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Simon Jentzsch schnappte den Bremern die "Torfabrik" ein ums andere Mal vor der Nase weg
Simon Jentzsch schnappte den Bremern die "Torfabrik" ein ums andere Mal vor der Nase weg

Ein schlimmer Finger

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Augsburg - Es war der Finger der Region. Nachdem sich Simon Jentzsch beim 1:0-Sieg in Mainz den Ringfinger der rechten Hand gebrochen hatte, beschäftigte ganz Fußball-Schwaben nur eine Frage: Würde der in den letzten Partien überragende Keeper des FC Augsburg gegen Bremen zwischen den Pfosten stehen können?

Er konnte. Und wurde trotz seines schlimmen Fingers zum schlimmen Finger für den Gast von der Weser. "Werder ist an Simon verzweifelt", gab Jos Luhukay, der Trainer des Aufsteigers, nach dem glücklichen 1:1 zu Protokoll. Und auch Sascha Mölders lobte. "Er hat ein paar Hundertprozentige gehalten", sagte der Stürmer. "Das war wichtig, sehr wichtig. Das gab uns den nötigen Rückhalt."

"Vielen Dank an meinen Ausrüster"

Um allen Eventualitäten vorzubeugen, hatte sich Jentzsch einen Spezialhandschuh mit vier Fingern anfertigen lassen. "Vielen Dank an meinen Ausrüster, der das innerhalb von zwei Tagen hingekriegt hat", sagte der 35-Jährige hinterher. Nichtsdestotrotz traf er unmittelbar vor dem Anpfiff die Entscheidung, mit dem vertrauten Handwerkszeug in die Partie zu gehen. Weshalb? "Vielleicht habe ich mich vom Kopf her so besser gefühlt", sagte der Schlussmann, räumte aber ein, dass es sich nur um eine Vermutung handle. "Manche Dinge kann man einfach nicht erklären."

In den Tagen vor dem Bremen-Spiel war hektische Betriebsamkeit angesagt, um Simon Jentzsch fit zu bekommen. Am Mittwoch erhielt er "von den Physios und den Ärzten das Signal, dass es machbar ist". Und dann wurden Überstunden absolviert, "um die Schwellung raus zu kriegen". Jentzsch: "Alle, die sich um mich gekümmert haben, haben einen tollen Job gemacht. Sie haben es mir erst ermöglicht, dass es geht."

"Ein blödes Standardtor"

Neben der Entscheidung, die gewohnten Handschuhe zu tragen, hatte der Schlussmann vor dem Anpfiff noch eine weitere getroffen: die, sich spritzen zu lassen. "Das war richtig so", befand der Keeper hinterher. Schon beim Warmmachen sei ihm aufgefallen, "dass ich dadurch wenig Schmerzempfinden im Finger habe. Da wusste ich, dass ich im Spiel voll hingehen kann."

Das tat er dann auch. Vor der Pause lenkte er einen unhaltbar scheinenden Kopfball von Markus Rosenberg an die Latte, im zweiten Durchgang rettete er zweimal gegen den vor ihm allein aufgetauchten Claudio Pizarro. Denkt man in solchen Situationen an die Verletzung? "Nein", schüttelte Jentzsch den Kopf. "Da ist so viel Adrenalin im Körper, dass du dich nicht damit beschäftigst."

Der schwierigste Ball, der auf seinen Kasten gekommen ist, sei der gewesen, "der reingegangen ist". In der 68. Minute hatte Pizarro im Anschluss an eine Ecke die von Axel Bellinghausen erzielte FCA-Führung (49.) per Kopf egalisiert. "Ein blödes Standardtor zwar", wie der Keeper sagte, das aber auch von Klasse zeuge, "die Bremen vorn drin hat. Die können aus jeder Situation einen Treffer machen."

Gegen Regionalligist Leipzig im Pokal

Als Held des Spiels, als Retter des Unentschiedens wollte er sich partout nicht sehen. Alle Komplimente - und das waren nicht wenige - leitete er umgehend an seine Teamkollegen weiter. "Ohne meine Mannschaft", sagte er, "könnte ich diese Leistungen nicht zeigen. "Sie hat wieder aufopferungsvoll gekämpft, das war, glaube ich, deutlich zu sehen."

Am Dienstag, im Pokal, geht es zum Regionalligisten RB Leipzig, der in der ersten Hauptrunde sensationell den VfL Wolfsburg eliminiert hatte. Mit Simon Jentzsch? "Ich denke von Tag zu Tag und werde alles auf mich zukommen lassen", sagte der Torhüter, der weiß, dass mit des Geschickes Mächten kein ewger Bund zu flechten ist. "Da kann es ganz anders laufen. Vielleicht gehen zwei Bälle durch die Beine, und dann bin ich der Depp." Sollte die Nummer zwei, Mohamed Amsif, zum Einsatz kommen, wäre das kein Problem. "Mo ist ein guter junger Mann, ihm gehört ohnehin die Zukunft. Ich muss nicht bis 40 oder 50 spielen."

Doch egal, wer gegen die Sachsen zwischen den Pfosten stehen wird - für den FCA geht es darum, eine Werbeagentur Lügen zu strafen. Die hatte in der Leipziger Innenstadt ein paar tausend Badelatschen verteilen lassen mit der Aufschrift: Augsburger Pokalschlappen.

Reinhart Kruse