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Plattenhardt und Heimstärke: Die Hertha blickt nach oben

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Berlin – Etwa 17 Meter vor dem Dortmunder Tor in fast zentraler Position liegt der Ball bereit zum Freistoß. Nach dem Foul von Matthias Ginter am eingewechselten Mitchell Weiser ist das eine gute Gelegenheit für Hertha BSC, aus dem 1:1 wieder eine Führung zu machen. Die Mauer ist leicht nach links versetzt, Dortmunds Keeper Roman Bürki lauert in der rechten Ecke. Marvin Plattenhardt und Salomon Kalou stehen bereit.

Dardai als "Tor-Flüsterer"

Schließlich läuft der Linksverteidiger an, schnibbelt die Kugel mit seiner unnachahmlichen Schusstechnik präzise aber zugleich wuchtig über den sich duckenden Teamkollegen Niklas Stark hinweg ins rechte obere Eck. Tor für Hertha!

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- © gettyimages / Martin Rose

Sieben Tore - sieben direkte Freistöße

"Der Trainer hatte unter der Woche schon angekündigt, dass ich mal wieder in die Torwartecke schießen soll", verriet Plattenhardt im Anschluss. "Das hat heute wunderbar geklappt." In der Tat, Bürki hatte gegen den 93-km/h-Strahl keine Chance. Obwohl er in die Torwartecke kam.

"Ich hätte ihn nicht gehalten, wenn ich hinten drin gestanden hätte", musste selbst BVB-Coach Thomas Tuchel bei "Sky" trotz der für die Borussia bitteren Niederlage schmunzeln.

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"Es war volles Risiko, da freut mich natürlich, dass es geklappt hat", sagte der Matchwinner weiter. Dabei war für Beobachter der Szene längst nicht klar, ob Linksfuß Plattenhardt oder Rechtsfuß Kalou es versuchen würde. "Wenn es so einen Freistoß gibt, stehen natürlich immer zwei oder drei Leute da", erklärte Plattenhardt. "Aber ich habe ein gutes Gefühl gehabt. Ich trainiere das fast jede Woche." Das könnte auch der Grund sein, warum es dem 25-Jährigen nun schon zum siebten Mal in seiner Bundesligakarriere gelungen ist, einen Freistoß direkt zu verwandeln.

Top-Fakten: Freistoß-König Plattenhardt

BVB hat die Hertha im Nacken

Allein in dieser Saison klappte es schon drei Mal. Zusammen mit seinen zwei Assists macht das bereits fünf direkte Torbeteiligungen – nicht übel für einen Abwehrspieler. Dabei war der gebürtige Filderstädter in der Vorwoche noch heftig kritisiert worden. Bei der 0:1-Niederlage in Hamburg war es Plattenhardt gewesen, der mit einem Ballverlust in der Schlussviertelstunde den HSV-Treffer eingeleitet hatte. Innerhalb von sechs Tagen vom Deppen zum Helden - "so ist das halt im Fußballgeschäft", weiß "Platte". Den Gegenwind nach der Auswärtspleite an der Elbe fand er jedenfalls nicht ungerechtfertigt: "Ich glaube, man muss auch mal Kritik bekommen. Daraus lernt man und verbessert sich, das habe ich diese Woche gemerkt."

Obwohl Plattenhardt diesmal positiv im Mittelpunkt stand, zeigte sich der U17-Europameister von 2009 erneut als absoluter Teamplayer. "Das Siegtor freut mich, aber wichtiger waren die drei Punkte für uns." Als allererstes war es dem Außenverteidiger wichtig, "ein Lob an die Mannschaft" zu richten, die "bis zur letzten Minute ein super Spiel" gemacht habe - und damit ihren Nimbus als bestes Heimteam der Liga verteidigt hat. 31 Punkte aus zwölf Partien und damit einen Schnitt von 2,6 Zählern, das kann keine andere Mannschaft vorweisen – nicht die Bayern, nicht Leipzig, nicht Dortmund (>>> Zur Heimtabelle).

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Für die Borussia könnte mit der Hertha nun wieder ein weiterer Konkurrent um die Qualifikation zur Champions League erwachsen. Durch den Sieg gegen die Schwarz-Gelben sind die Blau-Weißen bis auf drei Punkte herangerückt. Zwischen der drittplatzierten Borussia und der "Alten Dame" auf Rang 5 steht noch Hoffenheim – mit nur zwei Punkten Vorsprung ebenfalls in Schlagdistanz für die Berliner. Wenn alles so weiter so gut laufe, "dann kann es nach oben gehen", wagte Plattenhardt schon mal einen vorsichtigen Blick in Richtung Königsklasse.

Aus Berlin berichtet André Anchuelo