Der 1. FC Köln steht vor eigener Kulisse einmal mehr mit leeren Händen da
Der 1. FC Köln steht vor eigener Kulisse einmal mehr mit leeren Händen da

Kölner Heimmisere geht weiter

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Köln - Der 1. FC Köln tut sich in dieser Saison weiterhin im eigenen Stadion äußerst schwer. Bei der 1:2-Heimniederlage gegen Hertha BSC kam zu den spielerischen Mängeln auch eine große Portion Pech dazu. Denn eigentlich hätten die Domstädter diese Partie nie und nimmer verlieren dürfen.

Horn über Malheur verärgert

Sie kennen ja den alten Kalauer: Erst hatten sie kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Aber exakt so verhielt es sich beim Auftritt des 1. FC Köln im Topspiel am Samstagabend. Nach einer uninspirierten ersten Halbzeit und einem nicht unverdienten 0:1-Pausenrückstand drehte der FC nach dem Seitenwechsel mächtig auf. Dann avancierte Anthony Ujah in den drei Schlüsselszenen des zweiten Durchgangs zum spielentscheidenden, tragischen Helden.

Erst erzielte der nigerianische Mittelstürmer nach einem tollen Sprint über das halbe Spielfeld den überfälligen Ausgleich, dann vergab er unglücklich nach einer sehenswerten Direktabnahme nach schöner Flanke von Miso Brecko die Führung, als er den Ball volley an die Latte knallte. Und fünf Minuten vor dem Abpfiff fälschte Ujah einen eher harmlosen Freistoß des Berliner Marcel Ndjeng mit der Brust ins eigene Tor ab.

"Das war eine unglückliche Aktion", sagte der Torjäger nach dem Abpfiff. Während seine Kollegen in der Mauer beim Freistoß geschlossen hochsprangen, blieb Ujah stehen und drehte sich ungeschickt weg. Daher gab es indirekt einen Rüffel vom Keeper. "Wir müssen einfach kompakter in der Mauer stehen und den Ball abwehren", ärgerte sich Timo Horn über das Malheur.

"Es war reines Pech"

So bleibt der FC unfreiwillig Aufbaugegner abstiegsbedrohter und auswärtsschwacher Kellerkinder. Wie schon bei der 0:1-Heimpleite gegen Freiburg vor drei Wochen konnten die Kölner auch der bis dato schwächsten Auswärtsmannschaft aus Berlin nicht einmal einen Punkt abtrotzen. Immerhin war der Auftritt gegen Hertha schon einiges besser, doch ausreichend war die Leistung noch immer nicht.

"Von dem oft zitierten Heimkomplex war bei dieser Leistung nichts zu erkennen", schrieb FC-Trainer Peter Stöger zwar auf seiner Facebookseite. Aber er macht es sich ein bisschen zu einfach, wenn er sagt: "Es war diesmal reines Pech, dass wir die drei Punkte nicht geholt haben." Die Zahlen belegen das nämlich auch nicht: 5:3-Ecken für Hertha, 12:10-Torschüsse für Köln, 54,6 Prozent gewonnene Zweikämpfe für Hertha, 57 Prozent Ballbesitz für Köln. Es war eine ausgeglichene Partie, die keinen Sieger verdient hatte.

Defizite in der Spielgestaltung

Das Kölner Grundproblem bleibt. "Es ist in dieser Saison nicht unser Ding, wenn wir das Spiel machen müssen", gestand FC-Innenverteidiger Kevin Wimmer wie schon gegen Freiburg die Defizite offen ein. "Wir tun uns in den Heimspielen bisher schwer." Mit fünf Punkten und lediglich drei Toren aus sechs Heimpartien genügen die Kölner zuhause keinen höheren Ansprüchen. Im Gegenteil. Wäre die Auswärtsbilanz mit zehn Punkten aus sechs Spielen nicht so überragend, würde der FC bereits jetzt mitten im Abstiegskampf stecken.

So steht die Geißbockelf immer noch gut da. Die Zwischenbilanz kann sich für einen Aufsteiger immer noch sehen lassen. Doch muss die Elf von Peter Stöger dringend daheim stabiler punkten. Davon auszugehen, dass die Mannschaft in den Auswärtsspielen weiter fleißig Punkte sammelt, wäre angesichts der kommenden Gastspiele bei sehr heimstarken Gegnern wie Leverkusen, Schalke und Wolfsburg fahrlässig.

Rechnung mit Bayer offen

Am nächsten Samstag gastiert der 1. FC Köln erst einmal zum "kleinen" rheinischen Derby bei Bayer 04 Leverkusen. Dort können die FC-Profis wieder ihr bislang auswärts so erfolgreiches Konterspiel aufziehen. "Die ganze Stadt freut sich darauf, dass der FC wieder gegen Leverkusen spielen darf", blickt Timo Horn voraus.

"Ich hoffe, dass wir da etwas mitnehmen können. Wir haben schon gegen große Gegner gezeigt, dass wir in der Lage dazu sind", ist Horn optimistisch. Leverkusen scheint allerdings nach dem 3:1-Sieg in Hannover selbst wieder in die Erfolgsspur zurück gefunden zu haben. Und die Werkself hat gegen Köln auch noch eine Rechnung aus dem letzten Derby im eigenen Stadion offen. Vor drei Jahren unterlag Bayer 04 dem FC mit 1:4.

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski