In Frankfurt-Niederrad ist ein beeindruckendes Kunstwerk entstanden (Foto: Dominik Dresel)
In Frankfurt-Niederrad ist ein beeindruckendes Kunstwerk entstanden (Foto: Dominik Dresel)

Überdimensionaler Yeboah gegen Rassismus

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Köln - Anthony Yeboah ist eine Frankfurter Legende. In 123 Bundesliga-Spielen für die Eintracht erzielte er 68 Tore. Insgesamt ließ er es in 223 Bundesliga-Partien 96 Mal klingeln. 1993 und 1994 wurde der Ghanaer Torschützenkönig. Aber Yeboah war mehr als nur ein Torjäger. Gemeinsam mit Wattenscheids Souleymann Sane und Düsseldorfs Anthony Baffoe machte er Anfang der neunziger Jahre in einem offenen Brief an alle Fans auf den alltäglichen Rassismus aufmerksam, denen dunkelhäutige Profis in den Stadien und außerhalb ausgesetzt waren. Heute findet sich Yeboahs Konterfeit in Überlebensgröße an einer Frankfurter Hauswand. Als Symbol für den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.

Yeboah kommt zur Einweihung

Ein besseres Motiv hätten sich Dominik Dresel und Mathias Weinfurter nicht aussuchen können, als sie sich mit ihrer Idee eines klaren Zeichens gegen Rassismus für den vom Fanprojekt Frankfurt ins Leben gerufenen "im Gedächtnis bleiben"-Preis bewarben. Die Jury überzeugte der Vorschlag ebenfalls, so dass der Fotograf Dresel und der Künstler Weinfurter den Zuschlag bekamen. Die Beiden hatten auch schon das passende Objekt im Kopf: Ein Haus direkt an der zentralen Bahnverbindung zwischen Flughafen und Zentrum. Auch die Bahnverbindung zur Commerzbank Arena führt am "Anthony-Yeboah-Haus" vorbei.

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte, Eigentümer des Hauses in Frankfurt-Niederrad, musste nicht lange von dem Vorhaben überzeugt werden. Gut zwei Wochen arbeitete Mathias Weinfurter an dem überdimensionalen Kunstwerk, während Dominik Dresel alles mit seiner Kamera dokumentierte. „Wir schämen uns für alle, die gegen uns schreien“, steht in großen Lettern auf dem Bild von Yeboah im Eintracht-Trikot. Ein Zitat aus jenem Brief, der vielen Fans die Augen öffnete.

"Von Anfang an war das Interesse an diesem Projekt sehr groß", berichtet Sebastian Beck vom Fanprojekt Frankfurt. Auch bei Anthony Yeboah, der mittlerweile wieder in Ghana lebt und vom Fanprojekt ständig auf dem Laufenden gehalten wurde. Der 48-Jährige war persönlich eingeflogen, als das Bild am 21. Juni feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde. "Das ist eine tolle Sache", freute sich Yeboah über das Engagement und sprühte seine Unterschrift unter das Graffito.

Yeboah-Haus schon ein Begriff

"Das Tony-Yeboah-Haus ist in Frankfurt ganz schnell zu einem Begriff geworden. Wer mit der Bahn unterwegs ist, kommt praktisch gar nicht daran vorbei", erklärt Beck. Der Mitarbeiter des Fanprojektes fährt selber jeden Morgen an der Stelle vorbei. Zufrieden beobachtet er die Reaktionen der anderen Fahrgäste: "Es wird viel über das Haus gesprochen. Häufig machen die Leute auch Fotos." Yeboah wird das gerne hören. Der Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, den der "im Gedächtnis bleiben"-Preis unterstützt, ist ihm auch über 20 Jahre nach seinem Weckruf noch eine Herzensangelegenheit.

Florian Reinecke