Das öffentliche Interesse an den Bundesligaclubs ist in den letzten Jahren immens gestiegen. Das macht sich bei den Vereinen in unterschiedlichen Bereichen bemerkbar, so auch bei Eintracht Frankfurt
Das öffentliche Interesse an den Bundesligaclubs ist in den letzten Jahren immens gestiegen. Das macht sich bei den Vereinen in unterschiedlichen Bereichen bemerkbar, so auch bei Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt - neuer internationaler Fokus

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Frankfurt - In den letzten Jahren hat sich für die Clubs der Bundesliga viel verändert: Das Interesse der Öffentlichkeit ist größer geworden, die internationale Aufmerksamkeit hat sich gesteigert und der Fußball hat insgesamt einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft. Das macht sich bei den Clubs in den unterschiedlichen Bereichen bemerkbar, so wie auch bei der Eintracht Frankfurt Fußball AG. bundesliga.de hat bei den Verantwortlichen nachgefragt.

Stadionbesuch gehört zum Touristenprogramm

"Wir haben hier 1996 bei null angefangen", beginnt Jutta Kamolz, Marketingverantwortliche bei der Eintracht Frankfurt Fußball AG, "das war so etwas wie Pionierarbeit." Es hört sich an, als würde Kamolz aus einer anderen Epoche berichten und doch ist das noch nicht mal 20 Jahre her. Doch seitdem ist viel passiert. Bei Eintracht Frankfurt, im deutschen Fußball und auf internationaler Ebene.

Gesteigertes Interesse aus Asien

So ist das Interesse an der Bundesliga im Ausland  stetig gestiegen, was sich wiederum auf die einzelnen Clubs und ihre Abteilungen auswirkt. "Die Anfragen aus dem Ausland sind auf jeden Fall mehr geworden", so Ruth Wagner, Pressesprecherin von Eintracht Frankfurt, "besonders, wenn ein asiatischer Spieler im Kader ist, dann ist das Wahnsinn."

Momentan spielt Takashi Inui mit dem Adler auf der Brust, zur neuen Saison kommt Makoto Hasebe dazu; das bedeutet, dass zu jedem Spiel auch japanische Journalisten in Frankfurt sind. "Die sind sehr anspruchsvoll und machen immer eine Riesenshow. Die Spieler sind dafür ganz offen, weil es für ihren eigenen Marktwert von Bedeutung ist."

Auch im clubeigenen Museum machen sich diese Veränderungen bemerkbar. "Wir haben in den letzten Jahren deutlich mehr japanische Besucher", erzählt Museumsleiter Matthias Thoma, der seit der Eröffnung 2005 für die Pflege der Clubgeschichte verantwortlich ist, "aber auch aus China und Südkorea kommen viele Gäste. Für die gehört ein Besuch bei uns zum Programm. Genauso wie sich den Dom oder den Römer anzuschauen. Der Fußball wird viel stärker wahrgenommen."

Zusätzlich macht der Museumsleiter seinen internationalen Gästen noch spezielle Angebote. "Bei einer südkoreanischen Reisegruppe erzähle ich Geschichten von Cha Bum-kun oder suche nach einem anderen Bezug zum jeweiligen Land. Besonders gut vorbereitet sind übrigens Argentinier und Engländer, die planen richtige Stadiontouren durch Deutschland."

Beschleuniger Europa League

Um dem gestiegenen Interesse gerecht zu werden, hat sich in den letzten Jahren auch im Museum einiges verändert. "Wir haben uns personell verstärkt und zum Beispiel für die Stadion- und Museumsführungen einen Guide in englischer Sprache und spezielle Führer für die anderen Nationalitäten." Für Thoma steht die stärkere Internationalisierung der Besucher des Club-Museums für den gestiegenen Stellenwert des Fußballs insgesamt.

Rund um die Europa League-Teilnahme von Eintracht Frankfurt in der abgelaufenen Saison hat sich die Arbeit auch für den Museumsleiter noch mal verstärkt. "Wir hatten unglaublich viele Anfragen von ausländischen Fernsehsendern und Zeitungen zu Eintracht Frankfurt. Dafür haben wir dann auch Geschichten mit Bezug zu den jeweiligen Gegnern vorbereitet."

