Die Nürnberger legten mit 124,4 Kilometern auf dem Betzenberg die beste Laufleistung des Wochenendes hin
Die Nürnberger legten mit 124,4 Kilometern auf dem Betzenberg die beste Laufleistung des Wochenendes hin

Gewinnen ist primär

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Köln - "Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär!" Mit diesem nicht ganz einwandfreien Einsatz des Wortes "Primär" hat es der österreichische Trainer Hans Krankl in die Charts der schönsten Fußballersprüche geschafft.

Dortmund auf Titelkurs und Stuttgart marschiert weiter

Was damals im Abstiegskampf der 2. Bundesliga für Fortuna Köln galt, war auch an diesem 31. Bundesliga-Spieltag der Leitfaden der meisten Partien. Viele Begegnungen hatten richtungsweisenden Charakter. In der Schlussphase der Saison gilt es, die Big Points einzufahren. Dann heißt es Sekt oder Selters, Hopp oder Top, Barfuß oder Lackschuh.



Nachdem Borussia Dortmund unter der Woche gegen den FC Bayern München schon einen großen Schritt in Richtung Titelverteidigung gemacht hatte, legte der BVB im Revierderby auf Schalke nach. Diesmal waren es nicht die spielerischen Elemente, sondern vor allem der Kampf, der zum Erfolg führte. Wie schwer sich Schalke und Dortmund das Leben machten, belegt die hohe Fehlpassquote der Partie. Die Borussen brachten nur 67,9 Prozent der Zuspiele zum Mitspieler - bei der Partie gegen die Bayern am Mittwoch waren es noch 80,4. Bei Schalke kamen sogar nur 64,8 Prozent der Pässe an. Diese Werte belegen, dass der Druck auf den ballführenden Spieler auf beiden Seiten enorm hoch war. Durch das 0:0 der Münchner gegen Mainz 05 könnte der BVB bereits am kommenden Samstag mit einem Sieg gegen Borussia Mönchengladbach die Meisterschaft feiern. Schalke liegt nach Mönchengladbachs Heimsieg gegen Köln nur noch einen Punkt vor den "Fohlen" und muss um den dritten Tabellenplatz bangen.

Am Freitagabend begann der Spieltag mit einem direkten Duell um die Europa-League-Plätze. Der VfB Stuttgart setzte seine starke Serie auch gegen Werder Bremen fort und gewann souverän mit 4:1. Matchwinner war Angreifer Martin Harnik, der von 2007 bis 2009 an der Weser unter Vertrag stand, dort aber nur zu 17 Bundesliga-Einsätzen (1 Tor) kam. Gegen seinen ehemaligen Club zeigte der österreichische Nationalspieler eine klasse Leistung und erzielte bereits zum fünften Mal in dieser Saison mehr als einen Treffer in einer Partie. Immer wieder stellte Harnik die Werder-Abwehr vor Probleme. 37 Sprints zog er an, so viele wie kein anderer Akteur an diesem Spieltag.

Hamburg und Hertha bissig



Trotz der Niederlage besitzt das Team von Thomas Schaaf noch Chancen auf den internationalen Wettbewerb, da sowohl Hannover 96, der VfL Wolfsburg, 1899 Hoffenheim als auch Bayer Leverkusen wichtige Punkte liegen ließen. Der VfB hingegen kann sich schon einmal mit dem Rahmenterminkalender der UEFA zur neuen Saison vertraut machen. Die Big Points in Hamburg und Wolfsburg holten der HSV und der FC Augsburg, die sich damit im Abstiegskampf etwas Luft verschaffen konnten. Hertha BSC stand in Leverkusen kurz vor einem Auswärtserfolg, durfte sich am Ende immerhin über einen hart erkämpften Punkt freuen.

Im Duell gegen Hannover 96 besiegte der HSV seinen Heimfluch und gewann das erste Heimspiel in der Rückrunde. Ausschlaggebend war die große Zweikampfstärke der Mannschaft von Thorsten Fink: 55,4 Prozent der direkten Duelle entschieden die Hanseaten für sich. Herausragend die Quote von Michael Mancienne, der in der Innenverteidigung fast alles abräumte und 17 von 21 Zweikämpfen gewann.

Eine noch bessere Zweikampfbilanz konnte Berlins Peter Niemeyer vorweisen, der in Leverkusen auf ungewohnter Position in der Innenverteidigung agierte. Er verlor vor Bayers 2:0 durch Stefan Kießling zwar einen wichtigen Zweikampf, behielt aber in 14 seiner weiteren 15 Duelle die Oberhand. Diese Bissigkeit im Zweikampf und das glückliche Händchen von Otto Rehhagel, der mit Tunay Torun und Pierre-Michel Lasogga beide Torschützen der Hertha einwechselte, bescherte den Berlinern einen verdienten Zähler in der Bayarena. Nach der Kölner Niederlage in Mönchengladbach trennt die Hertha nur noch ein Punkt vom Relegationsplatz.

Nürnberg läuft zum Klassenerhalt



Endgültig aus dem Abstiegskampf verabschiedete sich der 1. FC Nürnberg, der in Kaiserslautern mit 124,4 zurückgelegten Kilometern nicht nur die beste Laufleistung des Wochenendes ablieferte, sondern dessen Spieler auch am häufigsten in vollem Tempo unterwegs waren. Insgesamt 239 Sprints zogen die Akteure von Dieter Hecking an - nur der VfB Stuttgart brachte es am 14. Spieltag dieser Saison auf einen besseren Wert. Kaiserslautern hielt kämpferisch dagegen und hatte mit Oliver Kirch den laufstärksten Spieler des Wochenendes. Doch auch Kirchs 12,7 km konnten die erneute Lauterer Niederlage nicht verhindern.

In Wolfsburg holte der FC Augsburg drei ganz wichtige Zähler für den Klassenerhalt. In einer offenen Partie zeigte sich Augsburg passsicherer - 78,4 zu 70,7 Prozent erfolgreiche Zuspiele - und hatte mehr Ballbesitz sowie auch das nötige Quäntchen Glück. Der Augsburger Führungstreffer durch Torsten Oehrl gehört sicher zu den kuriosesten Toren der Saison. Alexander Madlung hatte Oehrl angeschossen, von ihm sprang der Ball ins Tor. Wie dieses Tor zu Stande kam, wird Trainer Jos Luhukay ziemlich egal sein. Sein Trainerkollege Hans Krankl würde wahrscheinlich sagen: "Der Ball muss ins Tor, alles andere ist primär."

Florian Reinecke