Thomasz Waldoch absolvierte neun Länderspiele für Polen. Auch gegen Frankreichs Zinedine Zidane war er im Einsatz
Thomasz Waldoch absolvierte neun Länderspiele für Polen. Auch gegen Frankreichs Zinedine Zidane war er im Einsatz

"Für Polen ein Höhepunkt"

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Hamburg - Wohl kaum ein polnischer Fußballer ist mit der Bundesliga so verbunden wie Tomasz Waldoch. Elf Jahre lang schnürte er für den VfL Bochum und den FC Schalke 04 die Schuhe. Seit dem Juni ist der 40-Jährige als Trainer für die Geschicke der Schalker U17 verantwortlich.

Doch am Dienstag muss sein Team ohne ihn auskommen. Denn dann wird Waldoch in seiner Geburtsstadt Danzig der Partie Polen gegen Deutschland (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) beiwohnen. "Für Polen ist dieses Spiel eine tolle Möglichkeit, sich von der besten Seite zu zeigen. Die Stimmung sollte Vorfreude auf die EURO 2012 in unserem Land machen", erklärte er im bundesliga.de-Interview.

Waldoch gibt auch Auskünfte über den derzeitigen Leistungsstand Polens und die richtige Taktik gegen das DFB-Team.

bundesliga.de: Herr Waldoch, es ist zwar nur ein Freundschaftsspiel, aber für Ihr Heimatland dürfte die Begegnung gegen Deutschland etwas Besonderes sein, oder?

Tomasz Waldoch: Für Polen sind solche Spiele von großer Bedeutung, da Polen ja keine Qualifikationsspiele bestreitet. Und wenn dann noch Deutschland als Dritter der Weltrangliste anreist, dann ist das schon ein Höhepunkt.

bundesliga.de: Wie weit ist das polnische Team?

Waldoch: Die Mannschaft befindet sich immer noch im Aufbau. Es werden immer wieder neue Spieler integriert. Erst in der vergangenen Woche hat Damien Perquis vom FC Sochaux die polnische Staatsbürgerschaft angenommen und könnte eine Alternative für die Abwehr sein. Trainer Franciszek Smuda probiert sehr viel aus.

bundesliga.de: Zum Beispiel auch auf der Torwartposition. Da wird immer wieder gewechselt. Warum?

Waldoch: Wir haben viele talentierte Torhüter. Mich erinnert das gerade ein wenig an die Situation bei der deutschen Mannschaft vor der WM 2006, als zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann nicht klar war, wer die Nummer eins ist. Ähnlich ist es nun in Polen. Ob nun Tyton, Fabianski, Kowalewski oder Szczesny - einem Torwart müsste von Trainer Smuda das Vertrauen ausgesprochen werden. Am besten einem, der auch vom Alter her auf lange Sicht die Nummer eins sein kann.

bundesliga.de: Sie haben früher zusammen mit Tomasz Hajto ein Abwehrbollwerk gebildet. Ist die Abwehr denn immer noch das Prunkstück Polens?

Waldoch: Das hat sich ein bisschen gewandelt. Früher war die Defensive unsere große Stärke, mit einem guten Torwart und starken Innenverteidigern. In den vergangenen Jahren hat Polen aber viele Kreativspieler herausgebracht, die sich jetzt im Ausland weiterentwickeln.

bundesliga.de: Gegen die deutsche Tormaschine könnte das aber ins Auge gehen.

Waldoch: Es kann schon böse enden. Aber die polnische Mannschaft ist nach dem 6:2 vorgewarnt. Natürlich bleibt Deutschland der große Favorit. Auch wenn mit Özil, Schweinsteiger und Neuer Top-Stars fehlen, bleibt der Kader qualitativ hochwertig besetzt. Einfach wird es für Deutschland aber dennoch nicht.

bundesliga.de: Was zeichnet Polen denn aus?

Waldoch: Die polnischen Mannschaften waren immer dann erfolgreich, wenn das Kollektiv gut harmoniert und funktioniert hat. Es gibt keinen herausragenden Akteur, wie zum Beispiel Mesut Özil bei Deutschland, der ein Spiel alleine entscheiden kann. Polen hat immer dann eine Chance, wenn auf jeder Position 100 Prozent abgerufen wird.

bundesliga.de: Und wie sollte Nationaltrainer Smuda gegen das DFB-Team agieren lassen?

Waldoch: Smuda ist ein großer Fan des deutschen Fußballs. Er wird sicherlich wieder Pressing spielen lassen. Gespannt darf man sein, wie die polnischen Spieler auf die Antworten der Deutschen reagieren werden. Denn die Deutschen wissen mit jeder Situation auf dem Feld umzugehen.

bundesliga.de: Haben Sie ein Wunschergebnis?

Waldoch: Das Ergebnis ist zwar wichtig, aber es ist nicht alles. Denn die Fans sind geduldig. Für Polen ist dieses Spiel eine tolle Möglichkeit, sich von der besten Seite zu zeigen. Wir spielen in einem ganz neuen Stadion in Danzig. Die Stimmung sollte Vorfreude auf die EURO 2012 machen. Ich hoffe aber auf ein gutes Fußballspiel mit einem gerechten 1:1.

Das Gespräch führte Michael Reis