Seit 2004 steht Robert Enke im Tor von Hannover 96. Wegen einer Krankheit bestritt er in der laufenden Saison bislang nur fünf Spiele
Seit 2004 steht Robert Enke im Tor von Hannover 96. Wegen einer Krankheit bestritt er in der laufenden Saison bislang nur fünf Spiele

"Es war eine verdammt lange Zeit"

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Neun Wochen hatte Robert Enke zuletzt aussetzen müssen. Jetzt meldete sich der Keeper von Hannover 96 mit einer fehlerfreien Vorstellung beim 1:0-Auswärtssieg seines Club in Köln wieder zurück. Im Gespräch mit bundesliga.de spricht der deutsche Nationaltorwart über sein Comeback und die Ziele von "96".

bundesliga.de: Herr Enke, Glückwunsch zum Sieg. Nach neuen Wochen Pause haben Sie wieder erstmals im Tor gestanden. Wie haben Sie Ihr Comeback nach der langen Zeit erlebt?

Robert Enke: Das war mitten in der Saison wirklich eine verdammt lange Zeit. Und es war keine einfache Zeit. Bei meiner letzten Verletzungspause hatte ich noch ein Vorbereitungsspiel vor dem ersten Meisterschaftsspiel. Die Mannschaft hat mir sehr geholfen. Ein großes Kompliment an das Team. Wir haben hervorragend gespielt und verdient die drei Punkte mitgenommen. Ich hatte ein gutes Gefühl.

bundesliga.de: Wie weit sind Sie schon nach der langen Pause?

Enke: Es fehlt natürlich noch etwas. Die Spielpraxis kann man sich nur im Wettkampf in der Bundesliga holen. Es war okay. Ich bin ganz zufrieden. Ich brauche auch keine fünf oder sechs Paraden, um mich über einen Sieg zu freuen.

bundesliga.de: Kam Ihnen entgegen, dass Sie von den Kölnern nicht allzu oft gefordert wurden? War es das richtige Spiel für Ihr Comeback?

Enke: Ich weiß nicht, ob es das richtige Spiel gibt, um wieder richtig reinzukommen. Es gibt andere Spiele, in denen man wund geschossen wird. Beim letzten Mal hatte ich gegen Schalke ein sehr spektakuläres Comeback. Es war damals wie jetzt gegen Köln jeweils ein 1:0-Sieg. Das ist das Wichtigste.

bundesliga.de: Was schätzen Sie, wie lange Sie noch brauchen, um wieder bei 100 Prozent zu sein?

Enke: Ich denke, dass ich noch ein paar Spiele brauche. Jetzt haben wir noch das Hamburg-Spiel und dann durch die Länderspielpause zwei Wochen Zeit. Ich freue mich erst einmal über den Sieg, dann schauen wir weiter.

bundesliga.de: Sie sprechen die Länderspielpause an. Demnach rechnen Sie nicht mit einer Nominierung?

Enke: Ja. Die Spiele sind vergeben. Man wird sehen, wie sich der Bundestrainer entscheidet.

bundesliga.de: Hatten Sie in der letzten Zeit noch einmal Kontakt zu Bundestrainer Joachim Löw?

Enke: Nein, wir haben noch nicht gesprochen. Aber der TorwarttrainerAndreas Köpke hat gesagt, dass er sich bei mir melden wird.

bundesliga.de: Ein Wort zum heutigen Matchwinner Jan Rosenthal, der das goldene Tor erzielt hat und erstmals auf der Zehner-Position gespielt hat.

Enke: "Rosi" hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Er hat eine unheimliche Dynamik. Das kommt unserem Spiel zugute. Diese Dynamik kann er aber auch genauso auf den Außenpositionen einsetzen. Er hat es sehr gut gemacht, wie eigentlich alle. Ich habe keinen Spieler gesehen, der schlecht gespielt hat.

bundesliga.de: Mit dem Sieg in Köln hat sich Hannover vorerst im Mittelfeld etabliert. Was ist denn für "96" drin in dieser Saison?

Enke: Es war ganz wichtig, dass wir jetzt nachgelegt und zwei Siege in Folge eingefahren haben. Wir wollen raus aus dieser Zone, in der wir uns in der letzten Saison immer bewegt haben. Da mussten wir unsere Heimspiele immer unbedingt gewinnen, um nicht auf einem Abstiegsplatz zu landen. Wir sind auf einem ganz guten Weg. Aber es ist auch erst ein Schritt. Unser Ziel sollte bleiben, in die erste Tabellenhälfte zu kommen.

bundesliga.de: Die nächsten Gegner von Hannover sind daheim der HSV, dann in Schalke, gegen Bayern und in Leverkusen. Das sind vier Topgegner am Stück.

Enke: Da wird sich zeigen, wo es hingeht. Wir haben aber letzte Woche auch gegen Stuttgart gewonnen. Es sagt ja keiner, dass wir nur gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel gewinnen können. Jetzt freue ich mich erst einmal sehr auf das Nordderby. Ich hoffe, dass wir noch einmal nachlegen und eine kleine Serie starten können.

bundesliga.de: Sind Sie überrascht, dass die Mannschaft nach dem turbulenten Saisonstart inklusive Trainerwechsel so schnell wieder in ruhige Gewässer gelangen konnte?

Enke: Nein. Wir haben eine gewisse Qualität. Wenn wir die abrufen, dann sind wir eine sehr gute Mannschaft. Wir müssen nur jedes Spiel so angehen, wie das gegen den Köln.

bundesliga.de: Welchen Anteil hat der neu gekommene Trainer Andreas Bergmann am Erfolg?

Enke: Einen sehr großen. Er macht seinen Job sehr gut. Er wurde ins kalte Wasser geschmissen und findet genau die richtige Ansprache.

bundesliga.de: Wenn Sie die momentane Situation bei Hannover 96 mit der letzten Saison vergleichen. Sehen Sie Fortschritte?

Enke: Wir haben jetzt schon zwei Auswärtssiege und damit bereits genauso viele Auswärtssiege wie in der ganzen letzten Saison geholt. Daran kann man schon sehen, dass die Mannschaft sehr gut verteidigt. Wir lassen nicht so viel zu und kassieren wesentlich weniger Gegentore. Das ist auf alle Fälle ein Fortschritt.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski