Nach drei Siegen in den ersten drei Spielen hat der 1. FSV Mainz 05 durch das bittere 1:4 bei Hannover 96 die Tabellenführung verpasst
Nach drei Siegen in den ersten drei Spielen hat der 1. FSV Mainz 05 durch das bittere 1:4 bei Hannover 96 die Tabellenführung verpasst

Effizienz macht den Unterschied

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Hannover - Es "müllert" weiter beim 1. FSV Mainz 05 - für einen Dreier in Hannover war der Treffer des Jung-Nationalspielers zum 1:0 aber zu wenig. Am Ende unterlagen die Mainzer, die mit einer Weißen Weste in die niedersächsische Landeshauptstadt gereist waren, den Gastgebern und verpassten dadurch den Sprung an die Tabellenspitze.

Tuchel sieht "technische Unzulänglichkeiten"

Immerhin traf Nicolai Müller traf auch beim Gastspiel in Niedersachsen und ist der einzige Spieler, der in jedem der bisher vier Saisonspiele einnetzte.

Trotz der kurzzeitigen Freude über Müllers erneuten Erfolg: Das Ergebnis in Hannover spiegelte nicht nur nach Auffassung der Gäste den Spielverlauf wider. "Wir waren über weite Strecken die bessere Mannschaft, haben Hannover bis zum Ausgleich beherrscht", sagte Torhüter Heinz Müller, der mit einem Patzer Hannover wieder ins Spiel gebracht hatte.



Der Schlussmann verschätze sich nach einem Eckstoß von Edgar Prib beim Herauslaufen, kam nicht an den Ball, den Mame Diouf zum 1:1 (31.) einköpfte. "Dumm gelaufen. Ganz klar mein Fehler", ärgerte sich der Routinier. Auch das 2:1 erzielte Artur Sobiech sechs Minuten nach dem Ausgleich per Kopf.

Von einer Lufthoheit der 96er wollte Trainer Thomas Tuchel aber nichts hören, obwohl der 1,96 m große Salif Sane bei Standards regelmäßig für ebenso viel Gefahr sorgte, wie die Torschützen Diouf (1,85 m) und Sobiech (1,84 m).

"Beim 1:1 ist Müller mit seinen Händen doch viel größer als Diouf, und beim 2:1 hätte auch ein kleinerer Spieler getroffen. Die Flanke von Lars Stindl war perfekt, und beim Kopfball kommt es ja nicht nur auf die Größe, sondern vor allem aufs Timing an", so der Mainzer Coach zu bundesliga.de . Nicht Kopfballschwäche, sondern "technische Unzulänglichkeiten" hätten zum 2:1 geführt.

"Keine Mittel gefunden"



Mit Beginn der zweiten Halbzeit setzte Tuchel dann noch stärker auf Offensive. Für Julian Baumgartlinger brachte er Maxim Choupo-Moting. "Wir haben auf 4-2-3-1 umgestellt und waren in der zweiten Halbzeit bis 30 Meter vor dem Tor stark. Aber danach haben wir keine Mittel gefunden", sagte Christoph Moritz. "Wir sind mit neun Punkten angereist und wären gern mit zwölf nach Hause gefahren."

Es hat nicht sollen sein. 96 spielte seine Stärke, das Umschalten von Balleroberung zu schnellem Abschluss, eiskalt aus, und erhöhte durch den eingewechselten Didier Yah Konan und Edgar Prib zum 4:1 Endstand.

"Ein kurioses Spiel"



"Es war ein kurioses Spiel. Kein Spiel, von dem, wenn man es sieht, man annimmt, dass es 4:1 ausgeht", war Christian Heidel auch lange nach Abpfiff durch Schiedsrichter Guido Winkmann fassungslos. "Die schießen fünf mal aufs Tor, vier davon sind drin. Das war gnadenlos effizient", haderte der Mainzer Manager. Das wollte der 50-Jährige allerdings ausdrücklich als Lob verstanden wissen. "Das hat mit Glück wenig zu tun. Das ist auch natürlich eine Qualität."

Harald Strutz nahm aus der 1:4-Niederlage sogar noch etwas Positives mit. "Dieses Ergebnis wird die Mannschaft noch mehr zusammenschweißen", war sich der FSV-Präsident sicher. "Sie hat nie aufgesteckt und alles gegeben. Da haben wir halt mal was auf den Hut bekommen. Na und."

Mainz gehört zu den Etablierten der Liga



Diese Aussage des Oberhaupts ist ein Fingerzeig auf das neue Selbstbewusstsein beim selbsternannten "Karnevalsverein". Das Image einer "Fahrstuhlmannschaft" hat man in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt ad acta gelegt.

"Wenn man im fünften Jahr in der Bundesliga spielt, seit 2009 nicht einen Tag auf einem Platz zwischen 16 und 18 stand und zu den Saisonenden den Abstand zu den Abstiegsplätzen gesehen hat, kann man schon von einer gewissen Etablierung sprechen", hatte Heidel vor dem Spiel in Hannover dem "kicker" gesagt. Und selbst Etablierte gewinnen nun mal nicht jedes Spiel.

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs