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Der 19-jährige Erik Thommy absolvierte am Sonntag seine ersten Bundesliga-Minuten für den FC Augsburg (© imago)
Der 19-jährige Erik Thommy absolvierte am Sonntag seine ersten Bundesliga-Minuten für den FC Augsburg (© imago)

"Erfrischender Auftritt" von Debütant Thommy

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Augsburg - In Augsburg wurde die erste Niederlage nach einer Serie von acht Partien mit fünf Siegen und drei Unentschieden außerordentlich gelassen kommentiert. "Wir sind nicht davon ausgegangen, dass wir bis Saisonende kein Spiel mehr verlieren würden", sagte beispielsweise Stefan Reuter. Allerdings, fügte der Geschäftsführer Sport beim FCA hinzu, hätte nicht unbedingt Nürnberg der Stolperstein (Spielbericht) sein müssen. "Jede Niederlage ist bitter", ließ der Weltmeister von 1990 wissen. "Und diese ganz besonders."

Talentschmiede macht sich wieder bezahlt

Das Klassement offenbart, dass die Lage trotz der Null-Punkte-Nummer nach wie vor keinen Anlass zur Sorge gibt. Vom Relegationsrang 16, den aktuell der SC Freiburg belegt, ist der FCA komfortable 13 Zähler entfernt, vom Direktabstiegsplatz 17, auf dem der Hamburger SV verharrt, sogar noch zwei Punkte mehr. Die Unzufriedenheit entzündete sich vielmehr daran, dass der FCA einmal mehr vergeblich versucht hatte, das prestigeträchtige schwäbisch-fränkische Derby vor eigenem Publikum für sich zu entscheiden. Der letzte Augsburger Heimsieg in diesem Duell datiert vom 3. August 1974. Damals gewann die Mannschaft gegen den "Club" im Rosenaustadion 2:0 - angeführt vom mittlerweile verstorbenen Superstar Helmut Haller.

Der Vize-Weltmeister von 1966 ist der prominenteste Kicker, den der Verein je hervorgebracht hat. Zu den Eigengewächsen, die später ebenfalls Karriere gemacht haben, zählen unter anderem Uli Biesinger (Weltmeister 1954), Bernd Schuster (Europameister 1980), Roland Grahammer (Bronzemedaillengewinner bei Olympia 1988 in Seoul) und Karl-Heinz Riedle (Weltmeister 1990). Doch die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme schlugen im Lauf der Zeit auch auf Nachwuchsarbeit durch. Die einst im Akkord höchste Qualität produzierende Talentschmiede lieferte nur noch Durchschnitt an.

Mittlerweile ist die Talsohle durchschritten. Im aktuellen Bundesligakader des FC Augsburg befindet sich eine Handvoll Spieler, die in der eigenen Nachwuchsabteilung die Ausbildung erfahren hat. Doch blieben Punktspieleinsätze den Talenten verwehrt - bis vergangenen Sonntag. In der 82. Minute der Partie gegen den FCN brachte Cheftrainer Markus Weinzierl für Tobias Werner das 19-jährige Eigengewächs Erik Thommy - in der Hoffnung, dass die drohende 0:1-Niederlage noch abgewendet werden könne.

"Das wäre eine Hammer-Geschichte gewesen"

Und beinahe hätte es geklappt. Kurz vor dem Abpfiff entschied Schiedsrichter Felix Brych auf Freistoß für Augsburg. Der Joker, den die verletzungsbedingten Ausfälle von Sascha Mölders, Raul Bobadilla und des erst in der Winterpause aus Nürnberg nach Augsburg gewechselten Alexander Esswein ins Aufgebot gespült hatten, schnappte sich den Ball, legte ihn sich zurecht und nahm Maß. Es bedurfte einer Großtat von Raphael Schäfer, um den Ausgleich zu verhindern. Mit den Fingerspitzen lenkte der "Club"-Keeper den Schlenzer aus gut 20 Metern über die Querstange.

"Das wäre eine Hammer-Geschichte gewesen, wenn Erik den Freistoß reingemacht hätte", sagte Stefan Reuter. "Man kann ihm aber auch so gratulieren. Überrascht hat mich seine Leistung nicht. Wir haben schon im Wintertrainingslager auf Gran Canaria gesehen, was er kann."

Lob prasselte auf den Debütanten von allen Seiten hernieder. Abwehrmann Jan-Ingwer Callsen-Bracker sprach von einem "erfrischenden Auftritt", während Rechtsaußen Andre Hahn aus dem "Super-Einstand" schloss, "dass wir mit dem Jungen noch viel Freude haben werden".

"Freistöße gehören zu seinen Qualitäten"

Markus Weinzierl wiederum stellte klar, dass die Ausführung des Freistoßes nicht eigenmächtiges Handeln eines überspannten Jungkickers war. Das sei so geplant gewesen, merkte der Coach an. "Freistöße gehören zu seinen Qualitäten."

Die hatte Erik Thommy davor nur in der U23 (Regionalliga Bayern) unter Beweis stellen dürfen. 13 Treffer sind sein Beitrag dazu, dass die Mannschaft auf dem hervorragenden 3. Platz überwintert.

Wie es mit ihm weitergehen wird? Bundesligaeinsätze werden zunächst wohl die Ausnahme bleiben. Dessen ungeachtet aber lautet das FCA-Motto: Jugend forsch! Im Norden Augsburgs entsteht derzeit das Nachwuchsleistungszentrum. Rund zwei Millionen Euro investiert der Verein in das Vorhaben, bundesligataugliche Talente heranzuziehen. Und wer weiß: Vielleicht ist irgendwann ja wieder einmal ein Helmut Haller dabei.

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse