Giovane Elber berichtet bei bundesliga.de über die WM 2014 und seine Heimat Brasilien (© Imago)
Giovane Elber berichtet bei bundesliga.de über die WM 2014 und seine Heimat Brasilien (© Imago)

Wir sehen uns im Endspiel - oder hat jemand was dagegen?

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München - Giovane Elber ist Brasilianer, der lange in Deutschland lebte und beim VfB Stuttgart, Bayern München und Borussia Mönchengladbach zwischen 1994 und 2005 260 Bundesligaspiele machte. Bis heute hat er intensive Kontakte nach Deutschland. Dort hat auch seine Stiftung www.giovane-elber-stiftung.de ihren Sitz, die sich für brasilianische Straßenkinder einsetzt. Bei bundesliga.de wird er in den kommenden Wochen über die WM 2014 und seine Heimat Brasilien berichten.

Ich fange heute mal mit einer provokanten Frage an: Wer wird denn nun Weltmeister? Oder: Wer will es überhaupt noch werden? England draußen, Italien mit Problemen, Spanien weg, Uruguay gefährdet, Portugal gefährdet, Holland knapp gegen Australien. Und Deutschland ... das haben alle gesehen. Im Ernst, diese WM zeigt, wie viel so genannte kleinere Mannschaften über Begeisterung herausholen können. Darauf müssen sich die Favoriten langsam aber sicher einstellen.   

Zur deutschen Mannschaft: Das Spiel hat Spuren hinterlassen. Selbst am Strand von Rio haben alle darüber gesprochen. Ich meine natürlich das 2:2 gegen Ghana. Das war Fußball mit Herz und Leidenschaft. Für uns Zuschauer ein Traum. Für Joachim Löw sicher nur ein bisschen, ein Trainer leidet in solchen Spielen, wenn es nicht ganz rund läuft.

Was bedeutet dieses Spiel, in dem die Deutschen einen Rückstand aufholten und ein paar Probleme hatten? Ich sehe die positiven Dinge. Joachim Löws Team kann kämpfen und sich richtig reinhängen. Es kann auf eine neue Situation Antworten geben. Das ist schon eine Spur mehr, als ich es zuletzt von Brasilien gesehen habe. In Sachen "Selecao" hat sich bei uns etwas Ernüchterung eingeschlichen. Jeder sieht das Problem im Mittelfeld. Das muss sich bis zu den K.o.-Spielen dringend ändern. Aber heute müssen erst die Punkte gegen Kamerun her!

Ich freue mich auf Donnerstag, wenn die deutsche Elf auf die USA und Jürgen Klinsmann trifft. Aber: Das wird eine anstrengende Partie, denn die Amerikaner sind sehr laufstark. Dennoch glaube ich an Deutschland. Selbst gegen ein starkes Ghana habe ich dort viel Willen gesehen - und dann die "Alten" von der Bank. Bastian Schweinsteiger und Miro Klose. Sein 15. WM-Tor ist absolute Weltklasse. Glückwunsch!  

Dass die beiden das Spiel gedreht haben, zeigt, du brauchst mehr als elf Spieler, um eine WM zu überstehen. Das werden außer Deutschland noch ein paar andere Mannschaften erfahren. Deutschland hat den Vorteil, dass von der Bank einige kommen, die die Kraft zur Wende haben. Darum beneiden Löw viele andere Trainer.

Für Miro Klose habe ich mich besonders gefreut als ehemaliger Stürmer. Logisch, oder? Ich bin für "echte" Mittelstürmer. So. Jetzt ist es raus. Aber ich glaube auch, dass Joachim Löw mit seiner Strategie richtig liegt, immer auf alles variabel reagieren zu können. Wichtig bleibt der Glaube an die eigene Stärke. Vor allem am Donnerstag, wenn man Jürgen Klinsmann wieder sieht, der mit Deutschland das Sommermärchen geschaffen hat. Deshalb ist vielleicht eine Spur mehr Emotion im Spiel ist als sonst.

So, das war es für heute. Na, nicht ganz. Das muss ich unbedingt noch sagen: Ich freue mich über so viele friedliche und gut gelaunte Fans aus dem Ausland - vor allem über die aus Deutschland. Wir Brasilianer sind stolz, Gastgeber sein zu dürfen. Und jetzt wirklich bis zum nächsten Mal. Ach ja, vielleicht im Endspiel. Das wäre doch was, oder? Deutschland gegen Brasilien. Oder wollt ihr Deutschen nicht? Wir wollen.

Ihr Giovane Elber