David Jarolim (l.) verlor im UEFA-Pokal zuletzt mit 0:1 gegen Ajax Amsterdam
David Jarolim (l.) verlor im UEFA-Pokal zuletzt mit 0:1 gegen Ajax Amsterdam

Entscheidung im Familienduell

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Normalerweise freut man sich auf Familientreffen, gerade in der Vorweihnachtszeit. In Gesellschaft seiner Lieben kann man abschalten, sich erholen und harmonische Stunden verbringen.

Anders ist der Fall gelagert, wenn so ein Zusammenkommen im Rahmen eines bedeutenden Fußballspiels stattfindet.

"Gewünscht habe ich es mir nicht"

So überkam David Jarolim schon kurz nach der Auslosung zur Gruppenphase des UEFA-Pokals, die dem Hamburger SV das Duell mit Slavia Prag bescherte, ein gewisses Unbehagen.

"Ich hatte es bereits geahnt, dass wir wie vor drei Jahren gegen Slavia spielen, gewünscht habe ich es mir aber nicht", sagte der Mittelfeldspieler verhalten.

Denn der Club aus der tschechischen Hauptstadt wird trainiert von Jarolims Vater Karel. Auf dem Feld trifft der HSV-Kapitän mit seinem Cousin Marek einen weiteren Verwandten. Im Vorfeld neben dem Platz und während der 90 Minuten im Mittelfeld wird es also des Öfteren das Familienduell Jarolim gegen Jarolim geben.

Respekt vor der Heimstärke

Und da der HSV gegen Slavia am Donnerstag (Do.,ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) in der Gruppe F direkt um den 3. Platz und damit das Überwintern im internationalen Geschäft konkurriert, wird es wohl hoch her gehen.

Momentan stehen die Hanseaten mit drei Zählern eben auf diesem 3. Platz. Die Tschechen (Rang 4) wollen mit einem "Dreier" ihrerseits die Chance auf ein Weiterkommen wahren. Die "Rothosen" wären mit einem Erfolg bei Slavia schon vor der abschließenden Partie gegen Aston Villa auf der sicheren Seite.

"Das wird aber schwer. Im Stadion sind kaum passive Zuschauer. Die Fans dort sind wirklich der 12. Mann, treiben ihr Team permanent nach vorn", gibt Jarolim junior in der "Hamburger Morgenpost" zu bedenken.

Souveräner Spitzenreiter

Wie erfolgreich die Unterstützung von den Rängen ist, zeigt ein Blick auf die "Heimtabelle" der Gambrinus Liga. Im heimischen Stadion "Eden" gab sich Slavia in der aktuellen Spielzeit noch keine Blöße und steht nicht zuletzt dank der acht Heimsiege nach 16 Spieltagen souverän an der Tabellenspitze.

"Sie spielen sehr offensiv und haben eine gute Balance. Slavia hat die meisten Treffer in der Liga erzielt und die wenigsten Gegentore bekommen. Ich würde sagen, dass sie zur Zeit den besten Fußball in der tschechischen Liga spielen", sagt der HSV-Akteur.

Es kann nur einen geben

Aber nicht nur der Sohn hat vor der Partie offenbar ein mulmiges Gefühl. Karel Jarolim geht vor der Partie nämlich auf Abstand. "Ich habe zuletzt nach dem Ajax-Spiel mit meinem Vater gesprochen. Normalerweise ruft er nach jedem Spiel an. Aber am Sonntag, nach dem Spiel in Bochum, hat er sich nicht gemeldet", erzählt der 29-Jährige von einer väterlichen Sendepause.

Karels Sorgen sind aber auch durchaus begründet, weil David auf eine positive Erfahrung zurückblicken kann und in der Familienwertung mit 1:0 führt. In der Saison 2005/06 ergab sich ebenfalls diese Paarung in der UEFA-Cup-Gruppenphase. In Hamburg behielt David mit dem HSV und einem 2:0-Sieg die Oberhand. Im Team des Vaters stand als dritter Beteiligter Jarolim damals noch Davids Bruder Lukas.

"Keine Chance"

Damals schafften beide Vereine mit ihren Jarolims jeweils den Sprung in die nächste Runde, was einem Familienteil vielleicht schon nach dem Spiel am Mittwoch nicht vergönnt sein wird.

Am Montag kam es dann übrigens doch noch zum Telfonat: "Eigentlich haben wir nur über die Spiele unserer Mannschaft am vergangenen Wochenende gesprochen. Er hat dann aber doch noch gesagt, dass wir uns lieber auf das Bundesligaspiel am kommenden Sonntag konzentrieren sollten. Ich habe nur gesagt: keine Chance", verrät Jarolim junior.

Tim Tonner