Christian Streich und der SC Freiburg stehen nach der Heimpleite gegen Augsburg auf einem direkten Abstiegsplatz
Christian Streich und der SC Freiburg stehen nach der Heimpleite gegen Augsburg auf einem direkten Abstiegsplatz

Stehaufmännchen gefordert

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Freiburg - Nach der Heimniederlage gegen Augsburg rutscht der SC Freiburg weiter in der Tabelle ab und hat zwei schwere Partien vor der Brust. Dennoch herrscht im Breisgau Optimismus, dass der Verein auch in der kommenden Saison erstklassig spielt

Keine Ausreden

Nach dem Schlusspfiff fiel es vielen Freiburger Spielern schwer, sofort den Blick auf die nächsten Begegnungen zu richten. Denn zum Zustandekommen der 2:4-Niederlage hatten die Freiburger mal wieder selbst einiges beigetragen. Bei drei der vier Treffer von Tobias Werner (7.), Paul Verhaegh (78.), Halil Altintop (84.) und André Hahn (90.+4) war die Freiburger Defensive unsortiert und erleichterte den Schwaben so das Toreschießen. Und im Angriffsspiel war Admir Mehmedi allzuoft auf sich allein gestellt, weil das Mittelfeld zu zaghaft nachrückte. 

So reichte es nur zu den Treffern von Mehmedi (73.) und Jonathan Schmid, der mit einem Freistoß aus über 30 Metern direkt in den Winkel traf (17.) - ein sensationelles Tor. Und dennoch: Auch im Augsburger Lager fanden sich einige, die ein Remis für das leistungsgerechtere Ergebnis gehalten hätten. 

Es sprach für den Freiburger Keeper Oliver Baumann, dass er Selbstkritik übte, anstatt auf das Pech abzustellen, das dem SC in dieser Saison tatsächlich treu ist. "Wir tun gut daran, uns an die eigene Nase zu packen." Zu viel Platz habe man nach guter erster Halbzeit den Gegenspielern gelassen. "Wir hatten auch zu wenig Ballbesitz, die Räume waren zu groß, deshalb konnte Augsburg kontern."

Das fand auch sein Trainer, Christian Streich: "Wir haben ein wichtiges Heimspiel verloren. Die Enttäuschung ist riesig." Zumal sich der SC am Samstag nicht zum ersten Mal durch ein schlampiges Defensivverhalten selbst ein Bein stellte. "Ich weiß eigentlich auch nicht so genau, warum wir gewonnen haben“, gab Augsburgs Tobias Werner zu Protokoll. Das schwache Freiburger Abwehrverhalten wollte der höfliche Augsburger allerdings nicht kommentieren - umso erfreulicher, dass es die SC-Spieler selbst taten.

Eine Folge fehlender Erfahrung

Die Defensivschwächen seien eine Folge der Unerfahrenheit, fand hingegen Freiburgs Gelson Fernandez ("Wir sind halt noch jung“), der in einer der jüngsten Bundesliga-Mannschaften spielt. Der Schweizer Nationalspieler war einer der Besten im SC-Team, hatte aber genug damit zu tun, die Löcher im Mittelfeld zu stopfen.

Für Impulse nach vorne blieb da kaum Raum, auch der gelernte Innenverteidiger Matthias Ginter, der auf der Sechserposition spielte, fiel als offensiver Impulsgeber aus. Den neben Keeper Baumann wohl talentiertesten Freiburger, der im Visier von Borussia Dortmund und dem FC Bayern steht, muss Streich seit Wochen im Mittelfeld einsetzen, weil ihm dort die Alternativen fehlen und Kapitän Julian Schuster noch ein wenig Zeit braucht, um sich an die Form der vergangenen Saison heranzutasten.

Mit Mensur Mujdza und Vegar Eggen Hedenstad fallen zudem gleich zwei potenzielle Stammspieler seit Monaten quasi durchgehend aus, was Trainer Streich allerdings nicht als Ausrede gelten lassen will: "Wie so oft in dieser Saison müssen wir wieder aufstehen, um am nächsten Spieltag in Berlin mit klarem Kopf zu bestehen.“ Hoffnung macht den Freiburgern dabei auch die jüngere Vergangenheit: In den Rückrundenspielen gegen Hoffenheim und Leverkusen zeigte der SC jeweils eine starke Leistung - in einer Phase, in der ihm das kaum einer zugetraut hatte.

Aus Freiburg berichtet Christoph Ruf