Erhöhte mediale Aufmerksamkeit

Zusätzliche Arbeit wegen der internationalen Spiele hatte natürlich auch Ruth Wagner in der Pressestelle der Eintracht: "Sowohl national, wie auch international war das in punkto medialer Aufmerksamkeit eine super Saison für uns. Es gab eine Menge Berichterstattung über uns und das steigert das Image und den Marktwert von Eintracht Frankfurt." Die englischen Wochen der letzten Spielzeit waren also auch für die Mannschaft neben dem Platz eine zusätzliche Anstrengung. Auch dort bedeuten mehr Spiele auch mehr Aufwand.

Doch nicht nur die Besonderheiten einer Saison mit einer Qualifikation für Europa haben die Arbeitsweise verändert. "Fußball ist insgesamt stärker ins mediale Interesse gerückt und es wird nahezu ununterbrochen darüber berichtet. Wir sind eigentlich immer erreichbar und bespielen natürlich auch die neuen Kanäle." Damit sind die sozialen Netzwerke im Internet gemeint, die rund um die Uhr betreut werden wollen. Im letzten Jahr starteten die Frankfurter als einer der letzten Bundesligavereine einen clubeigenen Fernsehsender: Eintracht TV, das mit etwa 8000 Abonnenten von vielen Fans und Journalisten genutzt wird.

Kontinuität bei Partnerschaften

Die Veränderungen durch das Internet sind auch für das Marketing des Clubs von großer Bedeutung. "Für uns besteht da die Möglichkeit, zusammen mit Agenturen für unsere Partner ganz neue Aktivierungsmaßnahmen zu entwickeln", sagt Jutta Kamolz. Der Sponsoren-Bereich ist das größte Tätigkeitsfeld des Marketings, das für ein Drittel des gesamten Umsatzes der Eintracht Frankfurt AG verantwortlich ist. "Der Bau der Commerzbank-Arena war für uns ein riesiger Schritt. Das bedeutete für uns mehr Werbeflächen, mehr Logen und einen neuen Business-Bereich", erklärt Kamolz, für die der nachhaltige Aufbau von Partnerschaften von großer Bedeutung ist: "Das Thema Kontinuität ist wichtig, um auch einen Abstieg in die 2. Bundesliga finanziell zu verkraften. Es geht uns um eine Zusammenarbeit in guten und in schlechteren Zeiten." Dafür hat Eintracht Frankfurt nach wie vor viele regionale Partner, aber die nationalen und internationalen Anfragen steigen.

Breitere gesellschaftliche Akzeptanz des Fußballs

Insgesamt sieht Jutta Kamolz die Bundesliga auf einem guten Weg: "Die Bundesliga ist sehr gesund und die gesamte Entwicklung ist sehr positiv. Die DFL hat daran einen großen Anteil und ich merke, dass wir innerhalb der Liga immer weiter zusammenwachsen." Die DFL veranstaltet dafür regelmäßige Treffen, bei denen sich die Vertreter der Clubs über einzelne Themenbereiche austauschen können.

"Der sportliche Erfolg des Clubs spielt für den Erfolg in der Vermarktung natürlich eine große Rolle, aber die breitere allgemeine Akzeptanz des Fußballs in der Gesellschaft macht sich positiv bemerkbar. Dazu gehört auch der gestiegene Frauenanteil bei den Stadionbesuchern auf 30 Prozent", so Kamolz. Viele Clubs der Bundesliga haben auf diese Entwicklung auch mit Familienblocks oder Kids-Clubs reagiert, die das Erlebnis Stadionbesuch für die ganze Familie verbessern.

Der Fußball muss im Vordergrund stehen

Bei der ganzen gestiegenen Vermarktung und wirtschaftlichen Professionalisierung wollen die Verantwortlichen aber nicht das Fußball-Erlebnis vergessen. "Unsere Philosophie basiert darauf, bei allen Entscheidungen die Fans mitzunehmen. Uns geht es darum, die Interessen von Sponsoren und Fans zusammenzubringen, damit es für alle Seiten Vorteile hat. Der Fußball muss dabei immer im Vordergrund stehen und so soll es auch in Zukunft bleiben."

Alexander Dionisius