Marcelo Bordon (l), Kevin Kuranyi und Co. haben wie die Bayern 64 Punkte auf ihrem Konto
Marcelo Bordon (l), Kevin Kuranyi und Co. haben wie die Bayern 64 Punkte auf ihrem Konto

Gelassene Schalker planen Meisterfeier

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Eine einzelne Meisterschale aus Pappe verirrte sich beim Training, Felix Magath schaute nur kurz im Anzug vorbei: Vor dem spannenden Meisterfinale in der Bundesliga demonstriert Schalke 04, das nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz Zweiter ist, Gelassenheit.

Keine Spur von der Euphorie, die vor drei Jahren eine ganze Region erfasste, als die "Königsblauen" zum letzten Mal die Schale vor Augen hatten.

"Der Druck liegt bei Bayern"

"Wir sind gelassen", sagte Abwehrspieler Benedikt Höwedes vor den letzten beiden Bundesliga-Spieltagen und fügte an: "Mein Herz rast nicht." Betont unaufgeregt gab sich auch Marcelo Bordon nach der Trainingseinheit am Mittwochmorgen, bei der nicht mehr als die üblichen 300 bis 400 Zaungäste zuschauten.

"Wir haben nur geringe Chancen auf die Meisterschaft", sagte der Brasilianer und ergänzte mit Blick auf den 3:0-Triumph des Konkurrenten Bayern München in Lyon: "Die Bayern sind gut drauf, das hat man gesehen." Dennoch sieht Bordon die "Königsblauen" in einer guten Ausgangsposition im Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem punktgleichen Tabellenführer. "Wir haben keinen Druck, der liegt bei den Bayern", sagte der 34-Jährige.

Magaths Wunsch geht in Erfüllung

Damit liegt Bordon ganz auf der Linie von Trainer Magath, der am Mittwoch seinem Assistenten Seppo Eichkorn die Arbeit auf dem Platz überließ und sich seinen Manageraufgaben widmete. "Wir sind im Endspurt in der besseren Position", sagte er der Sport Bild, wenn die Bayern Zweiter würden, "wäre das schlimm für sie. Für uns wäre der 2. Platz ein Erfolg. Das ist eine wunderbare Situation."

Dass die Münchner ins Champions-League-Finale einzogen, war Magaths Wunsch und passt genau in seinen Meisterplan. "Durch diese Belastung wartet auf jeden Fall noch ein Unentschieden in der Bundesliga auf sie", prophezeite er. Voraussetzung für den ersten Schalker Meistertitel seit 1958 sind zwei Siege in den verbleibenden Spielen am Samstag gegen Werder Bremen (ab 15 Uhr im Live-Ticker / Liga-Radio) und eine Woche später beim 1. FSV Mainz 05.

Attacke und Abwehr beim Thema "Schalke schwimmt"

Schon nach dem 32. Spieltag hatte Magath ins selbe Horn geblasen: "Die erste Überraschung (das 1:1 in Gladbach, Anm.d.Red.) haben wir schon gesehen. Und es können noch zwei folgen." Die sonst so angriffslustige Konkurrenz aus München blieb auf sportlicher Ebene diesmal relativ ruhig. "Es ist doch nichts passiert. Magath hat keinen Grund zu frohlocken. Er läuft uns hinterher und muss weiterhin hoffen, dass wir stolpern", sagte FCB-Präsident Uli Hoeneß.

Etwas angriffslustiger gaben sich beide Seiten da schon beim Thema "Schalke schwimmt" oder "Magath geht Baden", wie es der Boulevard nannte. Vor dem letzten Spieltag war Schwimm-Bundestrainer Dirk Lange zu Gast auf Schalke, um Magath Trainingstipps aus seiner Sportart zu geben. "Das hätte ich auch getan. Am Ende säuft noch einer ab", spottete Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

S04-Boss Clemens Tönnies parierte postwendend: "Magath ist nicht nur ein Meister-Trainer, sondern auch ein Meister-Schwimmer. Bei uns säuft garantiert niemand ab!"

Tönnies lädt Rummenigge ein

Auch die "Balkon-Diskussion", die schon im Vorjahr beim Schlussspurt zwischen Magath mit dem VfL Wolfsburg und den Bayern für Zündstoff gesorgt hatte, fachte neu auf. "Die Schalker haben ja gar keinen Balkon und müssten erstmal einen bauen. Bei der Finanzlage der Kommunen wollen wir ihnen das aber doch lieber ersparen", witzelte Rummenigge.

Und auch hier folgte der "Knappen"-Konter umgehend. "Für den Meister-Fall bauen wir uns vor der Veltins-Arena einen Traum-Balkon! Ich lade Herrn Rummenigge zudem gerne ein und zeige ihm die schönsten Balkone unserer Stadt", so Tönnies.

Stadt und Fans sind gerüstet

Ob nun mit Balkon oder ohne - Gelsenkirchen ist für den Fall der Fälle schon vorbereitet. Die Meisterfeier soll am 9. Mai vor dem Musiktheater im Revier (MiR) in der Innenstadt steigen, ein Autokorso quer durch die Stadt ist geplant. "Die Pläne liegen in der Schublade", sagte der stellvertretende Stadtsprecher Oliver Schäfer und verwies auf die verpasste Meisterschaft 2007: "Vor dem MiR wird eine Bühne aufgebaut."

Vorgesehen ist auch ein Public Viewing in der Schalker Arena am letzten Spieltag: Nur gut 16 Stunden nach dem Eröffnungsspiel der Eishockey-WM vor der Weltrekordkulisse von 76.000 Zuschauern soll die Live-Übertragung der Partie in Mainz über den Videowürfel flimmern. Auf jeden Fall feiern wollen die Fans. Rolf Rojek, Vorsitzender des Schalker Fan-Club-Verbandes, kündigte an, "innerhalb einer Stunde eine Superfete auf die Beine zu stellen".

Bleibt aus Schalker Sicht zu hoffen, dass die Mannschaft auf dem Rasen ungeachtet aller Vorbereitungen im Umfeld erst noch zwei Mal ihre Pflicht erledigt und außerdem die Bayern patzen - sonst würde Rummenigge in Sachen Schale am Ende Recht behalten: "Es gab da mal einen Spot eines Schalker Sponsors: Nur schauen, nicht anfassen!"