"Geschenke wird es nicht geben"

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München/Hamburg - Für Carlos Zambrano vom FC St. Pauli gibt es am Freitag auf Schalke ein Wiedersehen mit den alten Kollegen. Wie Teamkollege Charles Takyi hat der Verteidiger schon während seiner Jugendzeit für die "Knappen" gekickt.

Doch "Geschenke" für den Ex-Club wird es laut Zambrano, der von Schalke an St. Pauli ausgeliehen ist, nicht geben. Im bundesliga.de-Interview spricht der 21-Jährige über das Spiel des FC St. Pauli beim FC Schalke 04, seine Zweikampfführung und die Saisonaussichten der Hamburger.

bundesliga.de: Herr Zambrano, am Freitagabend treten Sie mit dem FC St. Pauli auf Schalke an. Welche Bedeutung hat das Spiel für Sie?

Carlos Zambrano: Ich habe knapp vier Jahr für Schalke 04 gespielt, dort den Großteil meiner Jugend verbracht. Für mich war das eine sehr schöne Zeit, auch weil ich mit vielen Südamerikanern in einem Team gespielt habe - von Jefferson Farfan über Kevin Kuranyi bis Vicente Sanchez. Ich habe meine ersten Bundesligaspiele auf Schalke gemacht, das vergisst man nicht so einfach. Inzwischen zählt für mich aber nur der FC St. Pauli - auch am Wochenende. Dann blende ich die Vergangenheit aus, Geschenke wird es von mir nicht geben!

bundesliga.de: Mangels Aussicht auf Einsatzzeit wurden Sie vor der Saison an den FC St. Pauli ausgeliehen. Inwiefern gehen Sie besonders motiviert in die Partie?

Zambrano: Das hat auf meine Motivation keinen Einfluss. Ich werde mich in der Partie voll reinhauen, weil ich für den FC St. Pauli spiele und nicht, weil es gegen Schalke 04 geht.

bundesliga.de: Haben Sie vorher schon mit jemandem von den ehemaligen Kollegen auf Schalke gesprochen?

Zambrano: Regelmäßig ist immer noch Kontakt zu Jefferson Farfan vorhanden. Wenn wir miteinander sprechen, geht es aber nicht primär um das Spiel am Freitag, sondern mehr um private Dinge. Obwohl, ein, zwei Sätze zur Partie sind sicherlich auch schon gefallen (lacht).

bundesliga.de: Sie bekommen es als Innenverteidiger mit dem Sturmduo Raul/Huntelaar zu tun. Wie wollen Sie die beiden in den Griff bekommen?

Zambrano: Ich stehe zum Glück nicht allein in der Defensive, sondern habe mit Markus Thorandt einen Top-Verteidiger neben mir. Generell ist unsere Defensive mit Flo Lechner und Basti Oczipka sehr stark besetzt. Wenn wir, wie in den letzten Spielen gut zusammen arbeiten, können wir auch Raul und Huntelaar stoppen.

bundesliga.de: Wie erklären Sie es sich, dass ein Weltstar wie Raul in der Bundesliga nicht richtig Fuß fasst?

Zambrano: Eine Erklärung habe ich dafür nicht. Stürmer werden natürlich an Toren gemessen. Raul arbeitet aber meiner Meinung nach, unheimlich viel für die Mannschaft und ist deswegen auch sehr wertvoll.

bundesliga.de: Das Leihgeschäft zwischen Schalke 04 und dem FC St. Pauli läuft über zwei Jahre. Die "Knappen" haben in dieser Saison große Defensivprobleme. Glauben Sie, dass Schalke Sie möglicherweise schon früher zurückholen will?

Zambrano: Für mich zählt im Moment nur der FC St. Pauli und die Ziele, die wir uns mit der Mannschaft gesteckt haben. Mit allem anderen beschäftige ich mich aktuell überhaupt nicht.

bundesliga.de: Ihr Teamkollege Gerald Asamoah ist nach seiner Gelb-Roten Karte im Spiel gegen seinen langjährigen Verein gesperrt. Haben Sie ihn getröstet?

Zambrano: Wir haben nach dem Spiel über die Szene gesprochen. Für den Spielverlauf und auch für Gerald war es natürlich sehr ärgerlich. "Asa" wird uns gegen Schalke aber auch von außen unterstützen und danach schnell wieder in die Mannschaft zurückkehren.

bundesliga.de: Holger Stanislawski sagt, Sie seien einer der besten Innenverteidiger der Bundesliga. Wo sehen Sie sich selbst?

Zambrano: So ein Lob von unserem Trainer macht mich sehr stolz. Ich versuche in jedem Spiel mein Bestes zu geben. Wenn ich mit meiner Leistung dann zum Erfolg der Mannschaft beitragen kann, freut mich das sehr. Auch wenn es abgedroschen klingt, meine eigene Leistung ist nur dann etwas wert, wenn wir auch als Mannschaft funktionieren. Das ist das Wichtigste.

bundesliga.de: Ihnen wird zeitweise übertrieben harte Zweikampfführung vorgeworfen. Wie stehen Sie zu dieser Ansicht?

Zambrano: Als Innenverteidiger ist es mein Job, Tore zu verhindern - das versuche ich so gut es geht. Vielleicht kann ich manchmal noch mehr mit Auge machen, meine Spielweise wird aber nie ohne Körperkontakt sein.

bundesliga.de: Der FC St. Pauli rangiert auf einem Europapokalplatz - wenn man auf die Auswärtstabelle blickt. Die Heimbilanz ist hingegen erschreckend. Woran liegt es, dass Sie sich zuhause so schwer tun?

Zambrano: Wir haben auch am Millerntor-Stadion, bis auf die Partie gegen den BVB, sehr gute Spiele abgeliefert. Es sind im Moment kleine Dinge, die wir noch verbessern müssen. In manchen Situationen gehört dann auch einfach eine Portion Glück dazu, aber wir werden unsere Punkte auch zuhause noch holen!

bundesliga.de: Die Saison verläuft bislang sehr kurios. Viele vermeintlich "Große" kommen nicht in Tritt. Was ist in dieser Saison mit dem FC St. Pauli drin?

Zambrano: Der Fokus der Mannschaft liegt nur auf dem Klassenerhalt. Darauf arbeiten wir seit Beginn der Vorbereitung hin, über andere Ziele brauchen wir nicht zu sprechen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das als geschlossen starke Mannschaft schaffen!

Die Fragen stellte Andreas Messmer