Tobias Strobl und Filip Duricic im Kampf um den Ball
Tobias Strobl und Filip Duricic im Kampf um den Ball

Erstmal tief durchatmen

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Mainz - Tief durchatmen also! "Jetzt tut uns allen das mal gut", sagt zum Beispiel Kevin Volland. Der Stürmer der TSG 1899 Hoffenheim spricht nicht nur für sich, er spricht für alle seine Kollegen und auch für die vom 1. FSV Mainz 05. 0:0 endete die vermeintliche Spitzenpartie zwischen den Nullfünfern und der TSG am Freitagabend.

Mit Okazaki fehlt auch die Durchschlagskraft

Es war ein anstrengendes Rasenschach für die Akteure am Ende einer englischen Woche. Und beide Teams waren glücklich mit dem Remis, sie bleiben so bei Punkt- und Torgleichheit nach sechs Spieltagen weiterhin ungeschlagen. Über den verpassten kurzfristigen Sprung auf den ersten Tabellenplatz wollte sich in beiden Lagern niemand ärgern. "Unglücklicherweise hatte der Gegner denselben Plan wie wir", analysierte Hoffenheims Trainer Markus Gisdol. Der ging so: Tief stehen, den Gegner locken und dann schnell kontern. Und weil beide Teams in der Defensive gut standen, neutralisierten sie sich über 90 Minuten, wie nicht nur FSV-Manager Christian Heidel bemerkt hatte.

Den Mainzern fehlte ohne Top-Torjäger Shinji Okazaki (fünf Saisontreffer) Durchschlagskraft und Struktur im Offensivspiel. Filip Djuricic konnte den japanischen Nationalspieler unterstützt von Sami Allgui und Jonas Hofmann nicht ersetzen, auch weil er ein anderer Spielertyp ist – nicht so wuchtig, nicht so laufstark, eher filigran. "Shinji ist einfach einmalig in der Bundesliga, er ist in der Form, in der er zurzeit ist, nicht 1:1 zu ersetzen, auch wenn wir vorne trotzdem eine gute Qualität ohne ihn haben", sagt der Mainzer Kapitän Niko Bungert.

Hoffenheim spielt kompakter

Die Wadenverletzung, die Okazaki zum Pausieren zwang, sei aber zum nächsten Spiel am kommenden Wochenende in Mönchengladbach wieder verheilt, glaubt Trainer Hjulmand. Nach schlechtem Start mit Aus in Europa-League und DFB-Pokal finden die Mannschaft und ihr neuer Trainer immer besser zusammen.

Hilfreich erweist sich für den Erfolg in der Liga aber auch die Transferoffensive kurz vor Transferschluss, als die Mainzer fünf neue Spieler verpflichteten. Besonders Jonas Hofmann, von Dortmund für ein Jahr nach Mainz ausgeliehen, war wieder einer der stärksten Akteure auf dem Platz und spielt, als sei er schon ewig beim FSV.

In Hoffenheim traute man dem Jungen aus dem Nachbardorf St. Leon Rot einst den Sprung in die erste Mannschaft nicht zu. Mittlerweile steht der U 21-Nationalspieler wie sein Mainzer Mittelfeldkollege Johannes Geis auf der Kandidatenliste von Trainer Joachim Löw für die Nationalelf. In Mainz dürfen alle nach dem schwachen Auftakt unter dem neuen Trainer nun erstmal tatsächlich tief durchatmen.

Die TSG Hoffenheim ist nach den schlechten Erfahrungen in der vergangenen Saison (70 Gegentore) zumindest auswärts von ihrem sturen Offensivpressing um jeden Preis abgerückt. Wie schon beim 2:0-Auswärtssieg in Stuttgart vor einer Woche zogen sich die Spieler von Trainer Markus Gisdol bei gegnerischem Ballbesitz in die eigene Hälfte zurück.

Mit dieser Vorgabe spielt die Mannschaft insgesamt kompakter in der Defensive. TSG-Manager Alexander Rosen zieht aber nach sechs Spieltagen ein nicht nur positives Fazit. Rosen lobt den Fortschritt im defensiven Auftritt als Mannschaft insgesamt, bemerkte jedoch auch: "Wir lassen hinten wenig zu, kreieren aber selbst zu wenig nach vorne."

Das Umschaltspiel, eigentlich die Stärke dieser Mannschaft, kommt noch nicht so in die Gänge, wie die Fans das aus der letzten Saison gewohnt sind. "Wir sind da oft zu schlampig und geben den gewonnen Ball zu schnell wieder her", sagt Rosen. Nun können die Hoffenheimer bis zum nächsten Spiel in Schalke durchatmen.

Zu viele Profis hatten zuletzt mit Verletzungen oder Krankheit zu kämpfen, auch Kevin Volland mit einer langwierigen Rückenverletzung. Volland sagt: "Es wird besser mit dem Rücken." Ein bisschen Durchschnaufen ist da sicher keine schlechte Unterstützung des Heilungsprozesses.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter