Der VfB Stuttgart blickt auf eine holprige Saison zurück. Die Schwaben konnten sich mit 32 Punkten gerade noch auf Rang 15 retten
Der VfB Stuttgart blickt auf eine holprige Saison zurück. Die Schwaben konnten sich mit 32 Punkten gerade noch auf Rang 15 retten

Eine Saison zum Vergessen

xwhatsappmailcopy-link

Stuttgart - Der Altmeister also soll es richten. Nach einer zum größten Teil desaströsen Saison mit einem Verschleiß von drei Trainern, einer Niederlagenserie von acht Spielen in Folge und einem nervenzerfetzenden Abstiegskampf bis zum vorletzten Spieltag kommt nun Armin Veh als neuer Übungsleiter nach Stuttgart. Der Mann, der 2007 die Schwaben zum Deutschen Meister machte. Der Mann, der dem VfB Stuttgart die wohl größte Sternstunde im Profifußball bescherte. Klar ist aber auch: Auf den gebürtigen Augsburger Veh wartet eine Mammutaufgabe.

Pleitenserie kostet Schneider den Kopf

Denn bei der Mannschaft vom Neckar hat in der abgelaufenen Spielzeit so gut wie gar nichts zusammengepasst. Bereits der Start in die Saison ging völlig daneben. Nach drei Niederlagen zum Auftakt musste Trainer Bruno Labbadia gehen, dessen Vertrag kurz zuvor erst verlängert wurde. Es kam der junge Thomas Schneider, ein Trainer ohne jede Bundesliga-Erfahrung. Schneider, dessen Auftrag es war, möglichst viele junge Talente zu integrieren, erwischte einen respektablen Start.

So wurde am 4. Spieltag 1899 Hoffenheim mit 6:2 aus der heimischen Mercedes-Benz-Arena gefegt, ein Kantersieg, der sich im Nachhinein als Bumerang erwies. Denn in den kommenden Wochen begann für den VfB eine beispiellose Negativserie, die nur von wenigen einzelnen Siegen unterbrochen wurde. Die Schwaben glitten in ein negatives Fahrwasser, verloren von Spieltag zu Spieltag an Selbstvertrauen und die Erkenntnis wuchs, dass die Qualität des Kaders eben doch nicht so hoch anzusiedeln ist.

Immer weiter rutschte der VfB in der Tabelle ab, erkämpfte sich zwischenzeitlich viele Unentschieden, die ihn nicht groß weiter brachten. In der Rückrunde allerdings folgte der große Einbruch: Sage und schreibe acht Mal in Folge verloren die Stuttgarter, eine Pleitenserie, die Schneider letztlich den Kopf kostete. In der Analyse ist festzuhalten: Schneider ist durchaus ein Trainer-Talent, war aber mit der extrem brenzligen Situation am Wasen überfordert. Sein Vorhaben, beim VfB einen Generationswechsel einzuleiten, scheiterte. Als "zu krassen Schritt" bewertete Führungsspieler Martin Harnik Schneiders Ideen im Gespräch mit bundesliga.de. Auch in Sachen Ansprache und Führung wurden Schneider Fehler attestiert.

Zehn Spiele vor Saisonende, mittlerweile in akuter Abstiegsgefahr, holten die Stuttgarter ihren Retter. Huub Stevens, der "Knurrer aus Kerkrade", kam und brachte die kurz vor der Havarie stehende VfB-Flotte wieder in die richtige Spurrinne. Der Holländer griff zu den Mitteln eines krisenerprobten Übungsleiters: Ausgeprägte Disziplin, deutliche Worte und klare interne Maßnahmen zeigten positive Wirkung. Vor allem defensiv stabilisierten sich die Schwaben, kassierten weniger Gegentreffer und retteten so mit Ach und Krach die Klasse. Und das obwohl man sich in der Saison unglaubliche 20 Gegentreffer in der letzten Viertelstunde einfing - ein trauriger Rekord.

Rüdiger: "Unter Stevens sind wir ein Team geworden"

Nun also Veh, und das, obwohl viele VfB-Spieler gerne mit Stevens weitergemacht hätten. "Ich hätte mir gewünscht, dass er weitermacht", sagte beispielsweise Verteidiger Antonio Rüdiger, der unter Stevens immer stärker wurde. "Unter ihm sind wir wieder ein Team geworden." Dankbar zeigte sich Kapitän Christian Gentner, der Stevens einem maßgeblichen "Anteil am Klassenerhalt" zusprach. Stevens aber wollte und konnte vor allem nicht mehr. "Ich habe einige Wochen nötig, um wieder Kräfte zu sammeln", sagte Stevens nach dem letzten Spiel in München, das man mal wieder in allerletzter Sekunde verloren hatte. Eine Aussage, die Bände spricht. Die VfB-Rettung - wohl eine der schwierigsten Aufgaben in Stevens' Trainerkarriere.

"Die neue Saison bietet eine große Chance", sagt jetzt VfB-Sportvorstand Fredi Bobic. Dafür allerdings muss einiges getan werden. Es gibt zahlreiche Baustellen in der Mannschaft, vor allem auf den Außenbahnen herrscht großer Renovierungsbedarf. Mit dem Salzburger Florian Klein wurde der erste Neuzugang bereits verpflichtet, das aber ist wohl erst der Beginn einer großen Transfer-Offensive. Der VfB steckt im Umbruch. Wird es auch ein Aufbruch?

Jens Fischer