Nachdem Augsburg diese Saison bereits zwei Elmeter vergab, verwandelte Jan-Ingwer Callsen-Bracker (l.) in Mainz ganz sicher
Nachdem Augsburg diese Saison bereits zwei Elmeter vergab, verwandelte Jan-Ingwer Callsen-Bracker (l.) in Mainz ganz sicher

"Endlich den Bock umgestoßen"

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Mainz - Jan-Ingwer Callsen-Bracker hatte hinterher gut lachen, es war ja alles gut gegangen. Und außerdem: Wer zwei Bindestriche im Namen hat und so heißt, darf sowieso immer gut gelaunt sein. Callsen-Bracker, Jan-Ingwer, 27 Jahre, ist Fußballprofi vom FC Augsburg und hatte als solcher wie sein ganzes Team bislang nicht allzu viel zu lachen im bisherigen Bundesligaverlauf.

Aber am Samstag in Mainz, da lachten die Augsburger um die Wette und Callsen-Bracker war gerührt. "Ein Traum", sagte er stolz, sei gerade für ihn in Erfüllung gegangen: "Jeder Profi träumt doch davon, ein Bundesligaspiel zu entscheiden."

Callsen-Bracker doppelt historische Figur

Callsen-Bracker hatte genau das geschafft. Und das noch mit einem Elfmeter, den er so sicher verwandelte, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Dabei hatten die Augsburger schon zwei Elfmeter vergeigt diese Saison. Callsen-Bracker wurde also in zweifacher Hinsicht am Samstag in Mainz zu einer historischen Figur in den Annalen des FC Augsburg.

Erster Elfmeterverwandler und erster Siegtotschütze des FCA in einem. 17:13 Uhr in Mainz war es soweit: Endlich. Neun Spieltage hat der Aufsteiger zum ersten Sieg gebraucht und Callsen-Bracker nach zuvor gescheiterten Stationen in Leverkusen und Mönchengladbach fast neun Jahre, um so im Rampenlicht der Liga zu stehen. Bescheiden wirkte er und warnte gleich: Ein Anfang sei das, man habe noch einen langen Weg und so weiter... Sie waren halt glücklich, was soll man sagen.

Erleichterter Luhukay verteilt Sonderlob

"Eine Riesenerleichterung" spürte der Augsburger Trainer Jos Luhukay. Der FC Augsburg kann es also doch: Ein Fußballspiel in der Bundesliga gewinnen. Luhukay vergaß nicht, Jan-Ingwer Callsen-Bracker für seine Nervenstärke zu loben: "Respekt für Jan, der in dieser schweren Situation die Verantwortung übernommen hatte."

Jan-Ingwer Callsen-Bracker erklärte noch wie selbstverständlich, er habe sich gut gefühlt, und wer sich gut fühle, solle schießen, habe der Trainer vor dem Spiel bestimmt. Am Samstag war also alles anders beim FC Augsburg, der Ball ging sogar vom Elfmeterpunkt rein und Callsen-Bracker durfte sich nach seinem großen Tag über den "Rückenwind" für die kommenden Spiele freuen. Jemand, der so lange im Schatten stand, hat es sich verdient.

"Noch ein langer Weg"

Die Freude der Augsburger ist verständlich, doch kam der Sieg auch glücklich zustande. Bis zur 88. Minute tauchten die komplett auf Defensive ausgerichteten FCA-Profis in der zweiten Halbzeit nicht vor dem Mainzer-Tor auf. Aber dann: Stürmer Sascha Mölders schoss den Ball nach einem Konter aus 15 Metern an den Pfosten, von wo der Ball in den 16 Meter-Raum der Mainzer zurückprallte und Axel Bellinghausen eine Sekunde eher am Ball war als der ungestüm grätschende Mainzer-Innenverteidiger Bo Svensson; Bellinghausen fiel, der Schiedsrichter pfiff und Callsen-Bracker schritt zur größten Tat seiner Bundesliga-Karriere.

Nun ist der Kontakt zum Mittelfeld weiter vorhanden und die Mainzer zogen sie noch tiefer in den Abwärtsstrudel. "Der Sieg war extrem wichtig, denn wenn man immer mehr an Boden verliert, geht auch die Motivation mit der Zeit verloren. Wir wollten wieder bei null anfangen und einen Neustart hinlegen, das ist uns gelungen. Nun haben wir den Bock endlich umgestoßen und ein Lebenszeichen von uns gegeben", freute sich Kapitän Möhrle.

In Augsburg fühlt sich die Bundeliga plötzlich locker an. "Es ist noch ein langer Weg, aber wir können Spiele gewinnen, wenn wir immer 100 Prozent oder 110 Prozent geben", erklärte Callsen-Bracker: "Wir freuen uns jetzt auf das nächste Spiel." Der nächste Gegner heißt: Werder Bremen.

Tobias Schächter