Sebastian Rudy wechselte im Sommer vom VfB zum Lokalrivalen Hoffenheim
Sebastian Rudy wechselte im Sommer vom VfB zum Lokalrivalen Hoffenheim

"Ein Stück weit Genugtuung"

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Sinsheim/München - Eine dunkle Vorahnung hatte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic offenbar schon im August, als der Transfer von Mittelfeld-Juwel Sebastian Rudy zum nahegelegenen Rivalen 1899 Hoffenheim in trockenen Tüchern war. "Wenn er in Hoffenheim explodiert", sagte Bobic damals, "dann sind wir die Deppen."

Sebastian Rudy hat in den vergangenen dreieinhalb Monaten alles dafür getan, Bobic' Befürchtung zu bestätigen. Ein Stück weit Genugtuung sei es "auf jeden Fall" für ihn, dass es in Hoffenheim so gut läuft, sagt Rudy. Seit dem 5. Spieltag steht er in der 1899-Startelf und ist drauf und dran, sich als feste Größe im Mittelfeld der Kraichgauer zu etablieren.

Im Interview spricht der 20-Jährige über das Derby bei seinem Ex-Club Stuttgart (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio), seine rasante Entwicklung bei 1899 und den Vergleich mit seinem einstigen Idol Bernd Schneider.

bundesliga.de: Herr Rudy, haben Sie am vergangenen Montag den Clasico gesehen?

Sebastian Rudy: Ja, habe ich verfolgt.

bundesliga.de: Ihr ehemaliger Teamkollege Sami Khedira stand auf dem Rasen, mit Mesut Özil ein weiterer junger Deutscher. Träumen Sie davon, auch einmal bei Barca oder Real zu spielen?

Rudy: Klar, für einen Fußballer ist es das Allergrößte bei einem dieser Clubs zu spielen, davon träumt doch jeder.

bundesliga.de: Am Wochenende steht für Sie ein Duell an, das vielleicht in einigen Jahren zumindest in der Bundesliga ebenfalls Klassiker-Status haben könnte. Sie treffen auf den VfB, den Verein, bei dem Sie viele Jahre lang gespielt haben. Was für eine Partie erwarten Sie?

Rudy: Es ist ein Derby, deshalb rechne ich mit einem aggressiven, spannenden Spiel. Es wird eine harte Partie.

bundesliga.de: Sie sind mit 13 Jahren in die VfB-Jugend gewechselt, waren dort im Internat und haben schließlich den Sprung zum Profi geschafft. Welche Bedeutung hat das Spiel für Sie persönlich?

Rudy: Ich freue mich sehr darauf, meine alten Kollegen wiederzusehen und gegen sie zu spielen. Meine Familie und viele alte Bekannte werden im Stadion sein.

bundesliga.de: Sie standen seit dem 5. Spieltag immer in der Startelf. Haben Sie erwartet, dass Sie sich so schnell im Team etablieren?

Rudy: Es ist schön, dass es so schnell geklappt hat, damit gerechnet habe ich aber wirklich nicht.

bundesliga.de: Ist es ein Stück weit Genugtuung für Sie, dass es bei 1899 so gut läuft, nachdem Sie beim VfB im Sommer fortgeschickt wurden?

Rudy: Das ist es auf jeden Fall. Ich freue mich, dass ich hier zum Spielen komme und mich weiterentwickeln kann.

bundesliga.de: Unter Markus Babbel haben Sie auch beim VfB einige Partien von Beginn an bestritten, nach dem Wechsel zu Christian Gross waren Sie nur noch Einwechselspieler. Wie hat es Gross Ihnen gegenüber damals begründet, dass er Sie kaum noch aufgestellt hat?

Rudy: Mir kam es so vor, dass Gross, als er frisch in die Mannschaft kam, durch Entscheidungen Zeichen setzen musste. Er kannte uns nicht und hat auf die erfahrenen Spieler gesetzt. Die Jungen hat er erst einmal außen vor gelassen.

bundesliga.de: War es so, dass Ihnen ein Wechsel nahegelegt wurde?

Rudy: Ich musste damals für mich schauen, wo ich sportlich die besten Perspektive habe. Der Wechsel war das Beste, was ich machen konnte für meine Entwicklung, weil ich hier mehr Einsatzzeit bekomme.

bundesliga.de: Ihr Teamkollege Boris Vukcevic hat kürzlich gesagt, dass die Spielphilosophie von Ralf Rangnick ein Mitgrund war, nach Hoffenheim zu kommen. Hat das Spielkonzept des Trainers auch für Sie eine Rolle gespielt?

Rudy: Für mich persönlich war wichtig, dass ich im zentralen Mittelfeld zum Einsatz komme. In unserem Spielsystem spielen wir mit drei Sechsern, beim VfB waren es nur zwei, deshalb war hier in Hoffenheim ein Platz mehr frei in der Zentrale. Das war mit ein Grund, meine Chancen standen dadurch besser.

bundesliga.de: Sie haben einmal gesagt, Bernd Schneider sei früher Ihr Vorbild gewesen. Was fehlt Ihnen noch zu "Schnix" in seiner besten Zeit?

Rudy: Da fehlt mir noch einiges in vielerlei Hinsicht. Er hatte ein richtig gutes Auge für die Mitspieler, hat richtig gute Pässe geschlagen - um auf dieses Niveau zu kommen, muss ich mich noch sehr viel weiterentwickeln.

bundesliga.de: Was möchten Sie am kommenden Montag in der Zeitung über Sie lesen?

Rudy: Eigentlich nichts Besonderes, so in etwa: Hoffenheim gewinnt ein richtig gutes Spiel in Stuttgart, Sebastian Rudy zeigt konstant gute Leistungen.

Das Gespräch führte Andreas Messmer