bundesliga führte.

Lieberknechts Kollegen Christian Streich und Lucien Favre schafften mit dem SC Freiburg in der vergangenen und mit Borussia Mönchengladbach in der Saison 2011/12 sogar den Sprung in den Europapokal. Und ein gewisser Pep Guardiola, von 2007 bis 2008 Trainer der zweiten Mannschaft des FC Barcelona, versucht sich derzeit recht erfolgreich darin, mit dem FC Bayern München das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League zu verteidigen.

Eine gute Nachwuchsarbeit zahlt sich also aus. Und zwar nicht nur für die Clubs, sondern auch für die Trainer.

Gregor Nentwig