Giovane Elber gratuliert der deutschen Nationalmannschaft zum WM-Titel
Giovane Elber gratuliert der deutschen Nationalmannschaft zum WM-Titel

"Ein echtes Team, das an sich glaubte"

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München - Giovane Elber ist Brasilianer, der lange in Deutschland lebte und beim VfB Stuttgart, Bayern München und Borussia Mönchengladbach zwischen 1994 und 2005 260 Bundesligaspiele machte. Bis heute hat er intensive Kontakte nach Deutschland. Dort hat auch seine Stiftung www.giovane-elber-stiftung.de ihren Sitz, die sich für brasilianische Straßenkinder einsetzt. Während der Weltmeisterschaft in Brasilien schrieb Elber für bundesliga.de sein WM-Tagebuch. Der letzte Teil dreht sich natürlich um den deutschen Triumph in Rio de Janeiro.

Wow, was für ein Finale. Was für eine Spannung. Was für ein Triumph für Deutschland. Glückwunsch. Ein ganz besonders herzlicher aus Brasilien. Der, der Weltmeister wird, hat es verdient, heißt es doch immer. Dieses Mal stimmt es zu einhundert Prozent.

Deutschland war top. Immer. Und das selbst in Spielen, die eng waren, weil sie immer eine Antwort fanden. Keiner war flexibler und keiner war ausdauernder. Spektakulär spielen? Ja. Kämpfen bis zum Unfallen? Auch ja. Großartig. Das Foto von Bastian Schweinsteiger, der blutend vom Platz geht und danach genäht wieder kommt, werde ich nie vergessen. Er hat bewiesen, welche Führungsqualitäten in ihm stecken. Wie viele andere im deutschen Team ein Weltklasse-Typ.

Großartig sind auch die vielen Spieler, die Deutschland hervor gebracht hat. Das zeigt wieder einmal die deutsche Gründlichkeit in der Ausbildung. Deutschland hat nach schweren Zeiten genau hingeschaut, hat sich Ideen geholt und selbst welche entwickelt. So flexibel zu sein, war der Schlüssel. Und noch etwas: Kein anderes Team kam so sympathisch rüber wie Deutschland. Auch Bundestrainer Joachim Löw hat Großartiges geleistet.

Da stand ein Team auf dem Platz, ich meine ein echtes Team, das an sich glaubte vom ersten bis zum letzten Mann.

Wir Brasilianer sind auch ein wenig stolz. Nein, eigentlich sogar sehr. Die WM war ein Erfolg für unser Land. So viele Menschen aus aller Welt hatten Spaß und Freude in unserem Land. Das meiste hat gut funktioniert. Ja, das meiste. Unser Fußball leider nicht. Dass Luiz Felipe Scolari als Nationaltrainer zurückgetreten ist, ist wohl die logische Konsequenz.

Wir haben schmerzlich erfahren wie schwer es ist, dem Erwartungsdruck einer WM im eigenen Land standzuhalten. Jetzt muss ein Neuanfang her. Der wird in einem Fußball-Land wie Brasilien auch gelingen, die Voraussetzungen sind nicht schlecht. Und es gibt Beispiele, wie der Weg aussehen kann. Deutschland hat ihn uns gezeigt.

Nachhaltige Nachwuchsarbeit gehört dazu, Offenheit und professionelles Arbeiten ebenso wie Beharrlichkeit und Leidenschaft. Nun feiert schön in Deutschland. Wir klatschen Beifall dazu, freuen uns mit euch - und sagen Danke an alle, die in Brasilien waren und mitgeholfen haben, diese WM zu einer fröhlichen und bunten zu machen.

Ihr habt euer Ding durchgezogen, weil ihr überzeugt wart davon. Ihr wart bescheiden, auch nach diesem Katastrophenspiel für uns Brasilianer. 1:7. Keiner hat große Töne gespuckt. Im Gegenteil. Es war bemerkenswert, wie die Reaktionen ausfielen. Die deutschen Spieler haben unsere Spieler getröstet. Weil sie den Schmerz mitfühlen konnten. 

Bei mir bleibt ein gutes Gefühl zurück, was diese WM angeht. Und eine Träne im Knopfloch, weil Brasilien nicht besser abgeschnitten hat. Wir hatten uns das so sehr gewünscht und viele Emotionen investiert. Vielleicht müssen wir - wenigstens etwas - "deutscher" werden.

Also Glückwunsch nochmals. Genießt einen einzigartigen Erfolg.

Ihr Giovane Elber