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Die "Macher" des Sommermärchens von 2006: Joachim Löw (l.) und Jürgen Klinsmann. Am Donnerstag treffen sie bei der WM aufeinander (© Imago)
Die "Macher" des Sommermärchens von 2006: Joachim Löw (l.) und Jürgen Klinsmann. Am Donnerstag treffen sie bei der WM aufeinander (© Imago)

Ein "Klassentreffen" mit besonderem Reiz

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München - Dass sich im Nationalteam der USA einiges getan hat, haben die jüngsten WM-Ergebnisse eindrucksvoll bewiesen. 2:1 gegen Ghana, 2:2 gegen Portugal, wobei die Amerikaner gegen Superstar Ronaldo die eindeutig bessere Mannschaft waren. Wer Zweifel an der gewachsenen Qualität der Fußballer aus den USA hatte, könnte nach deren ersten zwei Auftritten in Brasilien und einer gelungenen WM-Qualifikation ein Stück "überzeugter" sein, dass der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw beim "Klassentreffen" am Donnerstag (ab 17:45 Uhr im Live-Ticker) in der tropischen Atmosphäre in Recife wohl alles abverlangt wird.

Keine "Schande von Recife"

Dass sich dort jede Menge "alte Bekannte" wiedersehen, liegt auf der Hand. Nicht nur, dass mit Klinsmann der ehemalige Bundestrainer als Chef auf der US-Bank sitzt, und der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts als "Berater" fungiert, im US-Kader stehen mit dem in München geborenen Fabian Johnson (1899 Hoffenheim), Timothy Chandler (1. FC Nürnberg/in Frankfurt geboren), dem Berliner John Anthony Brooks (Hertha BSC) und dem 18-jährigen Youngster Julian Green (Bayern München) vier aktuelle Bundesliga-Profis. Dazu haben Michael Bradley (früher Borussia Mönchengladbach) und DaMarcus Beasley (einst Hannover 96) Bundesliga-Erfahrung.

Der Ex-Schalker Jermaine Jones (Besiktas Istanbul) ist nicht nur in Deutschland geboren, er spielte sogar dreimal für die deutsche A-Auswahl. Johnson, Brooks und Green hatten diverse Einsätze in DFB-Juniorenteams. Johnson wurde mit Mesut Özil, Manuel Neuer, Sami Khedira und Jerome Boateng U21-Europameister.

Dass sich beide Seiten auf ein "friedliches" Remis verständigen, haben sowohl Klinsmann als auch Löw ausgeschlossen. "Wir wollen beide das Spiel gewinnen und werden es professionell angehen", sagte Bundestrainer Löw. "Es wird keine Absprachen geben, das wird auch so bleiben, zu 100 Prozent." Eine Wiederholung der "Schande von Gijon", als sich die DFB-Auswahl und Österreich bei der WM 1982 nach der deutschen 1:0-Führung auf einen Nichtangriffspakt einigten, ist also ausgeschlossen. 

Es knistert dennoch gewaltig, wenn Klinsmann (und Co.) seinen ehemaligen Assistenten Joachim Löw herausfordert. Und es steht außer Zweifel: Klinsmann hat in den USA ein laufstarkes Team geformt, das durch seinen "Teamspirit" auffällt. Die grundlegenden Veränderungen liefen nicht immer ohne Nebengeräusche ab. Im Mittelpunkt von Klinsmanns "Soccer Revolution" steht der Gedanke: Die Vergangenheit zählt nicht mehr, nur der Blick nach vorne und eine professionellere Einstellungen bringen Fortschritt. Zu den neuen Strukturen, die Klinsmann nach und nach einführte, gehört auch die Erkenntnis: Fußballprofi zu sein, ist ein 24-Stunden-Job und verlangt totale Fokussierung. Klinsmann brach die verkrustete Hierarchie im Team auf. Der US-Verband baute nach deutschem Vorbild rund 80 Nachwuchs-Akademien auf.

Klinsmann "ist ein Reformator"

Klinsmann und Co. suchten nicht nur weltweit nach Spielern, die US-Wurzeln (Doppelte Staatsbürgerschaft) haben, er berief zahlreiche junge Spieler in seinen WM-Kader. Im Gegenzug wurde beispielsweise der 32 Jahre alte US-Star Landon Donovan gestrichen, was ihm heftige Kritik einbrachte. Der TV-Journalist Michael Wilbon forderte ihn gar auf "die USA zu verlassen". Klinsmann aber wollte den Blick nach vorne richten - mit Perspektivspielern.

"Er ist ein emotionaler Leader, ein Reformator, der Dinge gerne verändert und umstrukturiert", sagte der ZDF-WM-Experte Oliver Kahn. Dabei schreckt Klinsmann vor unbequemen Wahrheiten nicht zurück. So kritisierte Klinsmann die rund 50 Millionen Dollar teure Vertragsverlängerung des Basketball-Superstars Koby Bryant (Los Angeles Lakers). "Warum bekommt er eine Vertragsverlängerung über zwei Jahre für 50 Millionen Dollar? Für das, was er in den kommenden zwei Jahren für die Lakers tun wird? Natürlich nicht. Er bekommt es für das, was er getan hat. Und das ergibt keinen Sinn." Bryant konterte: "Das war wirklich lustig. Es hatte etwas von Comedy. Jürgen ist Trainer, kein Investor oder Klubbesitzer, das relativierte seine Aussage etwas."

Vor dem Duell gegen Deutschland hat Klinsmann wieder auf "Angriffsmodus" geschaltet. Sportlicher Ehrgeiz steht auf dem Rasen im Vordergrund, selbst, wenn man alte Freunde wieder trifft. "Wir sind fokussiert, konzentriert und wollen nach vorne spielen und angreifen", sagt Klinsmann. Nach der ohnehin schon "tollen Gruppenphase" wolle seine Mannschaft "jetzt einen draufsetzen und das deutsche Team möglichst schlagen".

Oliver Trust