Bei Stefan Kießling läuft es einfach rund - der Stürmer von Bayer Leverkusen steht bei aktuell acht Treffern in zwölf Saison-Spielen, die er jeweils von Beginn an bestritten hat
Bei Stefan Kießling läuft es einfach rund - der Stürmer von Bayer Leverkusen steht bei aktuell acht Treffern in zwölf Saison-Spielen, die er jeweils von Beginn an bestritten hat

"Es nervt mich tierisch"

xwhatsappmailcopy-link

Leverkusen - Bayer Leverkusen hat der überraschenden Niederlage beim VfL Wolfsburg vor einer Woche im Topspiel gegen Schalke 04 eine Fußballgala folgen lassen. Die "Werkself" mit 2:0 und hätte leicht auch höher gewinnen können. Überragend dabei waren die beiden Stürmer Andre Schürrle und Stefan Kießling, die ihre starken Auftritte auch mit zwei großartigen Toren krönten.

Damit bleibt Kießling, der gegen Schalke noch einen Elfmeter verschoss, mit 21 Treffern der beste Bundesliga-Torschütze des Kalenderjahres 2012. Dass er trotzdem keine Chance bei Bundestrainer Joachim Löw hat, ist schwer nachzuvollziehen.

Bayers Sportchef Rudi Völler versucht zu beschwichtigen: "Das Wichtigste ist ja nicht, jetzt dabei zu sein. Bis zur WM sind ja noch eineinhalb Jahre. Jogi weiß, dass man sich auf ihn verlassen kann, wenn es vorne Probleme gibt. Stefan steht Gewehr bei Fuß und wird dann sicherlich eine Topleistung abrufen." Wie Kießling die Perspektiven im Verein und der Nationalmannschaft selbst einschätzt, verriet er im Interview.

Frage: Herr Kießling, Glückwunsch zum 2:0-Sieg gegen Schalke 04. Mal platt gefragt: War das ein geiles Spiel?

Kießling: Das kann man so sagen. Wir haben von Anfang an Gas gegeben. Es war eine sehr gute Reaktion auf das Spiel von letzter Woche. Wir wussten selber nicht so genau, warum wir da nicht so frisch waren wie sonst. Aber so ein Spiel hat man in einer Saison auch einmal drin. Gegen Schalke sind wir gerannt wie die Ochsen und haben gekämpft. Bis auf eine Schalker Chance in der ersten Halbzeit haben wir nichts zugelassen. Wir waren vorne vielleicht bei der einen oder anderen Situation ein bisschen zu verspielt. Aber wir haben 2:0 gewonnen.

Frage: Was ist bei Ihrem verschossenen Elfmeter schief gelaufen?

Kießling: Ich habe mich ziemlich geärgert und tue das immer noch. Es regt mich auf. Aber ich war mir sicher. Simon (Rolfes, die Red.) hat mir den Ball gegeben und gesagt: "Hau ihn rein." Jetzt darf ich wahrscheinlich keine Elfmeter mehr schießen.

Frage: Sie haben in diesem Jahr schon 21 Tore erzielt. Wie ist Ihr Lauf im Jahr 2012 zu erklären?

Kießling: Keine Ahnung. Ich habe schon immer versucht, Gas zu geben. Ich werde mit Toren belohnt. Ich weiß aber auch, wie schnell es im Fußball geht. Deswegen nehme ich das alles so mit und mache mir nicht großartig Gedanken. Ich versuche, ruhig zu bleiben.

Frage: Ist die Nationalmannschaft für Sie ein Reizwort?

Kießling: Reizwort? Steht im Duden nicht dahinter.

Frage: Oder nervt das Thema?

Kießling: Es nervt mich tierisch. Was soll ich noch großartig dazu sagen? Ich habe gelesen, er (Bundestrainer Joachim Löw, die Red.) habe mich "registriert". Das ist schön. Alles andere kann ich nicht beeinflussen. Ich versuche, meine Leistung auf dem Platz abzurufen. Ich fühle mich in Leverkusen ziemlich wohl. Und wenn die Länderspielpause ist, bin ich auch froh, dass ich durchschnaufen kann.

Frage: Wie wichtig war dieses Durchschnaufen unter der Woche?

Kießling: Das hat uns gut getan. Wir waren auch vom Kopf her wirklich platt. Wir sind ja auch nur Menschen und müssen einmal durchschnaufen. Wir haben auch einmal ein nicht so gutes Spiel dabei. Das ist normal.

Frage: Bayer hat Bayern und Schalke geschlagen. Wollen Sie sich jetzt da oben einnisten?

Kießling: Da wollten wir uns letzte Woche schon einnisten. Wir haben wie gesagt nach der letzten Woche eine gute Reaktion gezeigt. Ich bin froh, dass wir oben dranbleiben. Jetzt haben wir wieder ein schwieriges Auswärtsspiel vor uns und müssen nachlegen.

Frage: Gegen die Top 4 der Bundesliga hat Bayer bereits gespielt. Das Restprogramm ist auf dem Papier nicht mehr so schwer. Ist das die Chance, in der Tabelle noch weitere Plätze gut zu machen?

Kießling: Ich hätte nichts dagegen.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski