Patrick Herrmann bejubelt in Leverkusen sein erstes Saisontor - insgesamt steht der Gladbacher bei drei Treffern
Patrick Herrmann bejubelt in Leverkusen sein erstes Saisontor - insgesamt steht der Gladbacher bei drei Treffern

"Einen Liebling habe ich nicht"

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München - Das lange Tüfteln hat sich gelohnt - seit Lucien Favre nach diversen Experimenten in der Startaufstellung schließlich Patrick Herrmann das Vertrauen auf der Position hinter den Spitzen geschenkt hat, läuft es bei Borussia Mönchengladbach wieder rund. Zum Abschluss der Hinrunde blieben die "Fohlen" fünf Mal ungeschlagen.

Im Gespräch mit bundesliga.de erklärt der 21 Jahre alte Herrmann nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in Dubai, was er sich für die Rückrunde vorgenommen hat und wie er mit den Vergleichen mit Marco Reus umgeht, der in der vergangenen Saison als hängende Spitze der Gladbacher von Erfolg zu Erfolg eilte.

bundesliga.de: Herr Herrmann, wie hart war die Umstellung von der Sonne Dubais auf den Gladbacher Schnee?

Patrick Herrmann: Sehr hart. Wir haben gerade eben noch trainiert und es ist wegen der Kälte schon eine ziemlich große Umstellung. Da frieren die Zehen und die Finger schnell ein.

bundesliga.de: Sie sind mit Gladbach in den Testspielen gegen Bundesliga-Konkurrenten ungeschlagen geblieben. Wie beurteilen Sie die derzeitige Form Ihrer Mannschaft?

Herrmann: Wir haben im Trainingslager gut gearbeitet. Die Spiele haben gezeigt, dass wir auch im neuen Jahr ganz gut drauf sind. Wir wollen die Serie an ungeschlagenen Spielen 2013 noch ein bisschen fortsetzen.

bundesliga.de: Und wie beurteilen Sie Ihre derzeitige Form?

Herrmann: Mit den Testspielen war ich sehr zufrieden. Ich habe zwei Tore vorbereitet und einen Elfmeter herausgeholt. Das war schon ganz gut, aber Bundesliga ist etwas ganz anderes.

bundesliga.de: War es in der Hinsicht wichtig, gegen direkte Konkurrenten zu testen?

Herrmann: Für den Kopf ist es gut, wenn man mit positiven Erlebnissen ins neue Jahr startet. Besser als zwei Mal zu verlieren. Von daher ist es gut, dass wir uns gegen Mitkonkurrenten durchgesetzt haben.

bundesliga.de: In der Hinrunde hat Ihr Trainer Lucien Favre lange an der optimalen Startelf gebastelt. Seit Sie als hängende Spitze agieren hat Gladbach in der Bundesliga nur ein Spiel verloren - inwiefern spielt Ihre Position dabei eine Rolle?

Herrmann: Echt? Das wusste ich gar nicht…

bundesliga.de: Nur gegen Stuttgart.

Herrmann: Seit der Umstellung spielen wir besser Fußball. Wir spielen besser miteinander. Wenn es die Ergebnisse zeigen, ist es umso besser. Man hat es auch auf dem Platz gemerkt. Klar, musste ich am Anfang in die Position hineinfinden. Die Laufwege kamen mit der Zeit und es wurde von Spiel zu Spiel besser.

bundesliga.de: In den Testspielen waren Peniel Mlapa oder Luuk de Jong Ihre Sturmpartner. In der Bundesliga hießen sie zuletzt Igor de Camargo oder Mike Hanke. Mit wem klappt das Zusammenspiel am besten?

Herrmann: Einen Liebling habe ich nicht, weil die Stürmertypen ziemlich ähnlich sind. Ich spiele mit allen gleichermaßen gerne zusammen. Da habe ich keine besonderen Vorlieben.

bundesliga.de: Können Sie dennoch spezielle Stärken Ihrer Sturmpartner nennen?

Herrmann: Egal ob Mike, Igor oder Luuk, alle sind dankbare Abnehmer von Flanken. Bei Kopfbällen und vom Spielerischen her sind alle gut. Es sind Kleinigkeiten, die sie voneinander unterscheiden.

bundesliga.de: Bis zu seinem Wechsel zu Borussia Dortmund spielte Marco Reus auf ihrer jetzigen Position. Nervt Sie der andauernde Vergleich mit Ihrem ehemaligen Teamkollegen?

Herrmann: Ich habe mich daran gewöhnt. Wobei es eigentlich kein richtiger Vergleich ist. Marco ist ein Weltklassespieler, zur Zeit der beste in Deutschland. Das zeigt er immer wieder, jede Woche. Von daher ist es schwer, mich mit ihm zu vergleichen. Da, wo er ist, bin ich noch lange nicht. Ich gebe einfach in jedem Spiel Gas und gebe mein Bestes, aber mit Marco kann man mich noch nicht vergleichen.

bundesliga.de: In der vergangenen Saison war die Borussia für überfallartige Konter bekannt. In der zurückliegenden Hinrunde gelang nur ein Kontertor. Warum können Sie Ihre einstige Stärke nicht so ausspielen?

Herrmann: Wir legen im Moment eine andere Spielweise an den Tag. Im Trainingslager haben wir in einem 4-3-3- oder in einem 4-4-2-System gespielt. Wir spielen momentan einen ganz anderen Fußball als noch mit Marco Reus, Roman Neustädter und Dante. Trotzdem hat es in der Hinrunde ganz gut geklappt.

bundesliga.de: Reus hat den Schritt zu einem anderen Verein gewagt. Inter Mailand und Tottenham Hotspur sollen an Ihnen interessiert gewesen sein. Wie reizvoll wäre es für Sie, irgendwann einmal im Ausland zu spielen?

Herrmann: Der eine oder andere Verein hat angeklopft. Im Moment bin ich froh, dass ich hier spiele und mich in der Bundesliga beweisen kann. Schließlich ist die Bundesliga eine der stärksten, wenn nicht gar die stärkste Liga in Europa. Ich mache mir noch keine Gedanken, was darüber hinaus geschieht, weil ich noch einen Vertrag hier habe.

bundesliga.de: Aber Sie ehrt das Interesse?

Herrmann: Ja sehr. Es ist eine Bestätigung für meine gezeigten Leistungen. Nach so einer Saison, wie wir sie im vergangenen Jahr gespielt haben, ist ja vollkommen klar dass, die jungen Spieler Interesse wecken.

bundesliga.de: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für die Rückrunde gesteckt?

Herrmann: In der Hinrunde lief es für mich durchwachsen - gerade durch den Positionswechsel hatte ich es schwer. Ich will mich auf jeden Fall noch steigern. Ich habe in der Hinrunde drei Tore geschossen, aber es könnten durchaus schon mehr sein. Das will ich in der Rückrunde besser machen.

Das Gespräch führte Maximilian Lotz