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Beim 2:2 zwischen Bremen und Gladbach spielten sich dramatische Szenen ab
Beim 2:2 zwischen Bremen und Gladbach spielten sich dramatische Szenen ab

Einer für alle

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Bremen - Am Ende eines furiosen Abends im Bremer Weser-Stadion mussten beide Mannschaften zunächst ihre Gefühlswelt ein wenig sortieren. Doch auch bei den Gladbachern war die erste Enttäuschung über das 2:2 schnell wieder verflogen - denn wie die Bremer wussten die "Fohlen", dass nach den jüngsten Rückschlägen nun wieder die alte Stärke aufgeblitzt war: Alle hatten gekämpft, mit großer Leidenschaft und vollem Einsatz. Und die Zuschauer dankten es ihnen.

"Ich bin mit der Leistung sehr zufrieden"

Nach dem Schlusspfiff kamen die Bremer Profis noch einmal am Mittelkreis zusammen, verstehen konnten sie jedoch ihr eigenes Wort nicht. Auf den Rängen feierten die Fans aus beiden Lagern ihre Mannschaften, auf den Sitzen gehalten hatte es sie schon lange nicht mehr. Sie bejubelten einen berauschenden Fußballabend, wie es ihn schon lange nicht mehr im Weserstadion gegeben hatte.



Doch das ohrenbetäubende Gejohle im weiten Rund war nicht der Grund, weshalb sich die Bremer Spieler anschwiegen. "Sagen konnte da keiner mehr etwas. Jeder war so müde", sagte Stürmer Markus Rosenberg erschöpft, "wir wollten einfach nur zeigen, dass wir diesen Punkt zusammen erreicht haben."

Einer für alle, alle für einen - das war die Devise der Partie, und sie galt für beide Seiten: Sie rannten, sie bissen, und sie gaben niemals auf. "Das war eine spannende Partie für die Zuschauer", freute sich Gladbachs Trainer Lucien Favre, "es ging hoch und runter, es war viel Tempo drin. Ich bin mit der Leistung sehr zufrieden. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht."

Verteidiger Dante sah das anders und sagte in den Katakomben des Weserstadions zunächst entschieden "Nee", als er gefragt wurde, ob man gerade wieder das alte Gladbach aus der Hinrunde gesehen habe - doch es war nur ein kleiner Kommunikationsfehler. "Ach, Sie meinten das positiv!", sagte Dante und musste lachen, "ja, es lief heute vieles sehr viel besser. Wir haben endlich wieder schön kombiniert, nur der Abschluss klappte nicht so recht."

Ring trifft die Latte



Chancen über Chancen erspielten sich die Gladbacher, doch entweder war Bremens Nationaltorhüter Tim Wiese rechtzeitig zur Stelle oder der Ball verfehlte den Kasten der Hausherren denkbar knapp - knapper als in den Schlussminuten ging es nicht, als Alexander Ring die Latte traf. Die Bremer waren etwas konsequenter mit ihrer Ausbeute, nutzten aber auch dankbar die Mithilfe des Gegners. Wie Rosenberg vor seinem Lupfer-Tor zur 1:0-Führung, da hatte Dante den Ball an der Strafraumgrenze vertändelt. "Da war ich leider etwas zu naiv", sagte er selbstkritisch, "das darf natürlich nicht passieren."

Doch auch die Bremer hatten eine unglückliche Situation zu beklagen. Dass sie Sebastian Boenisch passierte, war umso bitterer. Der Verteidiger hatte erstmals seit dem 28. August 2010 wieder in der Werder-Startelf gestanden, sich nach einer schweren Knieverletzung gerade in die Mannschaft zurückgekämpft, und dann war nach 27 Minuten alles wieder vorbei. Boenisch musste nach einer Notbremse gegen Herrmann vom Platz und schaute den Rest der Partie tief betrübt vom Spielertunnel aus zu.

"Ich werde eine Kiste Bier ausgeben, um mich bei der Mannschaft zu entschuldigen", sagte Boenisch kleinlaut. Doch seine Kollegen nahmen ihm nichts übel. "Wir haben für Basti mitgespielt und werden auch jetzt für ihn da sein", sagte Kapitän Clemens Fritz, "er wird gestärkt aus der Situation hervorgehen." Alle für einen eben.

Naldo als defensiver Mittelfeldmann



Das Miteinander hat gestimmt, auch bei der Einbindung eines weiteren Bremer Rückkehrers: Naldo. Trainer Thomas Schaaf hatte vor der Partie plötzlich drei Innenverteidiger zur Verfügung, und einen Spieler von Naldos Qualität lässt man da nicht auf der Bank sitzen. Prompt fand sich der Brasilianer erstmals auf der Sechserposition wieder und machte seine Sache ganz ordentlich.

"Es war anstrengender, weil ich mehr laufen musste", sagte Naldo augenzwinkernd, "aber die Mannschaft hat mich toll unterstützt." Marko Marin und Fritz sprangen Naldo immer wieder hilfreich zur Seite. Und dann gelang dem Hünen auch noch per Kopf der Treffer zum 2:2-Ausgleich nach einem Freistoß des fleißigen Zlatko Junuzovic.

"Als wir alle schon nicht mehr konnten und müde waren, haben wir genau diesen Kopfball von Naldo gebraucht", sagte Rosenberg, "da ist er einfach super!" So blieb unterm Strich bei den Gladbachern zwar ein wenig Frust über zwei vergebene Punkte, doch überwog die Gewissheit, den vierten Tabellenplatz gefestigt und dabei spielerisch deutlich überzeugt zu haben. Und den Bremern hatte der Punktgewinn zwar noch keine Sicherheit für einen internationalen Startplatz gegeben, doch ihr mitreißender Auftritt dürfte ihnen Schwung für die nächsten, kniffligen Aufgaben geben.

Petra Philippsen