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Klaus Augenthaler gewann mit dem FC Bayern als Spieler sieben Deutsche Meisterschaften
Klaus Augenthaler gewann mit dem FC Bayern als Spieler sieben Deutsche Meisterschaften

"Es ist eine Frage der Ehre"

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Ganz Fußball-Deutschland fiebert dem Freitag entgegen. Der FC Bayern München empfängt 1899 Hoffenheim zum Spitzenspiel des 16. Spieltags.

Der aktuelle Tabellenführer ist zu Gast beim Tabellen-Zweiten. Der ehemalige Bayern-Profi Klaus Augenthaler, der 404 Bundesligaspiele für den FCB bestritt, erwartet eine "interessante Partie" in der ausverkauften Allianz Arena.

Das Spiel gegen den starken Aufsteiger sei für die Bayern eine Frage der Ehre, so der 51-Jährige im Interview mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Augenthaler, am Freitag kommt es zum Duell zwischen den FC Bayern München und 1899 Hoffenheim. Was erwarten Sie von dieser Partie?

Klaus Augenthaler: Das wird sicherlich eine interessante Partie, in der der FC Bayern der Favorit ist.

bundesliga.de: Hoffenheim hat in dieser Saison bereits 40 Mal getroffen, die Bayern 35 Mal. Werden wir ein Torfestival sehen?

Augenthaler: Das glaube ich weniger. Es wird sicher ein interessantes Spiel. Die Bayern wollen und müssen gewinnen, um am Ende punktgleich mit 1899 zu sein. Hoffenheim hat nichts oder zumindest wenig zu verlieren. Niemand erwartet von ihnen einen Sieg bei den Bayern. Wenn sie einen Punkt holen, bleiben sie an der Spitze.

bundesliga.de: Vielen war schon vor der Saison klar, dass Hoffenheim nicht zu den Abstiegskandidaten gehören wird. Jetzt zählt das Team sogar zu den Meisterschaftskandidaten. Trauen Sie der Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick den ganz großen Wurf zu?

Augenthaler: Nein, noch nicht.

bundesliga.de: Warum nicht?

Augenthaler: Es ist eine reine Gefühlssache.

bundesliga.de: Wo liegt der Schlüssel zum Hoffenheimer Erfolg?

Augenthaler: Das Konzept ist sehr gut, das sie in Hoffenheim entwickelt haben. Sie sind in der Regionalliga gestartet und haben sich das Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren in der Bundesliga zu spielen. Sie haben für die jeweilige Liga immer die richtigen Leute geholt - ob für die 2. Bundesliga oder auch damals für die Regionalliga. Die Spieler sind nach einem Jahr in der 2. Bundesliga gereift. Sie haben vier, fünf Spieler im Kader, die natürlich gekostet haben, aber die Bundesliga auch bereichern wie Demba Ba, Chinedu Obasi oder auch Luiz Gustavo.

bundesliga.de: Was macht die Hoffenheimer in dieser Saison so stark?

Augenthaler: Sie haben einen guten Start erwischt. Man hatte eigentlich wenig zu verlieren, die Zielsetzung war sicherlich in erster Linie der Klassenerhalt - und dann startet man so in die Bundesliga! Sie haben einige erfahrene Spieler, die schon seit längerer Zeit in Deutschland spielen und auch hungrige Spieler. Die Mischung ist immer das entscheidende.

bundesliga.de: 1899-Stürmer Vedad Ibisevic trifft in dieser Spielzeit, wie er will. Sie waren einer der besten Verteidiger Deutschlands. Wie bekommt man ihn in den Griff?

Augenthaler: Sicherlich hat Ibisevic mit seinen Toren derzeit einen Lauf, aber er ist nicht vergleichbar mit einem Ribery, der außergewöhnliche Fähigkeiten hat - seine Schnelligkeit oder das Dribbling. Ibisevic hat einfach einen Lauf. Er ist sicherlich auch ein guter Fußballer, aber in Aachen ist es für ihn nicht so gut gelaufen. Die Bayern werden sich sicherlich auf die Hoffenheimer einstellen, wie auf jeden anderen Gegner. Der Gegner wird vor der Partie durchleuchtet. Man kennt die Stärken, die Schwächen. Es sind vier, fünf Spieler, auf die sich die Bayern einstellen werden.

bundesliga.de: Gerd Müller hat zuletzt um seinen 40-Tore-Rekord aus der Saison 1971/72 gebangt. Zu Recht?

Augenthaler: Nein, ich glaube nicht, dass Gerd Müller um seinen Rekord Angst haben muss.

bundesliga.de: Kommen wir zu den Bayern: Der Saisonstart verlief alles andere als wunschgemäß. Jetzt sind die Bayern in der Bundesliga bereits seit neun Spielen ungeschlagen. Woran liegt's?

Augenthaler: Zunächst kam mit Jürgen Klinsmann ein neuer Trainer, der alles umgekrempelt hat. Dass dann nicht alles nach Wunsch verläuft, ist ganz normal. Vor allem, wenn man viel wechselt. Man kann zwar sagen: Wir haben einen Kader von 25, 26 gleichwertigen Leuten, die alle auf dem Platz stehen wollen. Aber es sollte sich schon eine Stammformation herauskristallisieren. Nach dem Spiel in Hannover (0:1; Anm. d. Red.) hat Jürgen Klinsmann seine Stammformation gefunden. Seit diesem Zeitpunkt läuft es besser.

bundesliga.de: Einerseits gastiert am Freitag ein Aufsteiger beim FC Bayern, andererseits der aktuelle Tabellenführer. Eine besondere Partie für die Bayern?

Augenthaler: Es ist ein verhältnismäßig einfaches Spiel für die Bayern. Man erwartet die Hoffenheimer zuhause. Es ist für die Bayern eine Frage der Ehre. Es ist so, als ob sie gegen Real Madrid spielen würden. Auch gegen Hoffenheim schaut die ganze Republik zu, wie sich der FC Bayern verkauft. Alle Münchner Spieler werden hoch motiviert sein, damit sie am Ende mit einem Sieg punktgleich mit den Hoffenheimern an der Spitze stehen.

Augenthaler: Was sagen Sie zu Franck Ribery? Der Franzose begeisterte die Fans zuletzt mit starken Auftritten.

Augenthaler: Er ist allein von seiner körperlichen Voraussetzung her ein super Fußballer. Diese Dynamik, diese Schnelligkeit, diese Technik - in diesen Punkten ist Ribery einfach herausragend. Man weiß genau, was er macht - und man kann ihn trotzdem nicht stoppen.

bundesliga.de: Ihr Tipp: Wie endet die Partie in der Allianz Arena?

Augenthaler: Ich tippe auf einen klaren Sieg für die Bayern.

Das Gespräch führte Sven Becker