Mladen Petric (l.) hat die letzten drei Hamburger Treffer alle selbst erzielt
Mladen Petric (l.) hat die letzten drei Hamburger Treffer alle selbst erzielt

Ein unzufriedener Tabellenführer

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Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte Frank Rost statt eines Sieges eine Niederlage zu verdauen, als er kurz nach Spielende vom Rasen ging.

Der HSV-Kapitän war trotz des 1:0-Erfolgs seines Teams gegen Aufsteiger Borussia Mönchengladbach und der Tabellenführung verärgert: "Das war eher ein Spiel, das man gerne schnell wieder vergisst, obwohl wir es 1:0 gewonnen haben."

Das Spiel mag schnell vergessen sein, aber dass der Hamburger SV nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison die Tabellenführung der Bundesliga übernommen hat, bleibt auf jeden Fall hängen.

"Kirche im Dorf lassen"

Das gelang zuletzt in der Spielzeit 1999/2000. Damals stand der HSV am 3. und 4. Spieltag ganz oben - am Ende erreichte der Club Rang 3 und zog in die Champions League ein.

Bernd Hoffmann will die Spitzenposition zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht allzu hoch bewerten.

"Wir sind erst am 6. Spieltag, da muss man die Kirche im Dorf lassen. Aktuell ist das gerade eine Momentaufnahme und wir werden auch weiterhin die Politik der kleinen Schritte fahren, um so lang wie möglich mit oben dabei zu sein", erklärte Hamburgs Vorstandsvorsitzender am Sonntag im "DSF-Doppelpass".

HSV überzeugt nicht gegen Gladbach

Beim HSV hebt also keiner ab. Wie ein Meisterschaftsaspirant haben sich die Hamburger gegen Gladbach aber auch noch nicht präsentiert.

Das Glück ist mit dem Tüchtigen - dieser Spruch passte am Samstag ganz gut zu den Hanseaten. Denn nach dem 1:0-Führungstreffer durch Mladen Petric versäumte es das Team von Trainer Martin Jol frühzeitig für die Entscheidung zu sorgen. So kam der Aufsteiger aus Gladbach in der 71. und 90. Minute beinahe noch zum Ausgleich.

"Wir hätten unbedingt das zweite Tor machen müssen, um den Sack zuzumachen", meinte Sportchef Dietmar Beiersdorfer.

"Ein schmutziger Sieg"

"Wir wissen, dass wir noch Probleme haben", pflichtete Jol bei, "uns fehlt noch die Kreativität, wenn der Gegner so tief steht. Das war ein schmutziger Sieg."

Fest steht aber: Es sind Spiele wie das am Samstag, die den Unterschied ausmachen. Duelle, die man trotz einer eher mäßigen Leistung nach Hause bringt. So setzt man sich oben fest.

Die Bilanz bis hierhin stimmt jedenfalls beim HSV: Das DFB-Pokal-Achtelfinale ist erreicht, im UEFA-Pokal hat man trotz des 0:0-Hinspielergebnisses noch alle Chancen auf die Gruppenphase und die Bundesliga führt man nun mit einem Punkt Vorsprung auf die Konkurrenz an.

Auf dem Weg, van der Vaart zu ersetzen

Wer hätte das gedacht, nach dem Weggang des Top-Stars Rafael van der Vaart kurz vor Saisonbeginn?

Ein wenig vermisst Jol zwar dessen "Extras" noch, doch es wurde ja Ersatz beschafft. Im Vorbeigehen kann van der Vaarts Lücke aber natürlich nicht geschlossen werden.

"Uns fehlen gegen solch einen Gegner noch die Ideen", sagte Jol, "solange Thiago Neves und Jonathan Pitroipa noch nicht richtig integriert sind, haben wir Probleme." Das brauche noch Zeit, so Jol.

Petric schon in Form

Lediglich Neuzugang Petric ist schon jetzt in Form. "Er hat Pfeffer im Hintern, er kann den Unterschied ausmachen", sagt Jol über den Kroaten, der bereits am vergangenen Mittwoch im Pokal gegen Bochum beide Tore erzielt hatte.

Alles zusammengenommen will Jol nicht meckern: "Ich bin sehr zufrieden damit, dass wir trotz allem 13 Punkte haben und auf Platz 1 stehen." Na also, geht doch.

Thanh-Martin Nguyen / Michael Gerhäußer