Frank Ordenewitz (l.) traf in der Meistersaison in 30 Spielen 15 Mal ins Tor
Frank Ordenewitz (l.) traf in der Meistersaison in 30 Spielen 15 Mal ins Tor

Erster Titel für "Otto II."

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Einen Titel verloren, einen Titel gewonnen: Am 3. Mai 1988 wurde im Frankfurter Waldstadion aus "Otto II." Meistertrainer Otto Rehhagel.

Schon drei Spieltage vor Saisonschluss holte das selbst ernannte "Kind der Bundesliga" nach drei Vize-Meisterschaften mit Werder Bremen zum ersten Mal die Schale und kostete diesen Moment voll aus: "Niemand hat uns das zugetraut, es ist einer der glücklichsten Momente meines Lebens."

Das Image des "ewigen Zweiten", der zweifelhafte Ruf des "Feuerwehrmannes" - ausgerechnet im Jahr eins nach dem Wechsel von Rudi Völler nach Italien gelang dem Fußball-Lehrer das grün-weiße Wunder, der 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt war nur noch das I-Tüpfelchen. Rehhagel baute sein neues Team gleich mehrfach um und der Erfolg gab dem gelernten Anstreicher Recht.

22 Gegentore lange ein Rekord

Mit dem jungen Oliver Reck im Tor, Routinier Dieter Burdenski auf der Bank und dem norwegischen Abwehrchef Rune Bratseth kassierten die Hanseaten in 34 Spielen ganze 22 Tore - ein Rekord, der erst in der Saison 2007/08 von den Bayern um einen Treffer unterboten wurde. Und als Völler-Ersatz steuerte der talentierte Karlheinz Riedle 18 Tore zum zweiten Bremer Titel nach 1965 bei.

Nach 23 Jahren des Wartens zelebrierten die Hanseaten den Triumph. Am Tage nach dem Triumph ließ sich der neue deutsche Meister von seinen Fans bei der Ankunft am Bremer Flughafen Neuenland ein erstes Mal feiern, zehn Tage später wanderte die Meisterschale schon vor der 1:4-Heimniederlage gegen den Hamburger SV in den Trophäenschrank.

Frust nur bei Torhüter Burdenski

Eine weitere Woche später waren dann der Domshof und das Rathaus fest in grün-weißer Hand. "Endlich kann ich Ihnen die Schale präsentieren. Ich bin unsagbar glücklich", rief Rehhagel mit stockender Stimme vom Rathausbalkon. Seine Spieler schunkelten und winkten, nur Werder-Urgestein Dieter Burdenski war die Meisterschaftsfeier längst verdorben - wegen Rehhagel.

18 Jahre zuvor hatte er in Gelsenkirchen sein erstes Bundesligaspiel für Schalke 04 ausgerechnet gegen Bremen bestritten, doch zum Saisonausklang im Parkstadion saß der Keeper wie schon während der gesamten Saison erneut nur auf der Reservebank.

"Das Thema Rehhagel ist für mich erledigt, er hat eben doch keine menschliche Stärke", sagte "Budde" tief enttäuscht. Einen plausiblen Grund konnte er nicht ausmachen: "Es gab doch keinerlei Risiko. Wir waren Meister und Schalke stand als Absteiger fest."

Wunder von der Weser

Der Meistertitel war auch die Eintrittskarte für den Europapokal der Pokalsieger und der Ausgangspunkt für das spektakulärste der zahlreichen Werder-Wunder im internationalen Fußball-Geschäft. Im letzten deutsch Meisterduell verlor der SV Werder beim BFC Dynamo aus Berlin das Hinspiel mit 0:3, gewann aber den zweiten Vergleich im Weserstadion mit 5:0.