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"Manchmal fehlte das Quäntchen Glück und der Big Point", meint Lothar Sippel (© Imago)
"Manchmal fehlte das Quäntchen Glück und der Big Point", meint Lothar Sippel (© Imago)

Sippel: "Europa ist nicht der Anspruch"

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Frankfurt am Main - 15 Punkte nach der Hinrunde, nur einen Zähler von der Relegation entfernt - Eintracht Frankfurt hat eine schwierige Hinrunde hinter sich. Dass im Verein trotzdem Kontinuität und Ruhe herrscht, kann nach Auffassung von Ex-Stürmer Lothar Sippel gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

In der Saison 1991/92 knipste Lothar Sippel an der Seite von Tony Yebaoh gleich 14 Mal und schnupperte mit der Eintracht lange Zeit kräftig an der Meisterschale. Am Ende wurde es damals der 3. Platz - davon kann Frankfurt zurzeit nur träumen. Sorgen um die Eintracht macht sich Sippel, der die Spiele seines Ex-Vereins immer noch intensiv verfolgt, dennoch nicht. Im Interview mit bundesliga.de spricht der 48-Jährige über Big Points und Maßstäbe, Konzentration und Selbstvertrauen, Hoffnungsträger und Erfolgserlebnisse.

bundesliga.de: Lothar Sippel, in Europa hat Eintracht Frankfurt für Furore gesorgt, aber in der Bundesliga lief es nicht so gut. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Lothar Sippel: Es ist keine einfache Situation, in der sich die Eintracht befindet. 15 Punkte nach der Hinrunde sind sicher nicht das, was man erwartet hat. Aber ich bin froh, dass in Frankfurt ein bisschen Ruhe eingekehrt ist, auch wenn die Mannschaft in der Liga jetzt unten hinein geschlittert ist. Heribert Bruchhagen und Armin Veh liefern sehr gute Arbeit ab. Das zahlt sich aus und wird auch vom Umfeld honoriert.

bundesliga.de: Ist diese Ruhe das Entscheidende, um auch auf Dauer eine gute Rolle in der Liga spielen zu können?

Sippel: Man muss Kontinuität hineinbekommen, so dass man über Jahre einen gesicherten Platz im Mittelfeld anstreben kann, irgendwo um Platz 8, 9 herum. Da kann und muss man sich einpendeln. Wenn man dann mal weiter oben landet und einen Startplatz im Europapokal mitnehmen kann - umso schöner. Aber das darf nicht der Maßstab, nicht der jährliche Anspruch sein. Und genau dies auch nach außen zu kommunizieren, das ist das Wichtige. Genau das scheint man in Frankfurt gut hinzubekommen. Die Verantwortlichen und die Fans sind auf dem Boden geblieben. Jeder kann die Leistung einordnen. In der vergangenen Saison lief es außergewöhnlich gut, jetzt läuft es nicht optimal. Aber man steht zum Trainer, jeder behält die Ruhe und der Verein setzt auf Kontinuität.

bundesliga.de: Waren Sie überrascht, dass sich Frankfurt letztlich in der Hinrunde so schwer getan hat?

Sippel: Manchmal fehlte das Quäntchen Glück und der Big Point im richtigen Moment. Die Eintracht hat teilweise sehr gute Spiele gemacht, aber dann doch wieder verloren. Manchmal musst du in einer solchen Situation auch einfach mal einen dreckigen Sieg einfahren - schlecht spielen und trotzdem drei Punke holen. Aber dieses Glück hat Frankfurt in den letzten Wochen einfach nicht gehabt.

bundesliga.de: In der Europa League lief es hingegen sehr gut. Lag die Konzentration und der Fokus vielleicht nicht immer auf den Liga-Spielen?

Sippel: Ich glaube nicht, dass es eine Frage der Konzentration ist. Die Mannschaft wird genauso fokussiert die Spiele in der Bundesliga angehen. Darauf legen Armin Veh und sein Trainerteam sehr großen Wert. Ich bin mir sicher, dass die Konzentration entsprechend in jedem Spiel sehr hoch ist - egal, ob es gegen Bordeaux, Bayern oder Braunschweig geht.

bundesliga.de: Wie schwer wird es für Frankfurt, den Tabellenkeller wieder zu verlassen?

Sippel: Ich hoffe, dass die Eintracht einen guten Auftakt erwischt und mit einem Sieg gegen Hertha BSC in die Rückrunde startet. Endlich ein Heimsieg - das würde nach der Winterpause und der Vorbereitung neues Selbstvertrauen und genau den richtigen Schub geben, den es für die Rückrunde braucht.

bundesliga.de: Gibt es Dinge, die Ihnen speziell Hoffnung machen für eine bessere Rückrunde?

Sippel: Ich bin froh, dass Pirmin Schwegler wieder mit dabei ist und hoffe, dass er in der Rückrunde verletzungsfrei bleibt. Er ist für die Eintracht ein sehr wichtiger Spieler und für Armin Veh eine zusätzliche Option. Pirmin kann die Bälle im Mittelfeld sehr gut verteilen. Und mit ihm dürfte wieder etwas mehr Stabilität in das Frankfurter Spiel kommen. Er hat in der Hinrunde schon gefehlt.

bundesliga.de: Hoffen Sie auch darauf, dass Vaclav Kadlec wieder besser trifft?

Sippel: Er ist noch sehr jung, hat sich aber schon gut etabliert in Frankfurt. Er hat auch schon wichtige Tore gemacht. Zuletzt hatte er eine kleine Flaute, aber da muss er jetzt durch. Das kennt jeder Stürmer. Ich kann davon auch ein Lied singen. Er braucht jetzt bald ein Erfolgserlebnis, ein glückliches Tor für das Selbstbewusstsein. Dann bin ich mir sicher, dass er auch wieder häufiger treffen wird und seine gute Serie wieder aufnimmt.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass die Eintracht in dieser Saison vielleicht sogar noch einmal an den Europapokal-Plätzen schnuppern kann?

Sippel: Es klingt zwar abgedroschen, aber man sollte in dieser Situation wirklich nur von Spiel zu Spiel denken. Natürlich erhofft sich jeder Verein, einen Lauf zu bekommen und noch einmal den Sprung nach oben zu schaffen. Das ist in Frankfurt nicht anders. In der Bundesliga kann zurzeit abgesehen von den zwei, drei Top-Clubs auch jeder jeden schlagen. Mit zwei, drei Siegen in Serie ist man schnell wieder an den oberen Plätzen dran. Wolfsburg hat das vorgemacht und sich damit direkt oben festgesetzt. Aber in der momentanen Lage muss Frankfurt erst einmal die Punkte holen, um sich hinten zu lösen. Verpatzt die Eintracht den Rückrunden-Auftakt - über was reden wir dann gerade?

bundesliga.de: Sie persönlich dürften auch gebannt auf den 11. Februar schauen, wenn sich im DFB-Pokal mit der Eintracht und dem BVB gleich zwei Ihrer Ex-Vereine gegenüberstehen. Hat Frankfurt eine Chance?

Sippel: Jetzt muss ich noch einmal ins Phrasenschwein einzahlen, aber der Pokal hat nun einmal seine eigenen Gesetze. Frankfurt spielt zuhause, da ist alles möglich. Auch mit Blick auf das Pokalspiel wird vieles davon abhängen, wie man in die Saison startet und mit wie viel Selbstvertrauen man in dieses Pokalspiel hineingehen kann. Aber das gilt sicher für beide Vereine.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte